Aus den Tagen der Zensur in Preußen
[72] Aus den Tagen der Censur in Preußen.
Zur Zeit der Censur wurde dem Berliner
Romanschriftsteller Heinrich Smid der Anfang
einer Novelle vom Censor gestrichen, weil in
derselben ein umgeworfener Postwagen
am Leipziger Thore in Berlin vorkam; denn,
rechtfertigte der Censor seine Handlungsweise –,
erstens erzeuge dergleichen Erdichtung
ein Mißvergnügen gegen des Herrn
General-Postmeister Nagler’s Excellenz und
zweitens werde zwar Nacht, Nebel, Sturm
und Unwetter als Grund angeführt, allein
es errege dergleichen doch immer eine
Unzufriedenheit mit dem Dienste der Postillone,
die unter allen Umständen gut fahren müssen,
und es thue drittens auch der Staatskasse
Abbruch, wenn man dem reisenden Publikum
das Gefühl der Unsicherheit der Reisen mit der
königlich preußischen Post beibringe. E. K.