Zum Inhalt springen

BLKÖ:Hellmesberger, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Hellweger, Franz
Band: 8 (1862), ab Seite: 286. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Josef Hellmesberger senior in der Wikipedia
Josef Hellmesberger senior in Wikidata
GND-Eintrag: 103787038, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hellmesberger, Joseph|8|286|}}

Hellmesberger, Joseph (Violinvirtuose, geb. zu Wien 1826). Bruder Georg’s (II.) [s. d. Vorigen]. Da er gleich demselben ein reiches musikalisches Talent beurkundete, erhielt er gleich ihm unter seines Vaters Leitung eine gediegene musikalische Ausbildung; machte vereint mit ihm und dem Vater die Kunstreise nach Deutschland und 1847 nach London. Auch Joseph, virtuoser Violinspieler, wählte die Ausübung dieser Kunst zu seinem Berufe; er wurde Director des Wiener Conservatoriums, im Jahre 1855 in die Jury zur Pariser Weltausstellung für das Fach der Musik gewählt und bei dieser Gelegenheit mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet. H. ist überdieß auch Mitglied der Hofmusikcapelle. Durch die von ihm in’s Leben gerufenen Quartetten aber hat er sich um das vor der Begründung derselben dahinsiechende musikalische Leben in Wien ein bleibendes Verdienst erworben. Am 4. November 1849 begann H. im Vereine mit Durst, Heißler und Schlesinger seine Quartettsoiréen; als die zwei Letztgenannten ausschieden, traten Dobyhal und Borzaga an ihre Stelle und als Borzaga (1858) starb, folgten ihm zuerst Coßmann aus Weimar und nach ihm Röver. Am 2. Februar 1860 fand auf diese Art die hundertste Quartettproduction Hellmesberger’s Statt. Vor Hellmesberger bestand das Jansa’sche Quartett, welches sich jedoch in dem sehr engen Kreise von Haydn, Mozart, Onslow, Spohr und dem frühern Beethoven bewegte. Hellmesberger erweiterte denselben, brachte schon im November 1849 Schubert’s bisher unbekanntes D-moll-Quartett, im März 1850 die Quartette aus Beethoven’s letzter Periode (u. z. Op. 130, 135 und die drei anderen) und machte am 28. November 1852 auch den Anfang mit Schumann’scher Kammermusik; auch den Lebenden wurde erst durch Hellmesberger ihr Recht, handschriftliche Werke von Hager, Hoven, Nottebohm, Raff, Rubinstein, Veit, Volkmann [287] u. A. brachte er der Erste zur Ausführung und heimische wie fremde Virtuosen, als Dreyschock, Pruckner, Rubinstein, Schulhof, Clara Schumann, Willmers wirkten bei diesen Quartettsoiréen mit. So betrug bis zur hundertsten Quartettproduction mit Inbegriff der Wiederholungen die Zahl der aufgeführten Tonstücke: 36 Sonaten, 1 Duo, 36 Trio, 125 Quartette, 53 Quintette, 3 Sextette. 6 Septette, 5 Octette und 2 Nonette. Eine Detailübersicht der aufgeführten Werke geben Zellner’s „Blätter für Musik“ 1860, S. 38. Welche Bedeutung aber für die Musik die Pflege des Quartetts habe, wird aus Hanslick’s Worten klar werden, der über das Quartett sagt: „Kaum ist die Pflege eines andern Musikzweiges von so reinem bildenden Einfluß, als die des Quartetts. In die Grenzen von vier gleichartigen Instrumenten gebannt, ausgeschlossen von dem selbstständigen Reiz der Klangwirkung und des Contrastes, ist das Quartett mehr als eine andere Kunstform berufen, durch die reine Bedeutung ihres Inhaltes zu wirken. Keusch, verständig, sinnvoll, prunklos, läßt sie nur gelingen, was durch die innerste Kraft des musikalischen Gedankens bestehen kann.“ Und wenn es auch im Quartett keinen Rangunterschied gibt, sondern jeder der vier Geiger zugleich der Erste ist, so geht doch begreiflicher Weise der erste Impuls zunächst von der ersten Violine aus und diese spielt Hellmesberger. H. ist auch Componist, wenigstens enthält das von Franz Glöggl herausgegebene „Kirchenmusikarchiv“ im I. Jahrgange eine „Hymne“ von Joseph Hellmesberger.

Blätter für Musik, Theater und Kunst. Herausgegeben von L. A. Zellner (Wien, 4°.) VI. Jahrg. (1860), Nr. 10, S. 38: „Hellmesberger’s 100ste Quartettproduction.“ – Prager Morgenpost 1858, Nr. 188. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung 1847, Nr. 60, S. 243: „Die Brüder Hellmesberger“ (in London). – Presse (Wiener politisches Blatt) 1859, Nr. 306 [im Feuilleton, Artikel von Hanslick]. – Der Zwischen-Akt (Wiener Unterhaltungs- und Theaterblatt, kl. Fol.) 1860, Nr. 33: „Joseph Hellmesberger als Quartettspieler“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) XXII. Bd. (1854), S. 213. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden u. s. w. (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. II, Sp. 80. Tafel CII [auf letzterer sein Porträt]. – Porträte. 1) Mit seinem Bruder Georg (II.) zusammen, lith. von Prinzhofer (Wien, Müller’s Witwe, Fol.); – 2) mit dem Facsimile der Unterschrift: J. Hellmesberger. Jagemann 1850 (lithogr.).