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Aus dem „Simplicissimus“

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Aus dem „Simplicissimus“
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 120–121
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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Aus dem „Simplicissimus.“

Vom Mummelsee gehen noch verschiedene Sagen. Wir theilen hier einige mit, wie sie der bekannte alte Kriegsroman: „die Abenteuer des Simplicissimus“ anführt, woraus sie auch die Brüder Grimm in ihre teutschen Sagen aufgenommen haben:

1) Wenn man Erbsen, Steinchen oder sonst was in ungerader Zahl in ein Tuch bindet, in den See hinein hängt und dann wieder heraus zieht, so findet man dieselbe in gerade Zahl verändert, und so auch umgekehrt. So man einen oder mehrere schwere Steine hineinwirft, so trübt sich der Himmel darüber, und es erhebt sich ein dumpfes Brausen in der Luft, dem oft ein Ungewitter mit Donner und Hagel folgt.

2) Als eines Tages etliche Hirten ihr Vieh nahe beim See weideten, sahen sie plötzlich einen großen braunen Stier aus der Fluth ans Ufer steigen und sich zu ihren Rindern gesellen; einen Augenblick darauf aber kam ein graues Männlein eilig aus dem Wasser nach, und trieb den Stier unter greulichen Verwünschungen wieder in die Tiefe zurück.

3) Ein Bauer fuhr einst mitten im Winter sammt seinen Ochsen und einigen gefällten Baumstämmen über den hartgefrorenen See und kam glücklich ans andere Ufer; sein nachlaufendes Hündlein aber, das nur noch wenige Schritte davon war, mußte jämmerlich ersaufen, dieweil die Eisdecke plötzlich unter ihm auseinander borst.

[121] 4) Ein Jägersmann sah im Vorübergehen ein Seemännlein am Ufer sitzen und mit Goldstücken spielen, von denen es den ganzen Schoos voll hatte. Als er schon die Büchse anlegte um darauf zu schießen, huschte das Männlein blitzschnell mit seinem Schatz in die Fluthen und eine Stimme rief daraus:

„Hättest du mich schön gebeten,
Hätt’ ich gern dich reich gemacht,
Doch weil du mich wolltest tödten,
Wirst in’s Elend du gebracht.“

Bald darauf versank auch wirklich der thörichte Schütze in die bitterste Armuth, weil seine Büchse von diesem Tage an kein Thierlein mehr traf, und starb nach kurzer Zeit ganz hülflos und verlassen.

(Vergl. mit E. Möricke’s Dichtung, S. 100 dieses Bandes.)

5) Ein Herzog von Würtemberg ließ einst ein Floß bauen, um damit auf den See zu fahren, dessen Tiefe zu ergründen. Als aber die Messinstrumente schon neun Faden tief hinuntergelassen waren und immer noch keinen Boden gefunden hatten, fing das Floß auf unerklärliche Weise an, zu sinken, und wären die Leute darauf nicht schnell damit ans Ufer gefahren, sie hätten Alle ihren sichern Untergang gefunden.

6) Ein Markgraf von Baden, der mit Geistlichen und Hofleuten den See in Augenschein nahm, schoß geweihte Kugeln und versenkte heilige Gegenstände hinein. Plötzlich sprang ein fürchterliches Ungeheuer aus dem Wasser, jagte die Verwegenen in die Flucht, und sieben Tage wütheten Stürme und Ungewitter über der ganzen Umgegend.

(S. auch: „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe 1834.)