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BLKÖ:Hertelendy, Gabriel (I.) von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Herstorfer, Hanns
Band: 8 (1862), ab Seite: 401. (Quelle)
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Hertelendy, Gabriel (I.) von (Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria-Theresien-Ordens, geb. zu Gosztony im Eisenburger Comitate Ungarns 6. September 1742, gest. zu Göngyös 16. Juni 1820). Trat, 17 Jahre alt, in das Huszaren-Regiment Nr. 2, damals Kalnoky, wurde 1767 Corporal, 1772 Unterlieutenant und Regiments-Adjutant, 1778 Oberlieutenant. [402] Als 1787 der Türkenkrieg ausbrach, befehligte H. bereits eine Escadron und zeichnete sich 1788 im Treffen bei Grosest durch seine Tapferkeit aus. Von vier Säbelhieben schwer verwundet, sank er nieder, ohne ein Lebenszeichen mehr zu geben. Schon wollte die Mannschaft ihn beerdigen, als ein Unterarzt noch Leben in ihm verspürte und ihn vor dem Lebendigbegraben errettete. Wieder genesen focht er 1789 auf den Schlachtfeldern in der Wallachei, wo er sich bei Kimpolung (16. September d. J.), später bei Oytos auszeichnete, an welch’ letzterem Orte er die feindlichen Batterien eroberte. Ein Handschreiben des Herzogs Leopold von Toscana vom 27. Jänner 1791 würdigte insbesondere seine Heldenthat. Im französischen Revolutionskriege stand H., dessen Reiterkühnheit bereits sprichwörtlich geworden war, immer in der Vorhut. Bei Offenbach, Eßlingen und im Walde bei Wendenheim, während des Rückzuges aus dem Elsaß, gab er erneuerte Proben seines Muthes und rückte im Jänner 1794 in Folge seiner Waffenthaten zum Major vor. Vornehmlich seiner Wachsamkeit und Umsicht als Vorposten-Commandant ist der unter den schwierigsten Verhältnissen glücklich ausgeführte Rückzug des rechten Flügels von Beaulieu’s Armee bei Rochefort und über die Maas zu danken. Im Jahre 1796 focht er in Italien und zeichnete sich bei Cerea und S. Giorgio so aus, daß er 1797 zum Oberstlieutenant befördert wurde. Seine herrlichste Waffenthat aber führte er in der Schlacht bei Cassano (27. April 1799) aus. Der rechte Flügel der Unsrigen, aus den Divisionen Ott und Zoph bestehend, wurde von den Truppen, welche General Moreau befehligte, bereits zurückgedrängt und die feindlichen Bataillone machten schon Bewegungen diesen Flügel zu umgehen. Hertelendy, dieß gewahrend und ohne erst Befehl abzuwarten, stürzte sich mit seiner Division auf den Feind; bereits hatte er drei Attaquen mit großer Bravour ausgeführt; der überlegene Feind hielt unverrückt Stand; mit zwei Divisionen verstärkt, machte er eine neue Attaque auf das Centrum und den linken Flügel der Franzosen und brachte beide in Unordnung; bei der sechsten Attaque endlich hatte er das feindliche Centrum durchbrochen und die Franzosen ergriffen die Flucht. 200 Franzosen wurden von den Huszaren zusammengehauen, das feindliche Hauptquartier Insago genommen, und unser Sieg ward in Folge von Hertelendy’s Waffenthat so vollständig, daß nebst 2800 Gefangenen, darunter 70 Officiere, 1 Fahne, 12 Kanonen, 1 Haubitze und 8 Munitionswagen erbeutet wurden. Im nämlichen Jahre zeichnete er sich bei Tidone und an der Trebbia (17.–19. Juni) und bei Novi (15. August) aus. Als im Jahre 1800 aus den Jazygiern und Kumaniern das Palatinal-Huszaren-Regiment Nr. 12 neu errichtet worden war, erbat sich dasselbe Hertelendy zum Obersten, und in der 66. Promotion (18. August 1801) wurde H. mit dem Ritterkreuze des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1805 führte er sein Regiment auf den Kampfplatz und focht wie immer mit Tapferkeit; insbesondere berühmt aber macht ihn und sein Regiment das mit heldenmäßiger Selbstaufopferung ausgeführte Durchschlagen durch die französische Armee bei der Capitulation von Ulm, eine That, welche ein Landsmann Hertelendy’s, der Dichter Vitez Michael [403] Csokonay [Bd. III, S. 62] in einem nationalen Liede gefeiert hat. Im Jahre 1808 zum General-Major befördert, erhielt er eine Brigade in Lemberg und wurde in einem Schreiben des Erzherzogs Palatin unter Einem aufgefordert, sich durch einen Künstler malen zu lassen und dieses Bild im Regiment bei dem jeweiligen Commandanten desselben zu hinterlegen, damit sein Gedächtniß für alle künftigen Zeiten darin fortlebe. Im Jahre 1812 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, trat er 1814 seiner durch viele Wunden und Kriegsstrapazen geschwächten Gesundheit wegen in den Ruhestand, den er noch sechs Jahre zu Gyöngyös, inmitten seines geliebten dort stationirten Palatinal-Huszaren-Regiments, verlebte. H. war einer der berühmtesten Reiter-Generale in der österreichischen Armee, und sein Erscheinen vor der Fronte elektrisirte seine Heldenschaar, die ihm ohne Zögern folgte wohin er sie führte; denn sein Durchschlagen bei Ulm steht in der Kriegsgeschichte einzig da. Wie alt H. war, als er starb, ob 72, 78 oder gar 82 Jahre, läßt sich bei den in den Quellen angegebenen Verschiedenheiten des Geburts- und Todesdatums nicht festsetzen.

Szöllösy (Joh. Nep.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bisch. Lyc. Druckerei, 8°.) S. 356 [nach diesem geb. 6. Sept. 1742, gest. 16. Juni 1820]. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 641 u. 1743 [nach diesem geb. zu Gázlóny 1734, gest. 16. Juli 1826]. – Leitner von Leitnertreu (Th. Ignaz), Ausführliche Geschichte der Wiener Neustädter Militärakademie (Hermannstadt 1852, Steinhaußen, 8°.) S. 446. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon von J. Hirtenfeld (Wien 1852, gr. 8°.) Bd. III, S. 170 [nach diesem geb. zu Gaszlony (?) 1734, gest. 16. Juli 1826]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 570 [nach dieser geb. 1748, gest. 16. Juni 1826]; Bd. VI, Suppl. S. 481 [nach diesem gest. 16. Juni 1820]. – Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt, Fol.) 1857, Nr. 244 [stimmt mit Szöllösy in den Angaben der Geburt und des Todes überein]. Ob Hertelendy von der in Ungarn noch blühenden Adelsfamilie gleichen Namens abstammt oder mit derselben sonst in verwandtschaftlicher Beziehung steht, kann nicht angegeben werden, wenigstens erscheint er nicht auf der Stammtafel, welche Iván Nagy in seinem Werke über die ungarischen Adelsfamilien: „Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal“ (Pesth 1856 u. f., Moriz Ráth, 8°.) Bd. V, S. 104. mittheilt.