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BLKÖ:Dall’Aglio von Frankenfels, Vincenz Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dall’Acqua, Cesare
Band: 3 (1858), ab Seite: 131. (Quelle)
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Dall’Aglio von Frankenfels, Vincenz Freiherr (Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des M. Ther.-Ordens, geb. zu Rom 1742, gest. 13. Febr. 1815). Wurde in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt gebildet und war im März 1758 Fähnrich im Inf.-Reg. Graf Kolovrat Nr. 17. Im 7jährigen Kriege hatte D. mit dem Regimente in der Schlacht bei Hochkirch, bei der Unternehmung auf Schlesisch-Neustadt und in der Schlacht bei Torgau gekämpft und an der Eroberung von Schweidnitz theilgenommen; wurde in der Zwischenzeit Oberlieutenant, im Türkenkriege Major und im Dec. 1793 Oberst im Regimente. In den Kämpfen gegen die französische Republik machte sich D.’s Muth und tactischer Scharfblick geltend, u. z. zuerst beim zweiten Entsatze von Charleroi (16. Juni 1794), wo D. mit dem Oberstbataillon die Anhöhe bei dem Dorfe Heppignies und das Dorf selbst mit einer Batterie auf das Aeußerste zu vertheidigen hatte. 24 Kanonen und eine bedeutend stärkere Truppenmacht als jene D.’s war, stellte ihm der Feind entgegen. Das durch 6 Stunden unterhaltene Geschützfeuer hielt D. mit seltener Unerschrockenheit auf seinem Posten aus, vereitelte alle Versuche des Feindes und sicherte durch die Behauptung von Heppignies die Bewegungen der Armee. Bei dem am 29. Oct. 1795 durchgeführten Angriffe auf die verschanzten Linien von Mainz, welchem Oberst Dall’Aglio mit dem Regimente beiwohnte, machte er die Wahrnehmung, daß die in die Flanke bestimmten Truppen aus den Verschanzungen rechts von Höchstheim, von der feindlichen Artillerie lebhaft beunruhigt wurden und großen Verlusten ausgesetzt waren. Ohne also erst einen Befehl abzuwarten, beschloß Oberst D. vorerst diese Werke zu nehmen, um den Kampf zu einem schnellen und glücklichen Ausgang zu führen. Er rückte nun an den Graben der Verschanzungen vor, und obgleich viele Leute dem feindlichen Feuer zum Opfer fielen, ließ er nichtsdestoweniger einen Bajonetangriff unternehmen. An den durch mehrere Reihen von Wolfsgruben gesicherten Befestigungswerken angekommen, sprang er vom Pferde und stürmte an der Spitze des Bataillons zu Fuße die Schanzen. Schon waren die Stürmenden im Graben. Das erhebende Beispiel des Obersten beseelte die Truppen mit Heldenmuth; die Bajonete wurden in den Seitenwände der Schanzen befestigt u. so schwang sich Mann an Mann auf den Wall und griff den Feind so herzhaft [132] an, daß derselbe seine Werke verlassen mußte. Das Bataillon eroberte 3 Kanonen und 1 Haubitze und bei der weiteren Verfolgung noch eine 4. Kanone, 9 Munitionskarren und brachte 60 Gefangene ein. Im Gefechte von Neukirchen (19. Juni 1796), versah Oberst D. Brigadiersdienste und seine Einsicht und Tapferkeit trugen zu dem glücklichen Ausgange dieses entscheidenden Gefechtes wesentlich bei. Im Sept. dess. Jahres zum Gen.-Major befördert, erhielt er im J. 1800 das Commando der Citadelle Marienberg bei Würzburg. Während der 33tägigen Belagerung und Beschießung der Festung (vom 28. Nov. bis 31. Dec.) durch das französisch-batavische Corps unter General-Lieutenant Dumonces, befehligte D. die aus kaiserl. und Reichstruppen zusammengesetzte Garnison. Bei Tag und Nacht war D. unausgesetzt thätig und hatte alle Unternehmungen gegen den Feind, vorzüglich aber den siegreichen Ausfall am 27. Dec. geleitet. Sein Verdienst während dieser Vertheidigung war so groß, daß die Officiere der Garnison ohne Wissen ihres Commandanten den General en Chef um die Erwirkung des Ritterkreuzes des Mar. Theresien-Ordens zu bitten sich verpflichtet hielten, welche Bitte auch zu Gunsten des tapfern Commandanten im Capitel entschieden wurde. Dall’Aglio hatte seit 1758–1762 gegen die Preußen, 1789 gegen die Türken und 1794–1800 gegen die Franzosen, im Ganzen 20 größeren Schlachten, Belagerungen, Erstürmungen und Blockaden beigewohnt. Im Jänner 1801 mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter pensionirt, ward D. im J. 1803 in den Freiherrnstand erhoben. Er genoß 12 Jahre der Ruhe und starb am 13. Febr. 1815 im 73. Lebensjahre.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Mar. Theresien-Orden und seine Mitglieder. Nach authentischen Quellen (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) II. Bd. S. 701. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgegeben von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 1 [gibt irrig das J. 1739 als D.’s Geburtsjahr an]. – Adelstandsdiplom vom 1. Dec. 1802. – Wappen: Ein aufrechter, oblonger, unten rund in eine Spitze zusammenlaufender, blau und roth quergetheilter Schild. Im oberen blauen Felde eine goldene strahlende Sonne; im unteren rothen Felde drei gestürzte, von einander gekehrte, ober der Mitte zusammengebundene natürliche Knoblauche; den Schild bedeckt die Freiherrnkrone, darauf ruht ein in’s Visir gestellter, goldgekrönter, mit einem darauf stehenden ausgebreiteten schwarzen gekrönten zweiköpfigen Adler besetzter Turnierhelm mit offenem Rost und goldener Halskette.