BLKÖ:Baillet von Latour, Maximilian Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 124. (Quelle) | |||
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Joseph II. 1790 die Feldmarschalllieutenantswürde und Inhaberstelle des Dragoner-Regiments[WS 1] d’Ursel. Für seine ferneren Waffenthaten im fortdauernden niederländischen Kriege verlieh ihm Kaiser Leopold das Kleinkreuz des Mar. Theresienordens. Als im J. 1794 der Kaiser selbst zur Hauptarmee in den Niederlanden sich begab, erhielt Baillet das Commando. Vor der Belagerung von Landrecy ließ der franz. General en Chef Jourdan dem Feldmarschalllieut. Baillet drohen, die erste nach Landrecy geworfene Bombe würde das Signal der Zerstörung seines Stammschlosses Latour sein. B. erwiederte: „der kais. General werde seine Pflicht erfüllen, es möge mit den Besitzungen des Grafen Latour auch was immer geschehen.“ Der Feind erfüllte seine Drohung; B. erwiederte diese kleinliche Rache des Feindes mit der Einnahme von Landrecy und den hochherzigen Waffenthaten in den Schlachten bei Erquelines, Heppignies u. Trazegnies, wofür ihn der Monarch mit dem Commandeurkreuz des Theresienordens auszeichnete. Im J. 1795 commandirte B. die Main- und Neckararmee, später die Armee, die am Oberrhein bei Rastadt aufgestellt war. Die Operationen des Generals daselbst endeten mit der Capitulation Mannheims, wo General Montaigne mit 10,000 Mann die Waffen streckte. Für diese That, wie für die in diesen Operationen gewonnenen Schlachten[WS 2] bei Frankenthal u. Oggersheim erhielt B. das Großkreuz des Mar. Theresienordens. In den folgenden Jahren war B. noch in den Kämpfen am Rhein, in den Schlachten an der Elz (19. und 20. Oct. 1796), bei der Belagerung von Kehl (3. Nov. 1796–9. Jänner 1797) rühmlichst thätig. Am 29. Nov. 1797 unterzeichnete B. mit Bonaparte die Militärconvention, welche die Abtretung der [125] venetianischen Provinzen an Oesterreich enthielt. 1798 erhielt er die Würde eines commandirenden Generals in Mähren und österr. Schlesien und wurde zum geh. Rath ernannt. 6 Jahre später berief ihn der Monarch auf den Posten des Hofkriegsraths-Präsidenten und im Decret (dat. 7. April 1805) heißt es: daß er sich diesen Beweis allerhöchsten Zutrauens „durch so vieljährig geleistete ersprießliche Feldkriegsdienste mit besonders erprobter Anhänglichkeit an das durchlauchtigste Erzhaus, und zwar mit Zurücksetzung und Verlust seines eigenen Vermögens in den k. k. Niederlanden vorzüglich erworben hat.“ Die großen Anstrengungen im Dienste zur Zeit des J. 1805, der Gram über die Unglücksfälle dieses Feldzugs, endlich der Schmerz über den Verlust seiner Gattin, erschöpften seine Kräfte, und B. beschloß im treuesten Dienste mit 69 Jahren sein Leben. Auf allerhöchsten Befehl wurde ein offizieller Artikel in die Wiener Ztg. eingerückt, worin unter Anderem vorkommt: „Sein Charakter und seine in unseren Tagen immer seltener werdenden Tugenden gehörten einem besseren Jahrhundert an. Eine über allen Eigennutz erhabene Seele, unbestechbare Redlichkeit, unerschütterliche Anhänglichkeit an die Person und das Interesse seines Monarchen, das strengste und reinste Pflichtgefühl, fester und ausdauernder Wille zur Beförderung des Guten, rastlose Thätigkeit in Geschäften und ein glühender Eifer für den Dienst, werden dem Vaterlande sein Andenken auf immer ehrwürdig und theuer machen. Im Leben von Vielen verkannt, nach dem Tode von Allen bewundert und betrauert, wird der Name Latour in den Jahrbüchern Oesterreichs stets einen der ehrenvollsten und ausgezeichneten Plätze behaupten.“
Baillet von Latour, Max. Graf (k. k. General-Feldzeugmeister, Großkreuz des Mar. Theresienordens, geb. auf dem Stammschlosse Latour in den Niederlanden 1737, gest. in Wien 22. Juli 1806). Stammt aus einem altadeligen Geschlechte, dessen Ahnen schon im 15. Jahrhundert den Herzogen von Burgund, später der österr.-span. Monarchie in angesehenen Militär- und Civilwürden dienten. Trat 1755 als Fähnrich bei Salm-Salm ein, machte als Hauptmann den 7jährigen Krieg mit, wurde 1767 Major, 1769 Oberstlieutenant, 1772 Oberst im Regimente, 1782 Generalmajor, und ging 1787 nach den Niederlanden, wo er die Unruhen dämpfte. In Folge der bei dieser Sendung erworbenen Verdienste erhielt er von Kaiser- Baur (Sam.) Galérie de portraits historiques contenant des biographies interessantes des hommes de 18. siècle (Hof 1807 [Leipzig, Herbig] 2 Bde.) II. Bd. S. 57. – Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgez. verstorb. u. lebend. Feldherrn der k. k. österr. Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 (Prag 1828) S. 17. Ebendaselbst B.’s Porträt, lith. von A. Machek. – Ueber die Familie siehe: Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser (Gotha, Just. Perthes, 1851) 24. Jhrg. S. 390. Abstammung und Wappen. – Kneschke (Dr. E. G.), Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipz., Weigel, 1852, 3 Bde.) II. Bd. S. 15.