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BLKÖ:Häring, Wenzel Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Härtl, Johann Karl
Band: 7 (1861), ab Seite: 183. (Quelle)
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Häring, Wenzel Freiherr von (Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Budweis 1772, gest. zu Wien 13. Jänner 1853). Sohn des Feldzeugmeisters Ferdinand Freiherrn von H. [s. d. Vorigen]. Trat, 15 Jahre alt, in’s 2. Artillerie-Regiment. Im Jahre 1796 befehligte er eine Cavallerie-Batterie bei dem von Feldzeugmeister Beaulieu angeführten Heere in Italien. Bei dem Rückzuge der Unsrigen nach der Erstürmung der Brücke von Lodi durch die Franzosen, mußte H. mit seiner Batterie und 200 Mann den Brückenkopf Ghera d’Adda vertheidigen. Häring verwehrte den Franzosen den Uebergang, bis ihn die Uebermacht des anrückenden Massena erdrückte; er und die Seinigen wurden gefangen genommen und in die Provence abgeführt. Im folgenden Jahre 1797 wurde er ausgewechselt. Im Frühjahre 1799 stand er wieder in Italien und war mit seiner Cavallerie-Batterie in der Brigade des Generals Prinz Hohenzollern eingetheilt. Hohenzollern stand am 28. April vor Pizzighettone. Lieutenant Häring bewies bei dieser Gelegenheit die Umsicht seines Vaters. Mit einer Verwegenheit ohne Gleichen erbaute er 200 Schritte vor der Festung die Brustwehr für seine Batterie, war in der dritten Nacht fertig und beschoß nun in solcher Nähe auf’s wirksamste die Festung. Am 10. Mai schon ergab sich die Besatzung; 95 Geschütze und Proviant auf einen Monat für 70.000 Mann fanden sich in der Festung vor. Häring wurde zum Ueberbringer der Nachricht vom Falle Pizzighettone’s an Suwarow gewählt, der den jungen Helden Angesichts seiner Umgebung umarmte. Gleiche Kaltblütigkeit beurkundete H. bei der Belagerung der Citadelle von Turin, als in der Nacht vom 20. Juni die zweite Parallele eröffnet wurde. Das Pallisadenfeuer der Franzosen wirkte in mörderischer Art. Die Kaltblütigkeit mehrerer Officiere, darunter auch Häring’s, ermuthigte die Tranchéearbeiter, welche ihre Arbeiten rasch fortsetzten. Schon am 21. ergab sich der Platz, welcher mit 618 Geschützen versehen war. Am 26. October zeichnete sich Häring bei Mondovi aus und nahm dem Feinde eine Kanone ab; am 4. November in der Schlacht bei Genola in der Führung der Colonnen. Im Jahre [184] 1809 rückte H. zum Major vor, in der Schlacht von Aspern war er Chef des Generalstabes jener Heeresabtheilung, bei welcher Napoleon’s Rückzug zuerst wahrgenommen wurde; Häring erstattete dem Erzherzoge Karl die erste Kunde vom Rückzuge des Feindes. Unter den Helden dieses Tages steht auch sein Name. Im Sommer 1814 wurde H. Oberstlieutenant und Chef des Generalstabes bei der nach den Schlachten von Dresden und Culm unter dem Befehle des Erbprinzen von Hessen-Homburg stehenden „österreichischen Armee-Reserve- Abtheilung“. In dieser Stellung leistete er Vorzügliches, that sich in der Schlacht bei Gröbern (16. October), bei Dolitz (18. October) durch seine Umsicht und Kaltblütigkeit hervor. Der Kaiser von Rußland ehrte den tapfern Kriegsmann durch den Annen-Orden 2. Classe in Brillanten, der König von Preußen durch den Militär-Verdienst-Orden. Am 20. März 1814 that sich H. in den Gefechten von Limonesi bei Führung der Colonnen, welche den Feind aus seiner starken Aufstellung warfen, neuerdings so hervor, daß der Feldmarschall-Lieutenant Baron Wimpffen in der Relation für ihn vom Kaiser eine ausgezeichnete Belohnung erbat. H. erhielt mit gleichzeitiger Anerkennung seines Verdienstes bei Leipzig den Leopold-Orden. In diesem letzten Kampfe rettete ihm seine Taschenuhr, welche eine Gewehrkugel am Eindringen in die Brust hinderte, aber die Uhr zertrümmerte, das Leben. Nach hergestelltem Frieden leitete H. vier Jahre die Mappirungsarbeiten im Küstenlande; wurde 1820 überzähliger Oberst im Infanterie-Regimente Nr. 22; im Jahre 1823 übernahm er das Referat über die Vermessungen bei der Hofcommission für die Steuerregulirung. Als 1831 die Central-Vermessungsdirection aufgelassen wurde rückte H. zum General-Major vor und erhielt eine Brigade in Gratz, später in seiner Vaterstadt Budweis. 65 Jahre alt, trat er mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter in den Ruhestand, den er in Wien verlebte, wo er, 81 Jahre alt, starb.

Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Militär-Kalender für 1854 (Wien,. kl. 8°.) Jahrg. V, S. 110. – Wiener (amtliche) Zeitung 1853, Monat Jänner, S. 240.