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BLKÖ:Kempelen, Johann Andreas Christoph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kempelen, Riza
Band: 11 (1864), ab Seite: 156. (Quelle)
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Kempelen, Johann Andreas Christoph (Gelehrter, geb. zu Preßburg 1716, gest. ebenda 17. Juli 1752). Aelterer Bruder Wolfgang’s [s. d. S. 158], durch seine wechselnden Schicksale [157] und seine ausgebreitete Gelehrsamkeit denkwürdig. Zeigte in früher Jugend großes Talent für die Mathematik, betrieb aber nicht minder eifrig Sprachen und historische Studien. Nachdem er in Tyrnau die Philosophie beendet, begab er sich nach Wien, wo er die Rechtswissenschaften hörte, und sein Unterricht, da er die classischen Sprachen und die wichtigsten der neueren trefflich verstand, in Häusern des hohen Adels sehr gesucht wurde. Bald erhielt er ein öffentliches Lehramt in Liegnitz, wurde aber in kurzer Zeit nach Wien an die Theresianische Ritterakademie berufen, wo er die Leitung des Institutes, nachdem der Director gestorben, übernahm. Ein Jahr führte er dieselbe, als Graf Ulefeld, der als Gesandter nach Constantinopel geschickt wurde, sich ihn als Gesandtschafts-Secretär und Historiographen erbat. K. folgte diesem ehrenvollen Rufe und vermehrte seine reiche Kenntniß der Sprachen noch um eine, die türkische. Nach seiner Rückkehr von Constantinopel trat er als Hauptmann in die Forgach’sche Legion und zeichnete sich in Deutschland bei Lauterburg, in Italien bei Piacenza aus, wurde beide Mal schwer verwundet und gerieth bei Lauterburg in Folge seiner Verwundung in feindliche Gefangenschaft. Nach hergestelltem Frieden des Soldatenlebens überdrüssig, erbat er sich die Erlaubniß, die Compagnie verkaufen zu dürfen, die ihm gewährt wurde, worauf er sich nach Rom begab und mit einem jährlichen Gnadengehalte von 600 fl. sich daselbst dem Studium der Theologie unterzog. Auch darin leistete er Ausgezeichnetes. Den jungen Gelehrten nahmen die Arcadier alsbald in ihren Kreis auf unter dem Namen Sibellinus. Jedoch schien ihm der Aufenthalt in Italien nicht zuzusagen und mit einem Empfehlungsschreiben des Papstes Benedict XIV. an die Kaiserin kehrte K. als Doctor der Theologie und Protonotarius apostolicus nach Oesterreich zurück und war ausersehen, die Erziehung des Kronprinzen zu leiten. Aber seine sehr geschwächte Gesundheit hinderte ihn, diese ihm zugedachte Stellung zu übernehmen, und so begab er sich als Domherr nach Preßburg. Als sich ungeachtet aller ärztlichen Pflege seine Gesundheit nicht besserte und die Ansicht ausgesprochen wurde, die Schwefelquellen zu Puteoli dürften ihm Heilung gewähren, gab ihm die Kaiserin 3000 fl. zu dieser Reise. Aber die Bäder brachten die entgegengesetzte Wirkung hervor; leidender, geschwächter als er dahin gereist war, kehrte er zurück und kam Mitte Mai 1752 in Preßburg an, aber schon wenige Wochen später erlag er, erst 36 Jahre alt seinem Leiden. Im Drucke ist nur Weniges von ihm erschienen, und zwar: „De cometis malorum nuntiis“ (Venetiis 1748, 8°.); – „De immutabilitate Dei“ (Romae 1749, 4°.); – „De usu adfectuum“ (ebd. 1750, 4°.); ungleich Schätzbares hinterließ er in Handschrift und zwar die Beschreibung seiner Gesandtschaftsreise nach Constantinopel, welche in der k. k. Hofbibliothek zu Wien aufbewahrt sein soll; außerdem ausführlichere Nachrichten von orientalischen Alterthümern und mehrere historische Arbeiten, welche von seiner Familie aufbewahrt wurden.

Ballus (Paul von), Preßburg und seine Umgebungen (Preßburg 1823, A. Schwaiger und J. Landes, 8°.) S. 169. – Horányi (Alex.), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, Ant. Loewe, 8°.) Tom. II, p. 316–326.Poggendorf (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Sp. 1241.