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BLKÖ:Herrmann von Hermansdorf, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 8 (1862), ab Seite: 392. (Quelle)
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Herrmann von Hermansdorf, Johann (Genie-Hauptmann, der Held von Predil, geb. zu Prag 30. November 1781, gestorben den Heldentod für’s Vaterland zu Predil in Kärnthen 18. Mai 1809). Sohn des Hofrathes Johann Franz [s. d. Folg. S. 395], erhielt seine militärische Ausbildung in der Genie-Akademie, aus welcher er am 16. September 1799 als Cadet in das Corps trat und in demselben am 14. October 1800 zum Oberlieutenant, am 1. Juli 1805 zum Hauptmann 2. Cl. (en second), am 25. Jänner 1809 zum wirklichen Hauptmann befördert wurde. Gleich seinem Waffen- und Todesgefährten Hensel [s. d. S. 309), hatte sich Herrmann zur Vertheidigung des Fortes Predil gemeldet. Der Berg Predil, ungefähr eine Stunde von Raibl entfernt, bildet auf seiner Höhe die Grenze zwischen Kärnthen und der Grafschaft Görz, und den höchsten Punkt zwischen dem Dorfe gleichen Namens und Oberbreth; er ward gleich dem felsigen Bergabsturz von Thalavai [siehe über diesen bei Hensel] zur Vertheidigung ausersehen, um die Grenzen Oberkärnthens im Jahre 1809 gegen Frankreich, dessen Heer im raschen Siegeslaufe vorwärts drang, zu schützen. Links von der Straße auf einem Absatze des von Waldungen befreiten Bergabhanges des Predils, der [393] Landspitzberg genannt, wurde zur Sperrung der Straße über den Predil nach Arnoldstein und Villach ein größeres Blockhaus erbaut, welches mit Schießbedarf, Lebensmitteln und Arzeneien aus 6 Wochen versehen ward. Erbauer dieses Blockhauses wie sein Vertheidiger bis auf den letzten Augenblick war Hauptmann Herrmann. Zur Vertheidigung dieses Blockhauses hatte sich Herrmann, wie für jenes bei Malborghet Hensel gemeldet. Als General Nobili seine wie Hensel’s Bitte abgeschlagen hatte, gewährte ihnen Erzherzog Johann, an den sie sich nunmehr gewendet, die Erfüllung derselben. Das Blockhaus am Predil war nur zur Noth befestigt, die schnell ausgebrochenen Feindseligkeiten und das doch noch schnellere siegreiche Vorrücken des Feindes hatten keine solidere Befestigung gestattet; immerhin war es durch seine Lage, indem die Hauptstraße sowohl, als die nächste Umgegend durch Geschütz und Musketenfeuer sehr wirksam bestrichen werden konnte, geeignet, dem Feinde die Annäherung möglichst zu erschweren. Als die Armee von Innerösterreich ihren Rückzug gegen die österreichischen Grenzen antrat und um die Mitte Mai dort anlangte, wurde das kurz zuvor beendete Blockhaus mit 10 Kanonen versehen, zu dessen Bedienung 10 Artilleristen und 25 Mann des Handlangercorps bestimmt waren. Am 14. Mai wurde es durch eine Abtheilung des Infanterieregiments Franz Jellachich Nr. 62 besetzt, diese aber am folgenden Tage durch eine zusammengesetzte Compagnie des Szluiner Grenz-Regiments unter Befehl des Hauptmanns Witkovich abgelöst. Diese Compagnie bestand aus 4 Officieren und 218 Mann vom Feldwebel abwärts, welche nebst der Geschützbedienungs-Mannschaft die ganze Besatzung des Blockhauses bildete. Hauptmann Jankovich des Szluiner Regiments, welcher mit seiner Compagnie am 15. Mai die Nachhut des Bataillons bildete, und im heftigen Gefechte mit dem Feinde, von diesem hart gedrängt, Nachmittags am Blockhause angelangt war, suchte um Aufnahme mit den Seinen an. Hauptmann Herrmann ging in Berücksichtigung der Verproviantirung des Blockhauses auf dessen Begehren nur unter der Bedingung ein, daß Jankovich sich bloß mit weniger Mannschaft in das Blockhaus werfen und an dessen Vertheidigung theilnehmen sollte, der Rest seiner Compagnie aber, so gut es ging sich durchschlagen mußte. Alle Unterhandlungen, welche die Feinde anzuknüpfen versuchten, wurden von Herrmann zurückgewiesen und zugleich jeder ihrer Angriffe blutig zurückgeschlagen. Nach dem Falle von Malborghetto erfolgte eine neue Aufforderung; mehrere österreichische Gefangene wurden zugleich zu Herrmann hinauf geführt, um durch ihre Erzählung des grausenvollen Loses ihrer Brüder, die zu Predil zu erschüttern. Dasselbe Schicksal, setzte der französische Unterhändler hinzu, stehe auch ihnen bei längerem Widerstande bevor. Herrmann erwiederte, nachdem er den Unterhändler angehört, mit Ruhe: „Die Vertheidigung des Blockhauses bis auf’s Aeußerste sei ihm aufgetragen; den Tod fürchte er nicht. Wer den erhabenen Beruf in sich fühle, sein Vaterland zu vertheidigen, müsse jeden Augenblick bereit sein für dasselbe zu sterben, und er wolle mit Ruhm auf dem Felde der Ehre fallen“. Diese Erklärung gab H. schriftlich. Die Mannschaft, von den Worten des jungen Helden entflammt, gelobte feierlich: lieber zu fallen, als sich zu ergeben. Der Angriff von feindlicher Seite, der schon seit dem 15. Abends [394] bis 18. Morgens ununterbrochen mit stets erneuerter Heftigkeit stattgehabt hatte, wurde nun nach dieser Antwort Herrmann’s mit aller Kraft aufgenommen. Die Berge rings wiederhallten von dem Donner der Geschütze. Wieder erschien ein Parlamentär – bereits der Vierte – um zur Uebergabe aufzufordern. Herrmann gab bloß die Antwort: „Es bleibe bei seiner schriftlichen Erklärung“. Hierauf verdoppelte sich das feindliche Feuer und die feindlichen Sturmcolonnen, 5–6000 Mann von der Division Serras, an der Spitze jeder derselben eine Anzahl Sappeurs, stürmten von allen Seiten auf die Brustwehr heran. Das Feuer aus dem Blockhause warf eine Schaar nach der andern zu Boden, immer neue rückten heran; Haufen von Leichen thürmten sich. Ströme Blutes floßen und der Feind hatte noch nichts gewonnen. Stunden währte also der Kampf, als eine Haubitzgranate im Holzwerk des Blockhauses zündete. Der Feind, den Brand erblickend, wirft neue Werkzeuge der Zerstörung dahin und das vom Winde angefachte Feuer greift rasch um sich. „Keine Capitulation“, rief todesmuthig die Besatzung, ein Theil findet den Tod in den Flammen, der andere kämpft entschlossen fort. Da droht die immer heftiger werdende Flamme den Pulvervorrath zu erreichen. Nun stürzt sich, einen Ausfall versuchend, Herrmann – es war zwei Uhr Nachmittags – mit dem Reste der Besatzung aus den Thoren mitten durch den dichtesten Haufen der Feinde. Im Handgemenge fechtend, öfters bereits verwundet, sinkt er endlich vom Blutverluste völlig entkräftet zusammen und wird von feindlichen Bajonetten durchbohrt. Seine Schaar fällt mit ihm. Hauptmann Jankovich, schwer verwundet, ist der einzige Gefangene; ein Feldwebel Gollack und vier Gemeine lagen verwundet unter den Haufen von Leichen, wurden hervorgezogen und sollten als Gefangene nach Klagenfurt geführt werden. Unterwegs fanden sie Gelegenheit zu entfliehen, und sie sind es, die Zeugniß gaben von dem Heldentode ihrer Waffenbrüder. So endete der Fall des Blockhauses zu Predil, von dem, wie von jenem seiner österreichischen Spartaner nun auch ein Denkmal Kunde gibt, das im Jahre 1849 errichtet worden.

Kroner (Karl), Die Erstürmung der beiden Blockhäuser Malborghet und Predil durch die Franzosen im Jahre 1809 (Villach 1853, F. F. Hoffmann, kl. 8°.) S. 32–48: „Erstürmung des Blockhauses auf dem Predil“. – Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, Strauß, 4°.) II. Jahrg. (1811), Nr. 51: „Die Termopylen der krainischen Alpen“ von Ridler. – Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (Wien 1812, Ant. Doll, 12°.) II. Jahrg., S. 153–158. – Triester Zeitung 1860, Nr. 232: „Ein Ausflug in die Julischen Alpen“ (im Feuilleton). – Mußestunden (Illustrirtes Familienblatt, Wien, 4°.) 1861, Nr. 26, S. 308: „Die Thermopylen Kärnthens“. Von Friedrich Körner. [S. 311 wird die Inschrift der schwarzen Marmortafel, oberhalb des sterbenden Löwen, welcher an der Stelle, wo das Blockhaus am Predil gestanden, angebracht ist, mitgetheilt, und darauf als der Todestag des Helden der „17. Mai 1809“ angegeben. Das ist ein Irrthum. Hermann fiel am 18. Mai 1809 und dieser Tag ist auch auf der schwarzen Marmortafel eingeschnitten – am 17. Mai fiel Hauptmann Hensel bei Malborghet; die Erstürmung des Blockhauses am Predil erfolgte Tags darauf.] – Ischler Fremden-Salon 1856, Nr. 43: „Erstürmung des Forts Predil am 18. Mai 1809“. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon herausg. von Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 168. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter 1846, S. 1069: „Die Thermopiläen Oesterreichs“ von A. C. Wießner. – Dieselben 1847, S. 86: „Auch für Hauptmann Herrmann ein Monument“. [Ob das Monument in Folge dieser Aufforderung errichtet worden, ist dem Herausgeber dieses Lexikons [395] nicht bekannt, aber erst zwei Jahre später, 1849, erfolgte dessen Ausführung, ähnlich dem auf dem Malborghet zu Hauptmann Hensel’s Gedächtniß errichteten.] – Fremdenblatt (Wien, 4°.) 1861, Nr. 150: Nachricht von einer im Forte Predil Herrmann und Hensel zu Ehren abgehaltenen Todtenfeier. – Monument aus dem Predil. Dasselbe besteht aus einer auf breitem Sockel aus 15 Quadersteinen sich erhebenden Pyramide. Auf ihrer Basis liegt ausgestreckt ein sterbender Löwe, 9 Schuh lang, den tödtlichen Speer tief in der Brust. Dieser Löwe, von dem Bildhauer Ramelmayer modellirt, ist aus Gußeisen. Ueber ihm steht auf schwarzer Marmortafel folgende Inschrift: Zur Erinnerung | an den Heldentod des k. k. Ingenieur-Hauptmanns | Johann Herrmann von Hermansdorff | am 18. Mai 1809 | und der mit ihm gefallenen Kampfgenossen, | Kaiser Ferdinand. – Schreiben des Erzherzogs Johann an Herrmann’s Vater. „Lieber Herr Hofrath! Könnte ich eben so leicht Ihren gerechten Schmerz über den Tod Ihres Sohnes lindern, als ich Ihre Bitte willig erfülle, wie herzlich froh würde ich dann die angesuchte Urkunde ausfertigen, welche das Verdienst Ihres Sohnes bewährt! Allein, da ich das Erste nicht vermag, so kann ich nur der Wahrheit das kalte Opfer bringen, daß ich laut bekenne: Ihr Sohn starb den Tod der Helden! Ich hatte ihm die Vertheidigung des Blockhauses auf dem Predil anvertraut; dieser feste Punct mußte bei den damaligen Verhältnissen seinem Schicksale überlassen werden. Doch des Vertheidigers Entschluß war: Lieber auf dem Felde der Ehre zu fallen, als dem Feinde den großen Kampf zu erleichtern. Er hörte auf keine Aufforderung, verachtete jede Drohung des Feindes und flößte durch sein Betragen auch seinen Waffenbrüdern den heroischen Entschluß ein: Lieber zu sterben, als ihren Posten dem Feinde zu überlassen. Furchtbar wurde seinem Gegner der Angriff erschwert, bis endlich diesem gelang, das Blockhaus in Brand zu stecken. Mit dem Degen in der Faust machte Ihr Sohn einen Ausfall und – fiel überwältigt durch die Uebermacht, So starb Ihr edler Sohn für die Rechte seines Fürsten und seines Vaterlandes. Nie wird ihm dieses den Dank und die Achtung versagen, und jeder Soldat wird mit Theilnahme und Rührung seinen Namen nennen, der in den Jahrbüchern der Kriegsgeschichte stets als ein Beispiel zur Nachahmung glänzen wird. Empfangen Sie zugleich die Versicherung jener Achtung, mit welcher ich bin Ihr wohlaffectionirter Erzherzog Johann. Aus meinem Hauptquartiere Keßthely am 30. November 1809.“ – Herrmann-Hensel’sche Stiftung. Die Officiere ihrer Waffe in der Genie-Akademie haben in dankbarer Erinnerung an die beiden Helden ihres Corps eine Stiftung für zwei Söhne von k. k. Officieren des Geniecorps auf immerwährende Zeiten gegründet. [Militär-Schematismus für das Jahr 1861, S. 811.] – Vergleiche übrigens auch die bei Hensel [S. 309 dieses Bandes] angeführte Literatur, denn gewöhnlich geschieht beider Helden gleichzeitig Erwähnung; auch ist die in Klosterbruck angebrachte Gedenktafel der Verherrlichung des Andenkens Beider gewidmet. – Hauptmann Herrmann hat auch seinen Sänger gefunden; ein solcher Namens „Treumund“, verherrlichte seine That in einem Gedichte, welches der „Wanderer“ vor vielen Jahren brachte.