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An die Deutschen (Die Gartenlaube 1855)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: An die Deutschen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 332
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Aufruf zur Gründung einer Schiller-Stiftung
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An die Deutschen.




Der fünfzigjährige Todestag unsers Friedrich von Schiller hat in allen Gauen des Vaterlandes dankbarste Erinnerung an den Zufrühvollendeten und an vielen Orten gemeinsame Huldigung durch Gesang, Bild und Rede geweckt. Ein Kreis von Ehrenmännern unserer Stadt trat mit dem Unterzeichneten zusammen, um einer solchen auch hier veranstaltet gewesenen Erinnerungsfeier durch Gründung einer Stiftung einen noch umfassenderen Ausdruck zu geben. Der zunächst durch einen Rückblick auf Schiller’s eignes Leben veranlaßte, sonst aber auch durch die traurigsten Erfahrungen auf dem Gebiete der Literatur immer mehr als Nationalpflicht sich aufdrängende Zweck derselben ist, solchen Schriftstellern, welche dichterischer Formen sich bedienend dem Genius unsers Volkes in edler, die Mehrung der Bildung anstrebender Treue sich gewidmet haben, für den Fall ihnen verhängter eigner schwerer Lebenssorge oder den Fall der Hülflosigkeit ihrer nächsten, auf ihr Talent angewiesenen Hinterlassenen einen thatkräftigen Beistand zu leisten. Nicht mehr die bereits unter uns organisirte Form, wohl aber das kräftigere Erblühen und zeitigere Beginnen der Wirksamkeit dieser

Schiller-Stiftung

hängt von dem Widerklange ab, den unsere Anregung in gleichgesinnten Gemüthern findet. Wir lassen deshalb an Alle, denen die Erhaltung, Mehrung und Würde der Nationalliteratur ein theurer und werther Gedanke ist, hiermit einen Aufruf ergehen zur lebendigsten Ergänzung unsers Unternehmens. Wir bitten Freunde der Literatur, aller Orten zu gleichen Schiller-Stiftungen zusammenzutreten und die Verwendung der Ergebnisse ihrer Thätigkeit mit der unserigen in einer künftig näher zu bezeichnenden Weise in Verbindung zu bringen. Wir bitten Diejenigen, die die vorherige Bildung von Schiller-Stiftungen an ihrem Wohnorte nicht abwarten wollen, die Spende, die sie unserm Beginnen für ein Mal oder periodisch entweder selbst zugebracht haben oder durch entsprechend in Bewegung zu setzende sonstige Förderungsmittel, Concerte, Theatervorstellungen, Bildausstellungen u. s. w. zu erwirken hoffen, unmittelbar an die Herren Lötze und Thomaschke, hierselbst, gegen später erfolgende öffentliche Quittung durch die Augsburger Allgemeine Zeitung einzusenden. Nicht Hoch oder Gering, nicht der Fürst, der in der Förderung eines Augustëischen Zeitalters seinen schönsten Ruhm erblickt, nicht der Bürger, der nach Vollendung seines gesegneten Tagewerkes am reinen Quell deutscher Dichtkunst sich zu erquicken liebt, Niemand, der eine, wenn auch kleine Gabe bereit halten kann für Humanitätszwecke, die nicht sein eignes, nächstes Wohl berühren, wolle sich ausschließen, eine Stiftung zu fördern, die es durch Veranlassung und Zweck verdient, schon am hundertjährigen Erinnerungstage der Geburt Schillers, den 11. November 1859, Ergebnisse veröffentlichen zu können die auf’s Neue die Thatsache feststellen, daß unsere Nation sich am einigsten fühlt in der Pflege und Wahrung ihrer unveräußerlichen geistigen Güter.

Dresden, den 10. Mai 1855.

Der prov. Vorstand der Schiller-Stiftung.
Dr. C. G. Carus, geheimer Med.-Rath.
Dr. Karl Gutzkow.
Dr. Julius Hammer.
Dr. Gustav Klemm, Königl. Sächs. Hofrath und Oberbibliothekar.
Major Serre auf Maxen.
v. Wietersheim, Königl. Sächs. Staatsminister a. D.
Hofrath und Vicedirektor Karl Winkler.