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BLKÖ:Deym von Stritetz, Joseph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dezan, Giammaria
Band: 3 (1858), ab Seite: 276. (Quelle)
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Deym von Stritetz, Joseph Graf, auch Müller genannt (Hofstatuarius, geb. in Böhmen 1750, gest. zu Prag 27. Jänner 1804). Für die militärische Laufbahn bestimmt, trat er – 18 J. alt – in ein Regiment. Nach einem Duell ergriff er, da er seinen Gegner fallen sah und ihn todt glaubte, die Flucht und kam über die Gränze. Mit dem angenommenen Namen Müller kam er nach Holland und machte Gebrauch von seiner Geschicklichkeit, in Wachs allerlei Bildchen zu fertigen, von welcher Kunst er damals lebte. Seine gelungenen Arbeiten erwarben ihm bald einen großen Ruf und setzten ihn in Stand, nach Italien zu reisen. In Neapel gefiel es der Königin Karoline, ihn als Landsmann und Künstler zu unterstützen. Durch ihre Gnade erhielt er die damals unerhörte Erlaubniß, die kostbarsten antiken Statuen und Büsten nicht nur zu copiren, sondern sie umzulegen, und Gypsformen darnach zu nehmen. Als er mit dieser Neuigkeit im Jahre 1796 nach Wien kam, wollte Niemand daran glauben, und selbst Füger, der Director der Belvedere-Gallerie, bestritt diese Thatsache, welche jedoch glänzend bestätigt wurde, als die Formen von 100 erlesenen Statuen und Büsten, des Schönsten, was das Alterthum besaß, mit großen Kosten nach Wien befördert, daselbst anlangten. Zu gleicher Zeit hatte D. mit seiner Kunst ein sehr bedeutendes Vermögen – 300,000 Silbergulden – erworben. Um seine herrlichen Kunstwerke aufzustellen, erhielt er die Erlaubniß zum Baue der Gallerien und Zimmer auf den Casematten des rothen Thurmthors, welches Gebäude noch heutzutage den Namen des „Müller’schen Gebäudes“ führt und der Familie Deym gehört. Der Zulauf zu diesem Kunstmuseum war sehr groß, ganz Wien strömte dahin. Auch hatte sich Deym die Huld des Kaisers Franz erworben, dem es Freude bereitete, den herrlichen Schatz dieser antiken Bilder in seiner Kaiserstadt aufgestellt zu wissen. Deyms künstlerischer Genius hatte glücklich gewählt unter den großen Schätzen Neapels: Laokoon, Apollo, Venus, Flora, u. andere herrliche Gebilde der Alten standen in wunderbar treuen Copien vor den Augen der Beschauer. D. bediente sich auch der Erste der geschliffenen Glaslustres aus Perlen und richtete mit Hilfe derselben seine neuen Säle feenhaft ein. Außerdem hatte er zahlreiche [277] Original-Antiken in Bronce, Elfenbein und kostbare Gemälde mitgebracht. Es besteht davon ein gedrucktes Verzeichniß. Während seines Aufenthaltes in Wien fand seine Vermälung Statt, nachdem er vorher seinen Familiennamen wieder angenommen hatte, und von Seiner Majestät dem Kaiser zum Kammerherrn ernannt worden war. – Von seinen vier Kindern ist zu nennen: Graf Friedrich (geb. 3. Mai 1801, gest. zu Wien 23. Jänner 1853). Hat sich als publizistischer Schriftsteller in finanziellen und national-ökonomischen Fragen bekannt gemacht. Es erschienen von ihm die Schriften: „Das Bank- und Notenwesen mit Bezug auf die Geld- und Finanzverhältnisse in Oesterreich“, zweite unveränderte Auflage (Wien 1850, [Leipzig, Hübner], 8°.) [vergleiche darüber die Wiener Journale: „Lloyd“, 1850, Nr. 136; „Ostdeutsche Post“, 1850, Nr. 85; ferner die „Tirolische Zeitung“, 1850, Nr. 12; und die „Union“, 1850, Nr. 196]; – „Drei Denkschriften“ (Karlsbad 1848, Gebr. Franiek, 8°.); – und „Vorschläge und Entwürfe zur Vertretung und Förderung der Ackerbau-Interessen in Oesterreich“ (Wien 1851, [Leipzig Hübner], 8°.). Er hinterließ in zweiter Ehe mit Karoline Gräfin Buquoy 4 Söhne und 7 Töchter [vergl.: Deym Joachim Wenzel, S. 275 Genealogie].

Handschriftl. Original-Mittheilungen. – Wiener allg. Theaterzeitg. Herausg. von A. Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 1853, Nr. 20, S. 87, Mittelspalte: „Graf Friedrich Deym – todt.“ – [Kneschke Ernst Heinr. Prof. Dr.] Deutsche Gartenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, gr. 8°.) I. Bd. S. 186.