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BLKÖ:Herbert, Franz Paul (I.) Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Herberstein, Leopold
Band: 8 (1862), ab Seite: 348. (Quelle)
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Herbert, Franz Paul (I.) Freiherr von (Chemiker, Philosoph und Fabriksbesitzer, geb. zu Klagenfurt 25. März 1759, gest. zu Triest 18. März 1811). Aeltester Sohn des Michael von Herbert, 1759 Gründers der nun eines europäischen Rufes genießenden Herbert’schen Bleiweißfabrik. Michael wurde von der Kaiserin Maria Theresiamit Diplom vom 28. Februar 1760 in den Freiherrnstand erhoben, und die Kaiserin nahm persönlich am 12. Juli 1765 mit ihrem kaiserlichen Gemale Franz I. bei ihrer Durchreise nach Innsbruck die Herbert’sche Fabrik zu Klagenfurt in Augenschein. Franz Paul war der zweite Gründer der Anstalt, indem er durch fortwährendes Studium im Fache der Chemie, bei seinen Versuchen keine Kosten und Mühe scheuend, die alte Methode gänzlich beseitigte und sowohl durch die Menge und die Feinheit des Erzeugnisses, wie durch die Möglichkeit verschiedene Stoffe bei der Verwandlung [349] des Bleies in Weiß in Anwendung zu bringen, sich eine freie Hand im Betriebe schuf. Er legte sohin eine zweite Fabrik im Lavantthale Unterkärnthens an, welchen beiden Etablissements sein Sohn Albin und sein noch lebender Enkel, Franz Paul (II.) Freiherr von Herbert, eine fortwährende Ausdehnung gaben und geben, so daß gegenwärtig noch eine dritte Fabrik zu Lavis in Südtirol mitarbeitet, alle drei 20 bis 25.000 Centner Waare erzeugen und bis 350 Menschen unmittelbar beschäftigen. Sechs goldene, drei silberne Medaillen und vier große Ehrendiplome der Welt- und Monarchieausstellungen haben in neuester Zeit die Vorzüglichkeit des Fabrikates anerkannt. Was Franz Paul Herbert sonst als Mensch und Gelehrten auszeichnete, war seine aufopfernde Vorliebe für kritische Philosophie und ihre Meister Kant und Reinhold. Er verließ Ende 1790 seine große Fabrik, Weib und Kind, um in Jena Kantisch-Reinhold’sche Philosophie zu studiren. Dort knüpfte sich das Band zwischen Baron Herbert, Reinhold, Schiller, Erhard, Niethammer, Baggesen, Schuderoff, Schütz, Schmid, Mereau, Seidler, Hardenberg, Brückner, Hederich, H. E. J. Paulus und den übrigen Freunden Kantischer Muse, wovon uns der schriftliche und briefliche Nachlaß Herbert’s zahlreiche Beweise gibt. Der Philosoph Reinhold widmete dem Freiherrn von Herbert sein in Jena 1791 erschienenes Werk: „Ueber das Fundament des philosophischen Wissens, zum Andenken der seligen Tage, die wir gemeinschaftlich im Streben nach Wahrheit verlebten“. Besonders war Erhard’s und Niethammer’s Verhältniß ein inniges und bleibendes, auch nachdem Herbert im April 1791 Jena verließ. Varnhagen von Ense in seinen: „Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes Benjamin Erhard“ (Stuttgart 1830, Cotta) liefert uns eine große Zahl Briefe beider Freunde in ihrem ganzen Contexte, welche jenes Verhältniß und ihre Denkweise darstellt. Neben Erhard zog in Jena unsern Schiller besonders Herbert an, der ihn einen Mann von gesundem Kopf und ebenso gesundem moralischen Charakter nannte. Varnhagen in seiner jenem Werke vorausgeschickten Biographie Erhard’s schildert S. 31, 37 und 42 die persönlichen Beziehungen desselben zu Herbert, die uns dessen Charakter in seiner Schönheit und Liebenswürdigkeit sehen lassen.

Tomaschek (Karl), Schiller und Kant (Wien, bei Tendler, 1857), S. 21, Anmerkung S. 9. – Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte Kärnthens. II. Abthlg. III. Bd. 3. Hft, S. 178 und 179, dann 418–420, Anmerkung S. 26–30. – Varnhagen von Ense, Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes J. B. Erhard (Stuttgart und Tübingen, 1830), Hegel gewidmet. – Handschriftliche Mittheilungen des kärnthnerischen Historikers Heinrich Hermann.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Herbert, Franz Paul Freiherr [Bd. VIII, S. 348].
    Neue freie Presse 1867, Nr. 1123, im Feuilleton: „Kantianer in Oesterreich. Franz Paul Freiherr von Herbert aus Klagenfurt“, von H. M. Richter. [Band 28, S. 351]