Zum Inhalt springen

BLKÖ:Gieseke, Nikolaus Dietrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Giffing, Samuel von
Band: 5 (1859), ab Seite: 181. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Nikolaus Dietrich Giseke in der Wikipedia
Nikolaus Dietrich Giseke in Wikidata
GND-Eintrag: 119010437, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gieseke, Nikolaus Dietrich|5|181|}}

Gieseke, Nikolaus Dietrich (Schriftsteller, geb. zu Güns in Ungarn 2. April 1724, gest. 23. Febr. 1765). Sein eigentlicher Name ist Köszeghi, er veränderte ihn aber, damit er leichter ausgesprochen werde, in Gieseke. Sein Vater war luther. Prediger und starb, als der Sohn etwas über 2 Wochen alt war. Die Mutter zog mit ihrem Kinde nun zu ihren Verwandten nach Hamburg. Daselbst erhielt der Knabe eine treffliche Erziehung, Brockes und Hagedorn blieben nicht ohne Einfluß auf ihn. 1745 ging er nach Leipzig auf die Universität, studirte daselbst die Theologie, und trieb nebenbei in den Mußestunden schöne Wissenschaften. Im Jahre 1748 verließ er Leipzig und nach kurzem Aufenthalt in Hamburg ging er nach Hannover, später nach Braunschweig als Erzieher. An letzterem Orte vertraute ihm Abt Jerusalem seinen Sohn an. 1753 folgte er einem Rufe als Prediger nach Trautenstein, im folgenden Jahre als Oberhofprediger nach Quedlinburg, 1760 über Aufforderung des Fürsten Christian Günther zu Schwarzburg-Sondershausen als Superintendent dahin. Eine Berufung nach Frankfurt a/M. 1763 schlug er aus, aus Liebe zu seinem Fürsten und seiner Gemeine; aber nicht lange sollte er dieselbe bethätigen, denn schon 2 Jahre später ereilte ihn leider der Tod im Alter von 40 Jahren. G. schrieb und dichtete zu einer Zeit, in welcher der Sinn für das Schöne in der deutschen Sprache noch nicht verbreitet und der Schwulst herrschend war. Des Gervinus treffende Charakteristik G.’s siehe unten in den Quellen. Bei Lebzeiten war er nur ein fleißiger Mitarbeiter der „Bremischen Beiträge“, eines in der deutschen Literatur Epoche machenden Sammelwerkes (1744 und 1855), welches C. Chr. Gärtner herausgab und das diesen Namen von dem falschen Druckorte „Bremen und Leipzig“ führte, aber eigentlich in Leipzig erschien. Erst nach seinem Tode gab sein Freund Gärtner heraus: „Des Herrn Nikolaus Dietrich Gieseke Poetische Werke“ (Braunschweig 1767, gr. 8°.) [Ebert, Bibl. Lex. Nr. 8571], welche seine moralischen Gedichte, geistlichen Lieder, Oden 4 Bücher, An Daphne 14 Oden, 5 Cantaten, Fabeln und Erzählungen, Gelegenheitsgedichte, Epigramme nach Martial und Owen enthalten. Sonst erschienen von ihm: „Sammlung einiger Predigten“ (Rostok 1760, 8°.); – und nach seinem Tode aus G.’s Handschriften von J. Ad. Schlegel herausgegeben: „Predigten…“ (Flensburg u. Leipzig 1780, 8°.); – „Das Glück der Liebe. Lehrgedicht in 3 Gesängen“ (Braunschweig 1760), eine Dichtung, ebenso sinnig als innig; – mit Joh. Elias Schlegel gab er 1746 eine Wochenschrift: „Sammlung einiger Schriften zum Zeitvertreibe des Geschmackes“ und 1747 mit Rabener die Wochenschrift: „Der Jüngling“ heraus. In Handschrift hinterließ er eine Abhandlung über den deutschen Hexameter, fragmentarische Uebersetzungen aus Miltons „Verlorenem Paradiese“, eine Uebersetzung des 1. Actes von Racine’s „Feindlichen Brüdern“ u. d. m. – Der beliebte deutsche Novellist und Redacteur der „Leipziger Novellen-Zeitung“, [182] Robert Gieseke[WS 1] (geb. 1829) ist des Vorigen Urenkel und der Verfasser der Romane: „Moderne Titanen“, 3 Bde. (1850); – „Carriere“, 2 Bde. (1853); – „Kleine Welt und grosse Welt“, 3 Bde. (1853) und „Pfarr-Röschen“ (1854); – und der Tragödie: „Johannes Rathenow.“

Erscheint hier und da Gisecke oder Giseke geschrieben. – Die Vorrede zu Karl Christ. Gärtners Ausgabe der „Poetischen Werke“ von Gieseke enthält Nachrichten über G.’s Lebensumstände. – Giseke (G.), Nachrichten von der Familie Giseke (Eisleben 1843). – Schmidt (Christian Heinrich), Nekrolog oder Nachrichten von dem Leben und Schriften der vornehmsten verstorbenen deutschen Dichter (Berlin 1785, Mylius) II. Bd. S. 425 u. f. [die Nachrichten Gärtners ergänzend]. – Heerwagen (Fr. Fd. Traug.), Literaturgeschichte der evangelischen Kirchenlieder (Neustadt a. d. A. und Schweinfurt 1792) l. Thl. S. 271. – Richter (Gf. Leb.), Allgemeines biograph. Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter (Leipzig 1804, Cnobloch) S. 99. – Baur (Samuel), Allgemeines histor.-biogr.-literar. Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1807 u. f., Stettini, Lex. 8°.) II. Bd. Sp. 450. – Horányi (Alex.), Memoria Hungarorum et provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, imp. Ant. Loewii, 8°.) II. Bd. S. 28. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750–1800 verstorb. deutschen Schriftsteller IV. Bd. S. 186. – Vaterländ. Blätter von Dr. Sartori (Wien 1818) Chronik S. 412 u. 1819, Nr. 69. – v. Hagedorns Poetische Werke. Herausgeg. von J. J. Eschenburg V. Thl. S. 263–283 [enthält 8 Briefe von Gieseke an Hagedorn]. – Rabeners Sämmtliche Schriften (Leipzig 1777) VI. Thl. S. 200–220 [enthält mehrere Briefe Rabeners an Gieseke]. – Klopstock widmete G. eine Ode [Klopstocks Werke (Leipzig 1798) I. Bd. S. 24] und gedenkt seiner wie seiner andern Freunde im zweiten Liede seines „Wingolf“ (ebenda) I. Bd. S. 1. – Gervinus (G. G.), Geschichte der deutschen Dichtung (Leipzig 1853, Engelmann, gr. 8°.) IV. Bd. S. 70, 71, 75–79. [Gervinus schreibt über ihn: „Am Allgemeinsten vertritt das Lyrische der Bremische Beiträger Nik. Dietr. Gieseke .... Wie er persönlich seines anmuthigen Umganges halber bekannt war, so spricht er sich gleich seinen Lehrern gegen Schulpedanterie und „Eingelenkigkeit der mißlungenen Philosophen“ aus .... freilich sind sein Lied und seine Oden noch hölzern, oft bloße Gelegenheitsgedichte. Aber dunkel zeigt sich die Spur jener feineren Empfindsamkeit, die bei Klopstock kühner und deutlicher wird ... G. steht auf der Schwelle, um in das Heiligthum der Geschlechtsliebe vorzudringen. Er brachte es, wie im Mittelalter wieder geschehen war, wieder dahin, daß die Liebe der Dichter Muse ward, und dies blieb an unseren größesten Meistern hängen.“][BN 1]Porträt. Gestochen von Gründler. 8°.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Gieseke, Nikolaus Dietrich, Schriftsteller [s. d. Bd. V, S. 181].
    Zeitschrift für österreichische Gymnasien 1860, S. 393. – Blätter für literarische Unterhaltung 1846, Nr. 308; 1860, Nr. 37, S. 682. [Band 11, S. 415]

Anmerkungen (Wikisource)