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An den Kaiser

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Textdaten
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Autor: Victor Blüthgen
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Titel: An den Kaiser
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 404
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[404]
An den Kaiser.

Wir kommen durch ein stumm Gewühl,
Durch Grimm und bange Schauer,
Mein Kaiser auf dem Leidenspfühl,
Wir kommen mit Zorn und Trauer,

5
Und was wir reden mit heißem Mund

Vor Dir, Du Held in Schmerzen,
Das reden auf weitem Erdenrund
Jetzt alle deutschen Herzen.

Mein Kaiser, der uns groß gemacht,

10
Zum Wunder und zum Neide,

Wir hatten Dich lieb in Fürstenpracht
Und schlichtem Bürgerkleide:
Wir wollten Deiner Jahre Schluß
Mit Liebe kränzen und stützen,

15
Und konnten doch vor dem Mörderschuß

Dein greises Haupt nicht schützen!

Wir haben gejauchzt, als Dich der Tod
Verfehlt vor wenig Wochen:
Die Natter, die umsonst gedroht,

20
Nun hat sie Dich doch gestochen;

Sie hat mit ihrem Haß durchtränkt,
Vergiftet Deine Wunden –
Mein Kaiser, den uns Gott geschenkt:
Ach, lasse Dich Gott gesunden!

25
Mein Fürst, kein Deutscher vergoß Dein Blut –

Wir schütteln von uns die Schande –
Die heimathlose, die Natternbrut,
Die that es im deutschen Lande.
Ob sie mit deutschem Brod gespeist,

30
Gelehrt aus deutschem Buche:

Sie sind nicht Erben an unsrem Geist,
Noch wir an ihrem Fluche.

Mein Kaiser wund und schmerzensvoll –
Daß Dir’s Dein Weh versüße:

35
Wir bringen Dir Deutschlands Gram und Groll,

Wir bringen Dir Deutschlands Grüße.
Die Glocken schallen von dort und hier –
Jetzt wollen wir für Dich beten,
– Und rettet Dich Gott, dann helfen wir

40
Der Schlange den Kopf zertreten.
Victor Blüthgen.