Apokalypse des Elias
Bei der Kapitel- und Verszählung dieser Ausgabe entsprechen die Kapitel hier den Seiten bei Georg Steindorff[WS 1], die Verseinteilung jedoch hat Rießler selbst vorgenommen. In der zur Zeit maßgeblichen wissenschaftlichen Übersetzung von Wolfgang Schrage[WS 2] wird die bei Steindorf vorfindliche Seiten- und Zeilenzählung geboten.
(vorauf Sophoniasapokalypse 18, 6)
Menschensohn! Sag diesem Volk:
Weswegen häuft ihr Sünd auf Sünde an?
Erbittert Gott, den Herrn, der euch geschaffen?
noch das, was in der Welt!
Der Ruhm der Welt ist ja des Teufels,
wie ihre Auflösung.
der alles schuf,
voll Mitleid mit euch ist!
Er will uns aus dem Kerker dieser Zeit erlösen.
es möcht die Sonne nicht mehr auf die Erde scheinen,
auch sollt die Erde keine Frucht mehr bringen.
und brüllend lief er hin und her,
sie wie ein Löwe zu verschlingen.
und sandte seinen Sohn in diese Welt,
daß er aus der Gefangenschaft uns rette.
tat er es keinem Engel kund,
noch einem Erzengel, noch irgendeiner Macht;
er wandelte sich vielmehr wie in einen Menschen um,
um uns zu retten.
dieweil er euch ein Vater ist!
Bedenkt, daß er euch in dem Himmel
schon Throne hält bereit
und Kronen, mit den Worten:
„Sie all, die auf mich hören,
empfangen diese Throne und die Kronen“.
Ich schreibe meinen Namen bei den Meinigen auf ihre Stirne
und ich besiegle ihre rechte Hand.
noch dürsten sie.
Der Sohn der Sünde wird nichts gegen sie vermögen;
noch werden sie die Throne hindern;
sie ziehen vielmehr mit den Engeln bis zu meiner Stadt.
sie kommen an den Thronen nicht vorüber.
und ihrer sich bemächtigen,
dieweil die Engel nicht mit ihnen übereinstimmen
und weil sie ihrer Wohnstatt sich entfremdet.
die an der Zeiten Ende zahlreich werden!
Sie geben ihnen Lehren, die nicht Gottes sind:
sie schaffen göttliche Gesetze ab,
indem sie sprechen:
„Es gibt kein Fasten.
Gott hat es nicht geheißen.“
und sie berauben sich der herrlichen Verheißungen.
Laßt jene also euch nicht irreführen!
er, der die Himmel schuf,
das Fasten angeordnet,
zum Wohl der Menschen wegen ihrer Leidenschaften und Begierden,
die in dem Kampfe mit euch liegen,
daß euch der Böse doch nicht überwinde!
in ihm gibt’s keine Eifersucht noch Streit.
erzürnt den Herrn
und auch die Engel
und fügt so seiner Seele Schmerzen zu,
dieweil er Zorn sich für den Tag des Zornes sammelt.
bei reinem Herzen, reinen Händen.
heilt Krankheiten,
treibt Geister aus,
hat bis zum Throne Gottes Macht.
durch ein Gebet, das rein, vergeben.
Wer geht von euch denn auf das Feld hinaus
und wird ob seiner Arbeit hoch gepriesen,
wenn er kein Werkzeug bei sich hat?
wenn er nicht einen Panzer hat?
Er hat ja seines Königs Amt vernachlässigt.
wenn er in seinem Herzen zweifelt.
ist feindlich gegen sich,
und auch die Engel sind mit ihm nicht einverstanden.
auf daß ihr alles einsehet!
die Auflösung des Himmels und der Erde
und alles Unterirdischen
vermögen nicht die Meinigen zu überwältigen,
so spricht der Herr;
sie werden sich im Kriege auch nicht fürchten.
so nennen sie ihn den Assyrerkönig,
dazu des Frevels König.
Es wird das Land auf einmal aufseufzen;
man wird ja eure Kinder rauben.
Doch wird der Tod sie fliehen.
ihn heißen sie den Friedenskönig.
Er tötet dann den Frevelkönig.
nimmt er in Krieg und Blutvergießen Rache.
und macht ein nichtiges Geschenk.
wobei er sagt:
„Der Name Gottes ist ganz einzig“.
und richtet auch die heiligen Stätten auf.
und wendet von Ägyptens Städten sich in listiger Weise ab
und diese merken’s nicht. –
der Heiden Götzenbilder wägen
und ihre Schätze zählen
und Priester für sie einsetzen.
sowie die Großen in dem Volk ergreifen
und diese nach der Hauptstadt an dem Meer verbringen.
man hört nicht mehr die Stimme des Verkäufers und des Käufers.
auf einmal werden die Ägypter weinen und den Tod begehren.
Doch flieht der Tod
und will nichts mehr von ihnen wissen.
und stürzen sich hinab und rufen:
„Fallt doch auf uns herab!“
und sterben nicht.
in jenen Tagen auf der ganzen Erde.
und sie gefesselt vor sich bringen,
daß sie die Drachen säugen
dann sollen sie dem Flammenofen übergeben werden.
so wird er weiterhin befehlen,
man solle alle Kinder von zwölf Jahren abwärts greifen
und sie dem Feuerbrande überliefern.
und die geboren, richtet ihren Blick zum Himmel
und spricht: Weswegen sitz ich hier,
um Kinder in die Welt zu setzen?
„Jetzt ist’s an uns, daß wir uns freuen
darüber, daß wir keine Kinder haben.
Denn unsere Kinder sind im Himmel.“
und nehmen die ägyptischen Juden mit,
verbringen sie nach Jerusalem
und siedeln sie hier an.
daß Zwietracht in Jerusalem,
alsdann zerreißet eure Kleider ihr, des Landes Priester!
Und an den heiligen Orten zeigt sich der Gesetzlose in jenen Tagen.
beim Kampf mit den Assyrerkönigen.
drei Jahre blieben sie an jenem Ort,
bis sie den Tempelschatz von jenem Orte forttragen.
und blutig wird der Fluß Ägyptens,
daß man drei Tage lang
nicht aus ihm trinken kann.
Ein König steht in jenen Tagen auf
in einer Stadt, „die Sonnenstadt“ benannt.
und flieht nach Memphis.
im sechsten Jahre eine List in Memphis;
sie töten den Assyrerkönig.
Die Perser nehmen Rache an dem Land
und heißen alle Heiden und Gesetzeslose töten.
und geben doppelte Geschenke an das Gotteshaus
Und wer nicht an den Schlägen starb, wird sprechen:
„Der Herr, hat einen großen König uns gesandt,
damit das Land nicht wüste werde.“
Das Land füllt sich in großem Wohlstande mit Gütern an.
entgegen mit den Worten:
„Steht auf und weilt mit uns in dieser Ruhe!“
da offenbart sich dann der Sünde Sohn;
er sagt: „Ich bin der Gesalbte“,
obwohl er es nicht ist.
so kommt er gleich wie eine Taubengestalt;
ein Kranz von Tauben ist um ihn:
er schwebt auf Himmels Wolken,
und vor ihm zieht des Kreuzes Zeichen her.
der Sonne gleich vom Anfang bis zum Niedergang.
So kommt er,
und alle seine Engel sind um ihn.
an heiligen Stätten festzustehen.
Er wird zur Sonne sagen: „Falle!“
Sie fällt.
Sie tut es.
Er spricht: „Werd dunkel!“
Sie wird es.
„Werd blutig!“
Er wird es.
Er macht die Lahmen gehen und die Stummen reden;
die Blinden macht er sehend, rein die Aussätzigen.
und aus Besessenen vertreibt er Geister;
er tut vor jedermann viel Wunder und viel Zeichen.
die der Gesalbte tat;
allein die Toten kann er nicht erwecken.
daß er der Sohn der Sünde ist;
denn über Seelen hat er keine Macht.
damit ihr ihn erkennt:
und vorn auf seinem Kopf ist eine Stelle weißen Haares,
sonst eine kahle Glatze
und seine Augenbrauen reichen bis zu seinen Ohren;
auf seinen Händen vorn ist Aussatzgrind.
Bald wird er alt, bald wieder jung;
er wandelt sich mit seinen Zeichen;
nur seines Kopfes Zeichen kann er nicht verwandeln.
daß er der Sohn der Sünde ist.
daß sich der Unverschämte an den heiligen Orten zeigte.
und geht ihm bis Judäa nach.
der allen Heiligen feind geworden!
und er verfolgt sie bis zum Westen.
und gießt es auf den Tempel aus.
und schilt ihn mit den Worten:
„Du Unverschämter hast nicht über meine Seele,
noch über meinen Körper Macht.
Ich leb ja allezeit im Herrn.
da ward’s zum Heile für das Volk.
daß sich der Unverschämte an dem heiligen Ort gezeigt,
dann kommen sie herab zum Kampf mit ihm;
sie sprechen:
Schämst du dich nicht,
dich an die Heiligen zu drängen?
Du bist doch ihnen allezeit fremd.
und auch den Irdischen.
Du wurdest feind den Thronen;
Du bist ein Fremdling allezeit.
gleichwie die Sterne morgens.
doch selbst der Stoff ward feindlich gegen dich.
dich so an Gott heranzudrängen,
obwohl du doch ein Teufel bist?
und kämpft mit ihnen auf dem Markt der großen Stadt
und kämpft mit ihnen sieben Tage lang.
indes das ganze Volk sie sieht.
„Du Unverschämter! Sohn der Sünde!
Schämst du dich nicht,
das Gottesvolk gar zu verführen,
für das du nicht gelitten?
daß wir im Herren leben,
um allzeit dich zu widerlegen, wenn du sagst:
Ich habe diese überwältigt?
und töten dich,
dir aber ist’s nicht möglich,
an jenem Tag zu reden.
du aber bist Gott feindlich alle Zeit.“
und kämpft mit ihnen;
die ganze Stadt wird sie umstehen.
und leuchten und das ganze Volk,
die ganze Welt schaut sie.
dem Volke Schaden zuzufügen.
und mit des Landes Priestern werden sie gebunden weggeführt.
die Haut vom Kopfe abgezogen,
die Nägel einzeln ausgerissen.
entfliehn mit ihrem Golde an die Flüsse;
sie sagen:
„Setzt uns doch in die Wüste über!“
es wird ihr Fleisch zu Stein;
kein Tier frißt es bis zu dem letzten Tag der Abrechnung.
und eine Ruhestätte finden,
doch nicht im Reiche des Gesalbten,
wie die, die ausgeharrt.
„Ich lasse sie zu meiner Rechten sitzen.“
Vor andern werden sie begnadet werden.
des Himmels und der Erde Auflösung erleben,
die Throne und die Kronen voller Herrlichkeit empfangen.
sie rüsten sich mit Gottes Panzer
und eilen nach Jerusalem
und kämpfen mit dem Unverschämten, sprechend:
die einstens die Propheten ausgeübt.
doch Tote konntest du nicht auferwecken;
denn über Seelen hast du keine Macht.
daß du der Sohn der Sünde bist.“
und zornig werden und befehlen,
man solle die Altäre anzünden
und die Gerechten fesseln,
sie drauflegen und so verbrennen.
sie fliehen vor ihm und rufen:
„Dies ist nicht der Gesalbte;
denn der Gesalbte tötet nicht Gerechte
und nicht verfolgt er die Wahrhaftigen.
Sucht er sie vielmehr nicht durch Zeichen,
durch Wunderwerk zu überzeugen?“
und wird vom Himmel seine Engel senden;
es sind dies vierundsechzigtausend;
sechs Flügel hat ein jeglicher.
wenn sie das Loblied anstimmen.
auf deren Hand das Siegel sich befindet,
sie werden sie auf ihre Flügel nehmen,
vor seinem Zorne sie entführen.
und ziehn vor ihnen her ins heilige Land
und heißen sie vom Baum des Lebens essen
und weiße Kleider anziehen.
sie dürsten nicht,
noch hungern sie;
noch kann der Sohn der Sünde ihrer sich bemächtigen.
verfinstert sich die Sonne.
Dann bringt man Frieden auf die Erde und den Geist.
Die Bäume werden ausgerissen, hinfallen;
es sterben voll Bestürzung wilde Tiere
und Zugtiere dahin.
Die Erde trocknet aus,
auch die Gewässer in dem Meer.
„Was hast du uns getan, du Sohn der Sünde?
Du sagtest: „Ich bin der Gesalbte“,
obwohl du doch der Sohn der Sünde bist.
geschweige uns.
bis daß du dem Gesalbten uns entfremdet hast,
der uns geschaffen.
Wir werden jetzt von Hungersnot erfüllt.
daß wir ihn anbeten,
oder wo ist der, der uns belehrt,
daß wir ihn anrufen?
weil wir im Ungehorsam gegen Gott verharrten.
doch fanden wir kein Wasser.
und fanden auch kein Wasser.“
und spricht:
„Weh mir, daß meine Zeit an mir vorüberging!“
und meine Tage flogen hin wie flüchtige Stäubchen.
Flieht nunmehr in die Wüste!
Ergreift die Räuber!
Tötet sie!
Bringt her die Heiligen!
Um ihretwillen leuchtet auch die Sonne auf die Erde.
und sprechen:
„Du hast uns Gott entfremdet.
Ist es dir möglich,
alsdann erheb dich und verfolge sie!“
und fliegt den Heiligen nach.
und sie bekämpfen ihn mit vielen Schwertern.
und er befiehlt in großem Zorn dem Himmel und der Erde;
sie werden Feuer sprühen.
verzehrt die Sünder und die Teufel einem Halme gleich.
die Berge und die Erde geben eine Stimme von sich.
Habt ihr wohl irgendeines Menschen Stimme heut gehört,
der nicht zu dem Gericht des Gottessohnes kam?
wo sie begangen wurden,
sei’s die bei Tag, sei’s die bei Nacht.
samt denen, die sie einst verfolgt,
und denen, die sie einst dem Tode überliefert.
wo diesen Gnade wird.
um was sie viel gefleht.
er richtet die,
die sich im Himmel und auf Erden je vergangen;
er richtet auch des Volkes Hirten
und fragt sie nach der Herde.
sie legen ab das Fleisch der Welt
und kleiden sich in geistig Fleisch.
und töten diesen, ohne daß er reden kann.
wie ein durch Feuer aufgelöstes Eis.
worin kein Atem.
„Vorüber ist jetzt deine Zeit.
Vernichtet wirst du jetzt
samt denen, die an dich geglaubt.“
und sie wird über ihnen zugeschüttet.
der König, von dem Himmel samt den Heiligen allen,
und er verbrennt die Erde
und weilet tausend Jahr auf ihr.
so schafft er einen neuen Himmel
und eine neue Erde,
worin es keinen Teufel gibt.
indem er auf und nieder steigt;
auch sie sind bei den Engeln alle Zeiten
mit dem Gesalbten tausend Jahre.
Erläuterungen
Dieses Werk geht auf eine jüdische Grundschrift zurück. Zu ihr gehören besonders die Stücke über den Tempel in Jerusalem und die Schilderung des Antichrists. Wahrscheinlich entstand sie in Ägypten; denn sämtliche Weissagungen beziehen sich auf ägyptische Verhältnisse. Sie entstand in der Zeit von 100 v. Chr. bis 100 n. Chr. Von christlicher Seite wurde sie stark überarbeitet. Dieser Überarbeitung entsprangen Stellen, die von dem schon erschienenen Messias handeln, besonders die Stelle 20, 2 ff, die mit dem Brief an Diognet 7, 2 übereinstimmt (s. Texte und Untersuchungen N. F. 2. G. Steindorff, Die Apokalypse des Elias 1899).
- 19: 1 Wörtlich in der Paulus-Apokalypse 3 vgl. Is 30, 1 Ps 69, 28. 2 Zitat aus 1 Joh 2, 15. 3 1 Petr 5, 8. 3 Apok 2, 10.
- 20: 4 Apok 3, 12; 7, 3 ff. 5 Der „Sohn der Sünde“ ist der Antichrist 2 Thess. 2, 3. 5 Throne wie Kol 1, 16.
- 22: 4 s. Jak 4, 1. 6 Die Seleucidenkönige.
- 25: 1 Antiochus Epiphanes und seine ägyptischen Feldzüge 171–168 v. Chr. 4 Popilius Laenas, der dem Antiochus bei seinem Angriff auf Alexandrien 168 v. Chr. entgegentrat und ihn zur Rückkehr nach Syrien zwang.
- 27: 1 Apok 18, 11 ff 2 Apok 9, 6. 3 Hos 10, 8. Luc 23, 30. Apok 6, 16.
- 28: 4 Is 54, 1.
- 29: 1 Vielleicht Ptolemäerkönige? s. Dan 11, 2.
- 30: 1 Kos am rechten Nilufer nördlich von Theben gelegen, damals die größte Stadt Oberägyptens, wie Memphis die von Unterägypten war.
- 33: s. 2 Thess 2, 4 3 s. 2 Thess 2, 9 Apok 13, 13. Die Wunder des Antichrists sind hier spezifisch jüdisch.
- 34: 3 Tabitha, von Petrus in Joppe auferweckt Apg 9, 36 ff.
- 35: 20 Dan 12, 3.
- 36: 4 In der sahidischen Version werden die Augen mit eisernem Bohrer ausgebrannt.
- 38: 5 Sechsflügelige Seraphim erscheinen auch Is 6, 2; Apok. 4, 8.
- 39: 2 Apok 3, 12; 7, 3 ff. 3 Apok 11, 18. 4 Hier wird auf die Lichtsäule in der Wüste angespielt (Ex 13, 21) 4 Apok 7, 13.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Die Apokalypse des Elias, eine unbekannte Apokalypse und Bruchstücke der Sophonias-Apokalypse. Koptische Texte, Übersetzung, Glossar (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 17, 3a; N. F. Bd. 2, H. 3a), Leipzig: Hinrichs 1899 Internet Archive.
- ↑ Die Elia-Apokalypse (JSHRZ V/3), Gütersloh 1980.
Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text:
Sowie: