Zum Inhalt springen

BLKÖ:Hölzel, Gustav

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Höller, Franz
Nächster>>>
Hölzel, Ivan
Band: 9 (1863), ab Seite: 113. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Gustav Hölzel in Wikidata
GND-Eintrag: 116927755, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hölzel, Gustav|9|113|}}

Hölzel, Gustav (k. k. Hofopernsänger und Liedercompositeur, geb. zu Pesth in Ungarn 2. September 1813). Sohn des in der Theaterwelt allgemein bekannten Directors, Sängers und Schauspielers Nikolaus Hölzel aus dessen Ehe mit Elisabeth Umlauf, einer Tochter des Musiklehrers Umlauf, welcher den Kaiser Franz in der Musik unterrichtet hatte. Elisabeth selbst war eine geschätzte Altsängerin. Frühzeitig für die Bühne bestimmt und mit einem ausgesprochenen Talente für den Gesang und die Darstellung begabt, wurde auch die Ausbildung des Sohnes nach dieser Richtung geleitet. 1829, 17 Jahre alt, verließ er das elterliche Haus und betrat als Sänger und Schauspieler [114] die Oedenburger Bühne. 1830 und 1832 spielte er in Gratz unter Stoeger und kam dann mit der Oper nach Wien an das Josephstädter Theater. Im Jahre 1833 nahm er einen Antrag Duport’s für das Hof-Operntheater an und sang an demselben bis 1837, die Wintermonate zu Gastspielen auf Provinzbühnen, als Preßburg, Laibach, Olmütz u. A., benützend. Im Jahre 1837 kam er als erster Bariton an das Königstädter Theater in Berlin, machte von dort eine Kunstreise durch Deutschland, auf welcher er theils in Opern als Gast auftrat, theils Concerte veranstaltete. 1838 reiste er nach Paris und brachte dort den Winter zu, sich mit dem Studium der bedeutendsten Sänger beschäftigend. Von Paris aus folgte er einem Antrage der Frau Birch-Pfeiffer nach Zürch, welche damals die Direction des dortigen Theaters führte, und blieb in Zürch 1838–1840, in welch’ letzterem Jahre, da sich in Zürch wenig günstige Aussichten darboten, er diese Bühne verließ und sich nach Wien begab, wo er an der Oper im Kärnthnerthor-Theater angestellt wurde und bis zur Zeit an diesem Kunstinstitute wirkt. Von 1840 an sang er mehrere Jahre (1840–1843) während der italienischen Stagione in größeren Rollen; begab sich auch mehrere Male nach London, wo er theils Concerte gab, theils in der deutschen Oper auftrat und allgemein sehr gefiel. Auch wurde ihm die Auszeichnung zu Theil, auf Wunsch der Königin Victoria mehrere seiner Lieder für die Stimme der Königin einzurichten (zu transponiren). Im Jahre 1860 besuchte er Petersburg, Stockholm und gab Concerte mit glänzenden Erfolgen. H. ist als Sänger und Liedercomponist thätig. Als ersterer sang er in früheren Jahren Bariton und seine bedeutendsten Rollen waren: Richard in Bellini’s „Puritanern“; Tell in Rossini’s gleichnamiger Oper; Figaro im „Barbier von Sevilla“; Jacob in Mehul’s „Joseph und seine Brüder“; der Jäger in Kreutzer’s „Nachtlager von Granada“; Zampa in Herold’s gleichnamiger Oper; Pizzaro in Beethoven’s „Fidelio“ und der Capitän in Auber’s „Schwur“. In späteren Jahren sang er, wie noch heute, als Baß-Buffo, und zählen zu seinen wirksamsten Parthien: Basilio in Rossini’s „Barbier“; Van Bott in Lortzing’s „Czar und Zimmermann“; Gritzenko in Meyerbeer’s „Nordstern“; Baculus in Lortzing’s „Wildschütz“; Pompeux in Adam’s „Kadi“; der Marquis de Corcy in Adam’s „Postillon de Lonjumeau“ und Schikaneder in Mozart’s „Schauspieldirector“. Als Compositeur nahm sich H. den unsterblichen Schubert zum Vorbilde und ist einer der beliebtesten Liederdichter der Gegenwart. Die Opuszahl von H.’s Compositionen beträgt gegenwärtig (1862) 122, da aber mehrere derselben öfter aufgelegt und bei den neuen Auflagen einzelne Lieder mit anderen zugleich ausgegeben worden sind, so ist eine genaue Angabe seiner Arbeiten nicht leicht möglich. Von jenen Compositionen, deren Opuszahl mir bekannt geworden, gehören zu den beliebtesten: „Da Himmel“, österreichisches Lied, Op. 9; – „Der guati Rath“, Op. 12; – „Schmerz“, von E. M. Oettinger; – „Heimweh“, von A. P., zwei Lieder für Bariton, Op. 19; – „Jägers Sehnsucht“, Gedicht von Gerstäcker, Op. 20; – „Röserl und Vergißmeinnicht“, von B. von Klesheim, „Die Macht des Gesanges“, von Karoline Leonhardt-Pierson, Op. 21; – „Glockengeläute“, von L. Scheyrer, [115] für Bariton, Op. 25; – „Das Lied von der Lanze“, „Liebesfrage“, zwei Lieder, Op. 29; – „Wanderlied“, „Wasserrose“, Op. 30; – „Deutsches Matrosenlied“, von Oscar Falke, Op. 36; – „Die Thräne“, Gedicht von Herloßsohn, Op. 37; – „Der Lauf der Welt“, von Uhland, Lied für Sopran oder Tenor, Op. 38; – „Perlen in der Tiefe“. Gedicht von L. Löwe, für Alt oder Bariton, Op. 50; – „Serenade“, „Spielmanns Lied“, Op. 58; – „Die Arche Noah“, Trinklied von Müller, Op. 65; – „Die schönsten Augen“, Op. 68; – „Der Gondolier“, Op. 75; – „Das Häuserl am Roan“, Op. 76; – „Rom“, Op. 77; – „Frühlingssehnsucht“, Op. 80; – „Nachtgebet“, Op. 81; – „Meine Sehnsucht“, Op. 82; – „Der Junggeselle“, Op. 83; – „Musik“, Gedicht von Helene, Herzogin von Orleans, für eine Singstimme in Begleitung des Pianoforte, Op. 84; – „Hanns und der Sperling“, Lied für Sopran, Op. 91; – „Liebessehnen. Lied ohne Worte“, Op. 95; – „Ob ich träume, ob ich wache“, von Th. Bakody, Op. 101; – „Reiterlied“, von Löwe, Op. 102; – „Das weiss ich wohl“, von Bakody, Op. 103; – „S’Griawerl im Kinn“, Gedicht von Castelli, Op. 105; – „Im März“, Gedicht von Th. v. Bakody, Op. 107; – „Mein Liebster ist im Dorf der Schmied“, Gedicht von Friedr. Sigmund, Op. 110; – „Glockenstimmen“, Gedicht von J. H. Hillisch, Op. 113; – „Das Herz am Rhein“, Gedicht von Heinrich Dippel, Op. 117; – „Mir hat á mal vom Teufel trámt“, Gedicht von Grandjean, Op. 118; – „Wo der Hanns Zwiselich zu finden ist“, Op. 121; – „Blühende Rosen“, Gedicht von Karl von Kuttelek, Op. 122. Von Compositionen, deren Opuszahl mir nicht bekannt ist, sind anzuführen: „Barcarole“, „Sehnsucht und Wiedersehen“, zwei Lieder; –,Der Bursch und sein Liebchen“, Gedicht von S. H. Mosenthal; – „Die Entflohene“, „In der Fremde“, zwei Gedichte von F. Gerstäcker; – „Das ewige Licht“, „Die Erde und des Vaters Herz“, zwei Lieder; – „Der gute Rath“, „In den Augen liegt das Herz“, zwei Lieder für Sopran oder Tenor; – „Das Scheiden“, „Der Krieger und sein Ross“, „Herzweh“, drei Lieder für Alt und Bariton; – „Das Herz’nload“ [siehe unten die Quellen]; – „Die Schildwache“, Lied für Alt oder Bariton. Hölzel ist mit Molly Gerstäcker, der Schwester des bekannten Touristen Gerstäcker, verheirathet, welche er während seines Engagements in Zürch (1838–1840), wo sie als Schauspielerin sich befand, kennen gelernt.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, bibliogr. Institut, 8°.) III. Supplementbd. S. 1473 [heißt daselbst Franz, die Mittheilungen sind ganz irrig, Gustav Hölzel wird hier offenbar mit Franz J. Hölzl (siehe den Folgenden] verwechselt, auf den aber auch diese Mittheilungen nicht ganz passen.[BN 1]Die Geschichte des Liedes: „Das Herz’nload“. Eine der berühmtesten Compositionen Hölzels, welche die Runde durch den Erdball gemacht, und in ihrer hinreißend elegischen Fassung gesungen, nie ihre Wirkung verfehlen wird. „Das Herz’nload“ hat eine eigene Geschichte, welche im Jahre 1860 im Wiener Blatte „der Wanderer“ mitgetheilt und dann in vielen anderen Journalen, darunter in den (Brünner) „Neuigkeiten“ 1860, Nr. 92: „Genesis des Herz’nload“ nacherzählt ward. In folgenden Zeilen sollen einige Auslassungen nachgeholt und wesentliche Unrichtigkeiten berichtigt werden. Der Verfasser des Textes ist der Schauspieler Angelus Schrit, Kaufmannssohn aus Prag, dort um 1810 geboren, der unter dem Anagram seines Namens als Trisch die Bühne betrat; einige Zeit in Meidling, dann unter Director Carl in Wien spielte. Im Revolutionsjahre 1848 spielte er in Ofen, schrieb ein revolutionäres Schauspiel, für welches er mit zwei Jahren Festung büßen mußte. Er hat noch [116] andere Stücke, Prologe und Gedichte verfaßt und ist im Jahre 1861 in Armuth gestorben. Das „Herz’nload“ dichtete er im Jahre 1835 in Preßburg. Veranlassung und Umstände, unter denen diese Dichtung entstand, werden ausführlich von L. A. Frankl in seinen „Sonntagsblättern“ 1846, Nr. 12: „In Hamburg. Geschichte eines deutschen Volksliedes“, erzählt. Hölzel paßte auf diesen Text ein Motiv an, welches er für eine Composition Weber’s hielt, und das sich später als ein Werk Reißiger’s herausstellte. Sie erschien also zuerst als „Weber’s letzter Gedanke“ in Wien im Drucke. Der Wiener Verleger wußte aber nicht, daß dasselbe Lied schon früher in einer Folge komischer Theatergesänge unter dem Titel: „Das Herzeload“, Text von A. Schrit, bei Marco Berra in Prag erschienen ist. Also der Text ist nicht wie „Der Wanderer“ erzählt, von Ritter von Steinhaußer, und der Antheil Hölzel’s an der Composition wie er selbst erzählt, ist nur mehr untergeordneter Art, da eigentlich Reißiger den Grundgedanken der Composition verfaßt hat. – Porträte. Gustav Hölzel ist mehrere Male porträtirt, zweimal in London, und zwar einmal von Jullien gestochen; – ein anderes Bild von ihm erschien im Jahre 1847 mit dem Facsimile seines Namens: Gustav Hölzel, lithographirt von Kriehuber, gedruckt bei Höfelich in Wien. (Es gibt Exemplare in 4° und Halbfolio.)

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Hölzel, Gustav [Bd. IX, S. 113].
    Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, Ernst Keil, gr. 4°.) 1869, S. 59: „Ora pro nobis“. [Band 28, S. 353]