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BLKÖ:Jahn, Johann Quirin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 47. (Quelle)
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Jahn, Johann Quirin (Maler, geb. zu Prag 4. Juni 1739, gest. ebenda 20. Juli 1802). Schon sein Vater und Großvater waren Künstler; letzterer, Friedrich August Jahn war Miniatur- und Porträtmaler in Prag; Johann Quirin’s Vater Jacob (gest. zu Prag 21. Mai 1767) war ein geschickter Maler, der anfänglich zu Osseck, später in Prag seine Kunst ausübte; viele seiner Arbeiten, Historien, Blumenstücke und Porträte, werden im Stifte Osseck aufbewahrt. Der Sohn Johann Quirin verrieth in früher Jugend sein Malertalent, und um ihn zu einem Architekturmaler zu bilden, ließ ihn sein Vater bei dem berühmten Professor Ferdinand Schoor die Geniekunst studiren, während er ihn selbst in der Malerkunst unterwies. Zu gleicher Zeit betrieb er das Studium der lateinischen Sprache und der Philosophie, begann Kunstwerke zu sammeln und richtete auf Alles, was mit der Theorie der Kunst im Zusammenhange stand, sein Augenmerk. Von einer Reise durch Holland, Belgien, Frankreich und Deutschland nach Prag zurückgekehrt, brachte er nur kurze Zeit daselbst zu und begab sich sofort nach Wien, wo er die Akademie der bildenden Künste besuchte, unter Einem aber für den hohen Adel, von dem seine Arbeiten gesucht waren, fleißig malte. Schon früher hatte J. viel für Kirchen und Klöster gearbeitet, insbesondere zur Zeit, als er als Gehilfe des Malers Palko in dessen Dienste getreten war. Nachdem er – sein Vater war bereits gestorben – selbstständig zu arbeiten begann, war nach ihm große Nachfrage, und diese verminderte sich erst, nachdem durch die von Kaiser Joseph II. 1782 vorgenommene Klosterreform sich das Gebiet der Kirchenmalerei merklich verkleinerte. Die größere Muße, die ihm nun verblieb, widmete er dem Studium der Kunst und ihrer Geschichte, auf welchem Gebiete er mit mehreren Arbeiten öffentlich auftrat; auch vermehrte er seine Bibliothek, seine reiche Bilder- und Kupferstichsammlung, seine Büsten und anderen Kunstobjecte. J. stand zu seiner [48] Zeit in dem verdienten Rufe eines gelehrten Historienmalers. Auch als Architekt wurde J. beim Baue neuer Gebäude zu Rathe gezogen, und als die Krönung Kaiser Leopold’s II. in Prag stattfand und die Stände die Einrichtung eines Festsaales in Verbindung mit einem Theater beschlossen hatten, entwarf J. den Plan und wurde mit der Ausführung des Ganzen beauftragt, worauf er den Bau im kurzen Zeitraume von acht Wochen bewerkstelligte. Der Plan dieses Gebäudes wurde öfter in Kupfer gestochen und auch modellirt. Jahn arbeitete in Fresco und in Oel Altarbilder, Historienstücke, Porträte. In Fresco malte er die ganze Kirche zu Janich, das Presbyterium der Kirche zu Herzmanmiestecz und die Zimmer des Schlosses zu Cholticz; von seinen Altarblättern sind zu nennen: „Der H. Johann Nepomuk“, für die Paulaner zu St. Salvator in der Altstadt Prag, 1770; – „Der H. Philipp Neri“, für die Metropolitankirche zu St. Veit, 1772; – derselbe Heilige für die St. Stephanskirche in der Neustadt; – „Der H. Stephan“, für die Stephanskirche in der Altstadt, 1775; – „Der H. Expedit“, für die Piaristencapelle in der Neustadt, 1766; – vier Altarblätter für die Servitenkirche zu St. Michael in der Altstadt, 1764 und 1765; mehrere Altarbilder für die Stiftskirche des Cisterzienserordens zu Osseck; für die Pfarrkirche zu Chudenitz; zwei Altarblätter für die Pfarrkirche zu Schüttenhofen, in der er auch zwei Deckengemälde in Fresco ausführte; ebenso in der Kirche zu Klosterbladt; seine Altarbilder für die h. Michaelskirche in der Prager Altstadt, unter denen sich auch eine schöne Copie „Der heiligen Nacht“ von Coreggio befindet, kamen nach Aufhebung dieser Kirche in die neuerbaute Kirche zu Liebesnitz im Kaurczimer Kreise. Viele einzelne Altarblätter seiner Hand befinden sich zu Wartenberg, Trautenau, in der Prager Schloßkirche, und in anderen Kirchen Böhmens, Schlesiens und der Lausitz. Groß ist ferner die Zahl seiner in Oel ausgeführten Porträte, wie die für verschiedene Werke von ihm gezeichneten Vignetten. Mehrere seiner Bilder sind auch von J. Balzer, F. Heger, J. G. Haid, u. z. von letzterem eine Madonna beim Kinde in der Wiege gestochen worden. Von seinen literarischen, die Kunst betreffenden Arbeiten sind zu nennen sein „Zeichenbuch für Künstler und Liebhaber der freien Handzeichnung“ (Breslau 1781, Korn, Fol.), eines der besten Lehrbücher in seiner Art und seiner Zeit, in auswärtigen Zeichenschulen viel benützt; ferner in Riegger’s „Archiv der Geschichte und Statistik, insbesondere von Böhmen“ der Aufsatz: „Etwas von den ältesten Malern Böhmens nebst einem Beitrage zur Geschichte der Oelmalerei und Perspective (Bd. I, S. 1–93); – in Desselben „Statistik von Böhmen“: „Von der alten Verfassung der Malerbruderschaft in Böhmen“ (Heft VI, S. 117); – in der „Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste“: „Nachrichten von den alten und neuen Malern“ (Bd. 19 u. 20). Nach seinem Tode erschien die „Abhandlung über das Bleichen und die Reinigung der Oele zum Oelmalen“ (Dresden 1808, Walther, 4°.), als Anhang zu Philipp Hakert’s[WS 1] Sendschreiben über den Gebrauch des Firnisses, ein geschätztes und noch immer brauchbares Buch. In Handschrift hinterließ er: „Anekdoten zur Lebensgeschichte berühmter Maler und Beurtheilung ihrer Werke“, welches Manuscript sich im Besitze von Dlabacz befand. Als Mensch war J. hoch geachtet; er, der von der Arbeit seiner Hände lebte, fand immerhin die Zeit, armen Waisen täglich unentgeltlichen [49] Unterricht in seiner Kunst zu ertheilen, wodurch sie in den Stand gesetzt wurden, sich selbst ihr Brot zu verdienen. Die Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag ernannte ihn 1796 zu ihrem Ausschußmitgliede.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1858, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 436. – Annalen der Literatur und Kunst im österreichischen Kaiserthume (Wien, Anton Doll, 4°.) Jahrgang 1802, Intelligenzblatt Nr. 57, Sp. 54. – Nagler (K. G. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VI, S. 397. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. I, S. 668 [nach diesem gest. 18. Juli 1802]. – Baur (Samuel), Gallerie historischer Gemälde aus dem achtzehnten Jahrhundert (Hof 1806, G. A. Grau, 8°.) Theil VI, S. 343 [nach diesem gestorben 18. Juli 1802]. – Meinert (Jos. Georg), Libussa, eine vaterländische Vierteljahrschrift (Prag, 8°.) Bd. II, Stück 1, S. 97. – Meusel, Archiv für Künstler, Bd. I, Nr. 1, S. 125. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 12 [nach dieser gest. 20. Juli 1820]. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag, 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, S. 5. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe Hackert, Philipp (ADB).