Zum Inhalt springen

Aus Shakespears Much ado about nothing

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: William Shakespeare
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Aus Shakespears Much ado about nothing
Untertitel: Act. 1
aus: Wünschelruthe - Ein Zeitblatt. Nr. 3, S. 11–12.
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Göttingen
Übersetzer: Carl August Heinrich Zwicker
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[11]
Aus Shakespears
Much ado about nothing     Act. 1.


Benedict und Claudio.

     Claud. Ist dir Leonatos Tochter nicht aufgefallen, Benedict?

     Bened. Aufgefallen gerade nicht, aber ich bemerkte sie –

     Claud. Du findest sie liebenswürdig?

     Bened. Fragst du nach meinem simpeln gesunden Urtheil, wie es jeder andre ehrliche Kerl thun würde, oder willst du, daß ich mit dir als Weiberhasser von Profession spreche, wie gewöhnlich? –

     Claud. Laß mich deine offenherzige Meinung hören, ich bitte dich. –

     Bened. Nun denn auf Treu und Glauben: Für ein hohes Lob scheint sie mir zu niedrig, für ein blondes zu braun, zu klein für ein großes – wäre sie nicht so wie sie ist, dann wäre sie häßlich, aber so wie sie ist, mag ich sie nicht. – Das ist alles, was ich zu ihrem Vortheile sagen kann.

     Claud. Du glaubst ich scherze, o nein, sag mir aufrichtig, wie gefällt sie dir? –

     Bened. Du willst sie wohl kaufen, daß du so nach ihr fragst? –

     Claud. Kann man auch ein solches Juwel kaufen? –

     Bened. O ja und noch eine Schachtel dazu. – Aber in aller Welt, ist das Ernst, oder machst du den Spaßvogel? – Du willst mich vielleicht überreden, Cupido sei ein glücklicher Hasenjäger; – aus welcher Tonart willst du accompagnirt sein? –

     Claud. In meinen Augen ist sie das reizendste Geschöpf das mir je vorkam.

     Bened. Bis jetzt kann ich doch ganz gut ohne Brille sehen – aber dergleichen hab’ ich nicht entdeckt; hätte ihr Bäschen da nicht die unglückliche Raserei, wahrhaftig sie und Hero, wie Mai und December. – Aber ich hoffe, Bester, du bist nicht ernstlich gewillt, in den Stand der heiligen Ehe zu treten.

     Claud. Ich fürchte, Hero könnte mich meineidig machen, hätt’ ich auch das Gegentheil beschworen.

     Bened. Dahin also ist es gekommen? Lebt denn nicht ein Mann in der weiten Welt, der seine Mütze ohne Angst und Sorge tragen will? Soll ich nie einem Junggesellen von sechszig Jahren begegnen? – Nun so fahre hin meinethalben! willst du deinen Hals in das Joch beugen, so laß dich denn drücken, so ächze und schwitze denn Sonntag wie Alltag. – Sieh, Don Pedro, er sucht dich.

     Don Pedro. Warum kommt ihr nicht mit uns, welche Geheimnisse habt ihr schon wieder? –

     Bened. Ich wünscht’ Ew. Hoheit geruhten, mich zum sprechen zu zwingen.

     D. Pedro. Bei deinem Eide sprich!

     Bened. Bei meinem Eide, ihr hört, Graf Claudio; – o sonst kann ich schweigen wie ein Stummer, glaubt mir, aber bei meinem Eide – Nun bei meinem Eide: er ist verliebt. – In wen? fragt Ihr; – kurz, in Leonato’s kurze Tochter. –

     Claud. Wär’ es so, da hätt’ ers nun glücklich von sich gegeben.

     Bened. So ist es nicht, so war es nicht, das alte Lied. – Doch der Herr verhüte, daß es so ist.

     Claud. Aendert es sich nicht bald, dann verhüte Gott, daß es überhaupt anders werde. –

     D. Pedro. Amen – wenn ihr sie liebt, das Mädchen ist eurer Liebe werth.

     Claud. Ihr wollt mich nur aufs Eis führen. Zwar –

     D. Pedro. Bei meiner Treue, ich sagte meine Gedanken.

     Claud. Und auf Ehre, Herr! ich sprach wie ich dachte.

     Bened. Und auf zwey Treuen und zwei Ehren, ich auch.

     Claud. Ich fühle daß ich sie liebe.

     D. Pedro. Sie verdient es, das ist gewiß.

     Bened. Und daß ich weder fühle, wie es möglich ist, sie zu lieben, noch weiß, wie sie es verdienen kann, das ist eine Ueberzeugung, die kein Feuer mir ausbrennt. Darauf sterb’ ich. –

     D. Pedro. Du warst immer ein hartnäckiger Frauenverächter und Schönheitsläugner.

     Claud. Und das aus purem Eigensinn.

     Bened. Keineswegs. – Daß mich ein Weib gebar, daß sie mich aufzog, – ich dank’ es ihr bestens; – aber nun wollen sie dem Menschen noch die Krone aufsetzen – gehorsamer Diener; da könnte ich die Hunde von der Hirschfährte verlocken, das – mögen die Damen mir erlassen. Ich will nicht so ungerecht gegen sie sein, irgend einer zu mißtrauen, gegen mich aber bin ich so gerecht, keiner zu trauen. Kurz und gut, und um so besser für mich, Junggesell leb’ ich, Junggesell sterb’ ich.

     D. Pedro. Geh! ich sehe dich noch vor meinem Ende ganz blaß vor Liebe.

[12]      Bened. Vor Aerger, vor Krankheit, vor Hunger – ja, aber, hol’ mich der Teufel! verlier’ ich je mehr Blut aus Liebe, als mir täglich die Flasche ersetzt, da mögt ihr mir die Augen ausstechen mit eines Balladenmachers Feder, und mich als Schild aufhängen vor einem Bordell: zum blinden Cupido.

     D. Pedro. Schön, schön, ändre dich nur, wir wollen dich erinnern.

     Bened. Wenn ichs thu’, sperrt mich in einen Kasten wie eine Katze, schießt nach mir, und wer mich trifft soll bester Mann sein.

     D. Pedro. Die Zeit wirds lehren – und mit der Zeit trägt auch der wilde Stier das Joch.

     Bened. Mag das die unvernünftige Bestie; – aber thut es je der vernünftige Benedict, so reißt dem Stier die Hörner aus, und pflanzt sie mir auf die Stirn, so laßt mich von einem Sudler abkonterfeien, stellt es aus, darunter: Hier ist zu sehen Benedikt der Ehemann.

     Claud. Dann erst wärst du ein recht eigentliches Hornvieh.

     D. Pedro. Hat Amor nicht alle Kraft in Venedig vergeudet, so sollst du bald davor beben.

     Bened. Da werden wir also wohl ein Erdbeben haben?

     D. Pedro. Kommt Zeit, kommt Rath. Geht indessen vorläufig zum Leonato, lieber Benedict, und meldet ihm, ich würde heute Abend zum Mahle sicher nicht fehlen; – er macht gewaltige Anstalten.

     Bened. Ich fühle, daß ich diesem Gesandschaftsposten gewachsen bin, so empfehle ich euch.

     Claud. (unterbr.) dem Schutz des Allmächtigen – Vom Hause (wenn ich eins hätte).

     D. Pedro. (eben so) Am 6ten Jul. – euer treuer Freund. Benedict.

     Bened. Spottet nur, spottet nur – was ihr so euren Discurs nennt, das pflegt ihr mit einigen farbigen Lumpen auszustaffiren – seid vorsichtig, die Nähte halten nicht; am wenigsten aber mögt ihr damit gegen einen Mann groß thun, von dessen längst abgelegtem Mantel eure Flicken sind. – Das bedenkt – gehabt euch wohl! (ab.)

 Claudio.
     Jetzt könntet ihr mir eure Gnade zeigen.

 D. Pedro.
Hast du nicht meine Liebe? lehre sie
Was dir gefällt, und du wirst sehn
Wie leicht, wie gern sie jedes Schwere faßt
Wenn du es wünschest, wenn dirs Vortheil bringt.

 Claudio.
Hat Leonato irgend Söhne, Herr?

 D. Pedro.
Nein, Hero nur, sie ist sein einzig Kind.
Liebst du sie, Claudio?

 Claudio.
 O mein Herr und Fürst!
Als ihr zum Kampfe zogt, der nun beendet,
Da sah’ ich sie nur mit des Kriegers Auge –
Ja sie gefiel mir, doch ein glänzend Ziel
Ließ meine Blicke nicht auf ihr verweilen;
Wie mag die Liebe auch bei Schlachtgedanken wohnen?
     Ich bin zurück, und jene sind entflohn,
Und in des Herzens nun verlaßne Räume
Schleicht leis und heimlich das Verlangen jetzt,
Und flüstert mir: wie hold, wie lieb ist Hero!
Da in den Krieg du gingst, gefiel sie dir.

Z.