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Auch ein Siegesfest

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Textdaten
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Titel: Auch ein Siegesfest
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 429, 439
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[429]

Der Sieger im Schweinauskegeln.0 Nach dem Oelgemälde von W. Zimmer.

[439] Auch ein Siegesfest. (Mit Illustration S. 429.) „Heisajuchheisa Dudeldumdei! Da geht’s hoch her!“ So braucht es nicht bloß in Wallenstein’s Lager zu heißen, dieser Jubelschrei paßt auch für die friedlichen Feldlager ländlicher Festfreude überall, wo das Volk noch kerngesunder Lustbarkeit fähig ist. Zu den bestimmten Landvolksfesten gehören neben den alljährlichen Kirmsen die in guter Jahreszeit von Wirthen oder auch von Gesellschaften veranstalteten Ausschießen oder Auskegeln von allerlei Werthgegenständen; dazu wählt man auch Thiere und giebt häufig Gänsen oder Schweinen den Vorzug. Unser Künstler führt uns zu einem Feste, welches dem Borstenthier gewidmet war und dessen Sieger auf der Kegelbahn soeben im Triumph herumgetragen wird, während man das erkegelte Gewinnstück nöthigt, den Triumphzug zu eröffnen.

Der Verlauf eines solchen Volksvergnügens ist in der Regel ein einfacher und gewohnheitsfester. Wo es, wie in Thüringen und Franken, so Gebrauch ist, bilden Bratwürste und Bier die ganze Speisekarte. Oft tanzt die Jugend schon während des Kegelns oder Schießens im Freien. Sicherlich geht es aber nach dem Preiswettkampfe zum Tanzsaal, da tobt die Lust sich kräftig aus, und wenn am Schluß noch als außerordentliche Zugabe eine Prügelei ihre Helden mit Beulen ziert, so muß wohl auch das zum Ländlichsittlichen gerechnet werden.

Unser Künstler läßt von einem solchen Ausgang seiner Schweine-Auskegelei nichts ahnen. Wir sehen nur die verschiedenen Auslassungen der Freuden des Tags. Es ist mit diesem Bilde ihm wieder eine der vielen Dorflust-Darstellungen, mit denen er namentlich seine Thüringer Landsleute schon so oft erfreut hat, herrlich gelungen. Wilhelm Zimmer ist selbst ein Thüringer. Am 16. April 1853 in dem „Arbeitsmekka der Thüringer Frauenwelt“ (vergl. „Gartenlaube“ 1866, S. 89), in Apolda als der Sohn eines Strumpfwirkers geboren, wurde für diese Haupt- und Hausthätigkeit nicht nur seiner Familie, sondern seiner ganzen Vaterstadt auch er bestimmt. Nach einjähriger Lehrzeit kam er zu einem Lithographen nach Weimar und erlebte dort die glückliche Entdeckung seines Talents. Denn da er zugleich die dortige Zeichenschule besuchte, so fand der berühmte Landschafter, Graf Stanislaus von Kalckreuth, welcher 1860 in Weimar eine Kunstschule gegründet hatte, die er selbst bis 1876 leitete, Gelegenheit, in diesem Apoldaer so viel eigenthümliche Begabung zu finden, daß er ihn in sein Institut aufnahm und der Ausbildung desselben seine besondere Theilnahme widmete. Seitdem hat Zimmer seine fruchtreiche Schaffenslust fröhlich walten lassen und für dieselbe ein Gebiet gewählt, das ihm immer frischen Stoff zu liefern im Stande ist, das Dorfleben und zwar vorzugsweise in seiner Heimath.