An meine Eltern
[8] An meine Eltern.
Ihr, die Jehovahs: Sterbet! aus dem Kreise
Der Zeitlichkeit mir allzufrüh entrückt,
Ihr, die ihr nun nach guter Engel Weise
Auf mich herniederblickt.
O Dank für deine wache Zärtlichkeit,
Die mir mit Blumen, mühsam eingesammelt,
Des Lebens Bahn bestreut.
Du starbst, kein Arzt, kein Flehen konte wehren
Ich weint’ um dich, doch war der Werth der Zähren
Mir damals unbewußt.
Von dir erst hab’ ich diesen Werth gelernet,
Du, die mir Mutter, Freundin, Alles war;
Von reitzender Gefahr.
[9] Die mich gelehrt schon in der frühsten Jugend
Ein Feind vom Aberglaub’ und falschen Schein,
Ein Hasser einer mürrischstrengen Tugend,
Oft steh’ ich da vor deinem Bild’, und weine,
Daß meine süsse Freundin mich verließ,
O daß mein Herz, so zärtlich, als das deine,
Mir früh der Tod entriß.
Durchstrahlet von dem Glanz des Ewigen;
Doch wirst du noch, von Seraphim umgeben,
Auf meine Thaten sehn.
Wirst, schmeichl’ ich mir, mit meines Glückes Gründung
Beschäftigt jede Regung, jed’ Empfindung
Der Tugend ganz zu weihn.
[10] Wirst, wenn ich thöricht falsche Wege wandle,
Bestrafen meine stolze Sicherheit;
Des Himmels Seligkeit.
Und schliche je, kaum wag’ ich es zu denken,
Sich Niedrigkeit in dieses Herz hinein;
So wird die Furcht, Geliebte, dich zu kränken,