BLKÖ:Freyer, Abraham
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 14 (1865), ab Seite: 452. (Quelle) | |||
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Simon Gunz [Bd. VI, S. 36], Jeitteles [Bd. X, S. 119 u. f.], Kuh [Bd. XIII, S. 340], Landau [S. 68 u. 69 d. Bds.], blieb auch nicht ohne Einfluß auf seine geistige Entwickelung. Im Jahre 1813 übernahm er eine Erzieherstelle in Ofen, 1815 eine andere in Miskolcz und 1819 in Szecheny bei einer israelitischen Familie, in der schon moderne Bildung heimisch war. In Szecheny verheirathete er sich mit einer Preßburgerin, übersiedelte sofort nach dem Geburtsorte seiner Frau, trat bei seinem Schwiegervater, einem Kaufmanne, als Compagnon in’s Geschäft und begann einen recht einträglichen Wollhandel. Aber ein so guter Mathematiker F. war – er liebte diese Wissenschaft als die einzig auf der Wahrheit beruhende über Alles – so erlitt er doch durch sein zu großes Vertrauen auf die Ehrlichkeit der Menschen bald solche Verluste, daß er die kaufmännische Laufbahn aufgab. Mit den kleinen Trümmern seines Vermögens zog er sich zurück und nun war es nur Eines, was seine Seele erfüllte: die Reform des jüdischen Unterrichts. Die Unzulänglichkeit der bisherigen jüdischen Schulen erkennend und wohl wissend, daß bei dem Fanatismus der jüdischen Orthodoxie an eine völlige Umgestaltung noch nicht zu denken sei, beschloß er denn doch nichts unversucht zu lassen, um eine geregelte, den Bedürfnissen der Zeit entsprechende Lehranstalt für die israelitische Jugend in’s Leben zu rufen. Indem er sich selbst mit der Pädagogik ganz vertraut machte und im Jahre 1818 den Lehrerprüfungen bei St. Anna in Wien unterzog, ging er daran, die erste jüdisch-ungarische geregelte Lehranstalt, die sogenannte Primarhauptschule in Preßburg zu errichten. Im ersten Semester (1820) zählte sie zehn Zöglinge, darunter zwei Freischüler, deren Einer der berühmte Albert Cohn [Bd. II, S. 403] war; im zweiten Semester zählte die Schule schon vierzig Zöglinge. Die Hindernisse, welche zu besiegen waren, können hier nicht dargestellt werden. Freyer selbst erzählt: „Ging ich durch die Judengasse, hieß ich „Goj“, und so ich durch die Stadt wandelte, ward ich „Jude“ geschimpft.“ Wen aber die Geschichte dieser Schule interessirt, der lese sie im „Oesterreichischen Pädagogischen Wochenblatt“ (Wien, 8°.) Jahrg. 1860, Nr. 48. Jedoch alle Hindernisse wurden durch Energie und Beharrlichkeit überwunden und die Schule im Jahre 1830 zur öffentlichen Primarhauptschule erhoben. Die Anstalt hatte sich thatsächlich so bewährt, daß bei Gründung fast jeglicher ungarisch-jüdischen Lehranstalt in Oesterreich die Freyer’schen Statuten als Norm angenommen wurden. So [453] stand die Primarschule in ihrem Glanze da, bis zum Jahre 1848, in welchem Jahre sie vom Preßburger Pöbel demolirt wurde. Als sie nun nicht mehr da war, fühlte man erst recht ihren Abgang und verlangte, als F. von Wien, wohin er sich geflüchtet, zurückgekehrt, ihre Restauration. Nur noch kurze Zeit stand F. seiner Anstalt vor, jedoch war ihr Bestand gesichert. Im Jahre 1854 verlor F. durch einen unglücklichen Zufall sein Augenlicht. Er hatte sich nämlich sein rechtes Auge unheilbar verletzt und nun wurde auch sein linkes in Mitleiden gezogen und er erblindete ganz. Seit 1858 lebt er bei seinen Kindern in Raab. Als Pädagog war F. auch schriftstellerisch thätig und hat mehrere höhere didaktische Arbeiten, darunter einige mathematischen Inhalts, verfaßt, jedoch ist nichts davon durch den Druck veröffentlicht worden. Als Reformator des jüdischen Schulunterrichtes in Ungarn, nimmt F. für alle Zeiten eine ehrenvolle Stelle ein. Ein Sohn Freyer’s lebt in London und ist bei der Redaction der dort erscheinenden Zeitschrift Advertiser betheiligt.
Freyer, Abraham (israelitischer Pädagog, geb. zu Frauenkirchen in der Wieselburger Gespanschaft im Herbste 1789). Der Vater, ein orthodoxer Israelit, früher selbst Rabbi, leitete des Knaben erste Erziehung. Um zu einem tüchtigen Talmudisten gebildet zu werden, genoß er zu Hause, dann in Deutschkreuz (1805) und in Nikolsburg (1809) den Unterricht berühmter jüdischer Gelehrten. Im Jahre 1812 begab er sich aber nach Prag, wo er, um außer der einseitigen jüdischen auch noch eine andere mehr praktische Bildung zu erlangen, Zögling des ständischen Polytechnicums wurde, und während er in reichen Judenfamilien als Erzieher thätig war, sich fleißig in den technischen Fächern bildete. Der Verkehr mit Personen und Familien seines Glaubens, wie- Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten. Von Ignaz Reich (Pesth, Bucsansky, 4°.) V. Heft (1865), S. 53.