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BLKÖ:Cimarosa, Dominik

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 2 (1857), ab Seite: 372. (Quelle)
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Cimarosa, Dominik (Compositeur, geb. zu Neapel 1755, gest. zu Venedig 11. Jänner 1801). War der Sohn eines armen Schusters und Bäckerlehrling. Als einst Cimarosa den Maestro Aprile, der einem Mädchen Gesangsunterricht ertheilte, belauschte, wurde er auf der That ertappt, und C. [373] gestand seine Liebe zur Musik ein. Aprile verwendete sich für den talentvollen Knaben, der bald Unterricht von tüchtigen Meistern erhielt und auch Proben seines glänzenden Talentes gab. Er zählte kaum 25 Jahre, als sein Ruhm auf allen Theatern Italiens blühte. Mehrere seiner Opern waren schon 1785 in Deutschland bekannt; 1787 folgte er einem Rufe nach Petersburg, wo er bis 1790 blieb, dann nach Italien zurückkehrte, aber schon 1791 auf eine Einladung des Kaisers Leopold II.[WS 1] nach Wien kam, wo er an Salieri’s Stelle Kapellmeister wurde, und für die Hofopernbühne heroische und komische Opern schreiben sollte. In dieser Stellung schuf er sein eigentliches Meisterwerk, die komische Oper: „Il matrimonio segreto“ (1791), welche in solchem Grade des Kaisers Wohlgefallen erhielt, daß sie auf dessen Befehl an einem Abende zweimal hintereinander gegeben wurde. In Neapel wurde dieselbe später an 57 aufeinanderfolgenden Abenden gegeben. Als sein Gönner Kaiser Leopold starb, verlor Cimarosa seine Kapellmeisterstelle; er begab sich nach Italien, u. z. nach Neapel zurück, wo er sich verleiten ließ, an den politischen Bewegungen der parthenopeischen Republik Theil zu nehmen. Als die alte Verfassung wieder hergestellt wurde, ward C. verhaftet und nur mit Hilfe eines russischen Generals entging er durch die Flucht dem furchtbaren Lose des Henkertodes, welches die übrigen Freiheitschwärmer getroffen. Er kam Ende 1800 nach Venedig, aber – wie es heißt – in Folge der im Gefängnisse erlittenen Mißhandlungen starb er schon nach wenigen Wochen in der Blüthe seines Lebens, im Alter von 46 Jahren. Ueber seinen Tod gingen mannigfache Gerüchte. Es hieß sogar, er sei vergiftet worden, so daß sein Arzt Giovanni Picciati das Gerücht öffentlich widerlegen mußte. C. hat Opern, Cantaten, Oratorien, Messen u. drgl. m. geschrieben. Von ersteren allein soll er mehr als 120 componirt haben, unter denen die komischen besonders gelungen sind. [Gerber und die „Nouvelle Biographie générale“ zählen einen großen Theil derselben auf]. Für Wien insbesondere componirte er außer der erwähnten „Il matrimonio segreto“ noch „Amor rende sagace“ op. buffa“ (1793); – „I nemici generosi“ op. b. (1796) und „Semiramis“ op. seria (1798); – für Cremona „Artaserse“ op. ser. (1785); – für Mailand: „Le trame deluse“ op. b. (1787); – für Venedig: „L’amor contrastato“ op. b. (1789); – „Gli Orazi e Curiazi“ op. s. (1797); – für Verona: „Il convitato di pietra“ op. b. (1790); – u. für Brescia: „Idalide o la vergine del sole“ op. s. (1790). C.’s eigentliche Stärke war die komische Oper; einen Augenblick lang schien es, als sollte er Mozart übertreffen. Bemerkenswerth ist Gretry’s Ansicht, die dies er gegen Napoleon aussprach, als er Cimarosa und Mozart verglich: „Cimarosa, bemerkte Gretry, stellt die Statue auf das Theater und das Piedestal in’s Orchester; Mozart aber stellt umgekehrt die Statue in’s Orchester und das Piedestal in’s Theater“. Auf die ihm von Kaiser Leopold erwiesene Huld war C. und mit Recht stolz, und trug die goldene mit Diamanten besetzte mit dem Porträt des Kaisers versehene Dose, obwohl er nicht schnupfte, stets bei sich. Auf einer Fahrt nach Versailles, wo ihm Jemand eine Prise Tabak anbot, die C. ausschlug, zeigte er dem Schnupfer das kais. Geschenk mit den Worten: „Obwohl ich nicht schnupfe, trage ich doch eine schöne Dose beständig bei mir. Sie ist ein Geschenk des Kaisers von Oesterreich“. Als er an den Ort seiner Bestimmung angelangt war und in einer Weile nach seinem Kleinod sah, fand er statt dessen in der Tasche ein Blättchen Papier, worauf geschrieben [374] stand: „Wenn man nicht schnupft, hat man keine Dose nöthig“. Als C. gestorben war, war in Venedig die Trauer über seinen Tod allgemein, besonders ehrenvoll aber war für den Dahingeschiedenen die in Rom begangene Feier, bei welcher seine eigene Seelenmesse vorgetragen wurde. Im Pantheon wurde C.’s Büste im J. 1816 neben denen Sacchinis und Paisiello’s aufgestellt.

(Arnold, Ignaz Ferd.) D. Cimarosa’s kurze Biographie und ästhetische Darstellung seiner Werke (Erfurt 1809, 8°.) daselbst sein Porträt. – Elogio funebre estemporaneo ecc. ad onore del sempre chiaro e celeberrimo scrittore in musica D. Cimarosa ecc. (Venedig 1801, 8°.) mit Porträt [seiten]. – Morgenblatt 1808, Nr. 188. – Ephemeren der italienischen Literatur II. Jahrg. 3. Heft, S. 336. – Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Herausgeg. von J. S. Ersch und J. G. Gruber (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Section, 17. Bd. S. 256. Artikel von G. W. Fink. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) I. Bd. Sp. 282. – Dess. Neues hist.-biogr. Lexikon der Tonkünstler (Ebend. 1812, Kühnel, gr. 8°.) I. Bd. Sp. 723. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biograph.-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, Lex. 8°.) I. Bd. Sp. 248. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1842 u. f., Bibl. Inst.) VII. Bd. 2. Abth. S. 687. – Choron et Fayolle, Dictionn. hist. des musiciens. – Fétis, Dictionnaire universelle des musiciens. – Allg. musikalische Zeitung von Clementi 1825, Nr. 13, Sp. 215: „Anekdoten von Cimarosa.“ – Beiblatt zur Allg. Modenzeitung (Leipzig, Redacteur D. A. Diezmann) 1854, Nr. 30 und 31: „Domenico Cimarosa. Skizze“ von Elise Polko [erzählt in der ihr eigenen geistreichen Weise die erste Aufführung des „Matrimonio segreto“ zu Wien]. – Mainzer Unterhaltungsblatt 1845, Nr. 345–355: „Cimarosa.“ Histor. Novelle nach P. A. Fiorentino [behandelt die Episode aus C.’s Leben, seine Teilnahme an der Revolution zu Neapel 1799]. – Porträt. Unterschrift: Cimarosa. von Winttor del. Wachsmuth sc. (Zwickau, Gebr. Schuman).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Leopold I..