BLKÖ:Šimanovský, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 303. (Quelle) | |||
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Cajetan Tyl bekannt geworden, vermittelte es dieser, daß S. im J. 1846 in dem damals neu erbauten Theater Stöger’s im Trauerspiel „Melusine“ vor einem größeren Publikum öffentlich auftrat. Als Tyl seine ausgesprochenen schauspielerischen Anlagen erkannte, ließ er ihn nun nicht mehr aus, und S. spielte bis 1849 im ständischen Theater als Dilettant und unentgeltlich, bis ihn Director Hoffmann für die čechische Bühne, auf welcher damals zweimal in der Woche gespielt wurde, engagirte. Im Jahre 1850 entließ Director Hoffmann die čechische Gesellschaft und S. zog dann mit Tyl, Kramlowsky u. A. hinaus auf’s Land, wo Tyl eine wandernde Schauspielergesellschaft organisirt hatte. Nachdem er mehrere Monate mit dieser Wandertruppe umhergezogen, kehrte er nach Prag zurück und trat nun in den Rollen des Joseph in der „Deborah“, und des Heinrich (Hynek) in „König Wenzel“ auf. Bei der unzureichenden Gage aber, welche er damals bezog, hätte S. auf die Dauer nicht aushalten können, wenn ihm nicht sein Bruder hilfreich beigesprungen wäre. Nun ganz dem selbstgewählten Fache sich widmend, entwickelte sich sein ausgesprochenes Schauspieler-Talent bald in so vortheilhafter Weise, daß er in kurzer Zeit der Liebling des Publikums wurde. Die Rollen, in welchen S. auftritt und seine schönsten Erfolge feiert, sind u. a.: Romeo, Mortimer, Ferdinand, Egmont, Narziß, Essex, Hamlet, Coriolan, Macbeth. Als bei Gründung eines selbstständigen čechischen Theaters unter Thome’s Redaction eine entsprechende Zutheilung der von den čechischen Mitgliedern zu übernehmenden Rollenfächer nöthig wurde, übernahm S. das Fach der Helden und gesetzten Liebhaber, spielte aber auch und mit nicht geringem Erfolge das Charakterfach des älteren Kolár [Bd. XII, S. 305], [304] wie z. B. König Richard, was auch noch unter der Direction Liegert’s d. Fall war. Als nach Liegert’s Abgang die Gesellschaft selbst die Leitung des Theaters übernahm, sollte S. Regisseur der Gesellschaft werden, was er aber ablehnte, wie er auch, als Kolár wieder zur čechischen Bühne zurückkehrte, ihm das bisher gespielte Charakterfach überließ und nur mehr in dem oben erwähnte Fache jüngerer Charakterrollen, wie Hamlet und Narziß, auftrat und in demselben zu den Zierden der čechisch-nationalen Bühne gehört.
Šimanovský, Karl, lies Schimanowsky (čechischer Schauspieler, geb. zu Skřivan im Rakonitzer Kreise 4. November 1826). Sein wahrer Name ist Šima (Schima). Da der Vater eine zahlreiche Familie besaß, war er nicht im Stande, seinen Sohn studiren zu lassen, und so wurde Karl, nachdem er zwölf Jahre alt und in der Rakowitzer, damals noch ganz deutschen Realschule nothdürftig vorgebildet war, nach Prag geschickt, um dort ein Handwerk zu erlernen. Er kam demnach zu einem Tischler in die Lehre, übte sich aber selbst aus eigener Neigung im Schnitzen, wozu er ein ganz hübsches Talent zeigte. Auch begann er damals schon mit ein paar Freunden Comödie zu spielen, woran er immer mehr Gefallen fand. Anfänglich geschah dieß auf Dilettanten-Theatern, deren damals etliche bestanden; als er auf diese Art mit- Slovník naučný. Redaktor Dr. Fr. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 45.