Antipathieen
Der Natur gebührt Lob, nicht nur für das wohlthätige Heilsame, das sie den Geschöpfen einpflanzte, sondern noch vielmehr vielleicht für das wohlthätige Gift, mit welchem sie Gifte unschädlich machte. Der Mensch, ihr erstes Geschöpf, der Ausleger ihrer Kräfte soll ihr dies Lob, sagen.
Solch ein Dankfest der Natur ward irgend wo jährlich gefeiert und dem Schöpfer Preis dafür gebracht, daß er jedem Gifte sein Gegengift verordnet.
Den Tyrannen setzte er schreckliche Unfälle entgegen, die ihnen vor einem höheren Gericht Schauder erwecken sollten. Den Hinterhaltigen gab er ein Gewissen, das sie inwendig nage. Den Allwissern legte er Abgründe der Natur in den Weg, die, ihnen unerforschlich, sie wenigstens zu einiger Schaam brächten. Wohllüstige hielt er mitten im Lauf nach Wohllüsten durch Krankheiten zurück; Geizigen stellte er das boshafte Glück entgegen, das ihre sichersten Hoffnungen oft so unvermuthet vernichtet; Hochmüthigen das Hohngelächter, das sie unter andre, die sie verachteten, tief hinabsetzt. Dem anmaaßenden Stolz schuf er einen mächtigen Feind, das Gefühl der Freiheit, dessen unbesiegter Muth sich kein Ehrloses Stillschweigen, keine niedrige Schmeichelei, keine närrische Leichtgläubigkeit, keine schändliche Dienstbarkeit gebieten läßt. Der größesten Macht des Bösen endlich setzte er das Kreuz, aufopfernde, tapfre Geduld, entgegen, mit dem ein Christ, wie ein zweiter Herkules, alle Ungeheuer der Hölle überwindet.