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BLKÖ:Colli, Michael Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 2 (1857), ab Seite: 411. (Quelle)
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Colli, Michael Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Vigevano, nach Andern zu Mailand 1738, gest. zu Florenz 22. Dec. 1808). Entstammt einer piemontesischen Familie und trat, mit reichen Kenntnissen ausgestattet, 18 Jahre alt, in’s Inf.-Reg. Pallavicini Nr. 15, wurde am Tage der Schlacht von Prag (6. Mai 1757) Fähnrich im Generalstabe, machte den siebenjährigen Krieg mit großer Auszeichnung mit, wurde im Dec. 1757 Unterlieutenant, im folgenden Jahre Oberlieutenant und Hauptmann und bei Torgau verwundet. Nach beendigtem Kriege und bei Reducirung des General-Quartiermeister-Stabes kam er (1. Mai 1764) in gleicher Eigenschaft in’s Inf.-Reg. Baden-Baden Nr. 23, im Nov. 1768 als Oberstlieut. in’s Inf.-Reg. Caprara Nr. 48, befehligte im bair. Erbfolgekriege das zur Hauptarmee bestimmte eine Bataillon, wurde am 1. Mai 1779 Oberst und kam nach Mailand in die Garnison. Im Türkenkriege führte C. sein Regim. im Dec. 1787 nach Essegg, zeichnete sich bei der Eroberung von Schabaz aus, und rückte im Oct. zur Belagerung von Belgrad ein. Am 29. dess. M. wurde er Generalmajor. Den zeitlichen Ruhestand, in den er mittlerweile getreten, verließ er im Jahre 1792, wurde 1793 Feldmarschall-Lieutenant und Commandant der mit Oesterreich vereinigten kön. sardinischen Truppen und machte unter des Königs Commando die mit Vortheil begleitete Unternehmung in der Grafschaft Nizza mit. Im folgenden Jahre bezog er mit 18,000 Mann seine Winterquartiere zwischen dem Po und der Bormida, und als im Mai 1795 Feldzeugmeister Devins die Offensive ergriff, wollte C. mit 24,000 Mann die Operation dadurch unterstützen, daß er die feindliche Vertheidigungslinie zu durchbrechen, den Feind in die linke Flanke und im Rücken zu fassen suchte, um ihn zur Räumung der Riviere zu zwingen. Der gut entworfene Plan gelang nur zum Theil, da blos die Posten Spinarda und Monte San Bernardo genommen wurden. Ein mächtige Hinderniß blieb die abweichende Ansicht der beiden, die östr. und sardinische Armee befehligenden Generale C. und Devins, welche Disharmonie dem überdies doppelt überlegenen Feinde trefflich zu Statten kam. Das Jahr 1796 war noch unglücklicher für C.; von seiner festen Stellung Ceva verdrängt, suchte er sich bei Mondovi zu verschanzen, und obschon er den General Serrurier an der Brücke von San Michele schlug (20. Apr.), erlag er doch zwei Tage darnach bei Mondovi, und der König von Sardinien mußte, da Turin bedroht war, um Frieden bitten, der auch bald zu Stande kam. C. zog sich nun mit den k. k. Truppen zu Beaulieu’s Armee, trat nach dem Frieden von Campoformio in den Ruhestand und ging nach Neapel. Die letzte Zeit (seit Nov. 1803) war er k. k. Gesandter am hetrutischen Hofe. Die nicht gewöhnlichen militärischen Talente C.’s scheiterten an der Uneinigkeit mit dem General der mit Oesterreich verbündeten Macht.

Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 730.