Zum Inhalt springen

Altvenetianische Taufe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Altvenetianische Taufe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 148
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[148] Altvenetianische Taufe. (Zu unserer Kunstbeilage.) Die alten Kirchen der Lagunenstadt üben auf Künstleraugen den Zauber, daß aus ihren Schatten am hellen Mittag Gestalten vergangener Zeiten hervortauchen, wenn man still in einer Ecke ruht und mit halbgeschlossenen Augen in das Halbdunkel ihrer Nischen und Bogen hineinsieht. Auf einmal wandeln da paarweise über die uralten Mosaikplatten ernsthaft blickende Senatoren im Purpurgewand, an die Beichtstuhlgitter drängen sich schöne blonde Sünderinnen mit unbußfertig lächelnden braunen Sammetaugen, geistliche Häupter reihen sich im Chorgestühl, und durch den Weihrauchduft schimmert die Goldhaube des Dogen …

Am lieblichsten aber ist das Bild in der Taufkapelle, wo ein jüngster Sproß aus altadeligem Hause – ist’s ein Loredano, ein Pesaro oder ein Grimani? – in seiner Spitzenhülle ruhig den Segen der Kirche und die Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen verschlummert hat. Stolz hält die bildschöne Amme den kostbaren Schatz wieder auf den Armen, Mutter und Großmutter bewachen ihn mit liebevollen Blicken, während die junge blonde Tante sich noch einmal über das Pathchen beugt. Sie ist so vertieft in seinen Anblick, daß sie nicht auf die halblauten Reden hört, die dort am Taufstein, der Heiligkeit des Ortes uneingedenk, ihre schöne Base mit dem jungen Nobile tauscht. Seine brennenden Blicke sprechen deutlicher als die hastigen Flüsterworte, und aus ihren Augen strahlt die leichtlebige Heiterkeit, welche als allgegenwärtiges Element das Venedig jener Tage durchdrang, nur Freude und Genuß begehrend, mit künstlerischem Behagen im Glanz des Reichthums sich sonnend und froh nach allen Gütern des Lebens greifend …

Kein Wunder, daß die Künstler unserer Tage sich gerne zurückträumen in die schönheitsfreudige Zeit und die heute so still gewordenen Plätze und Hallen mit den Figuren wieder bevölkern, die so nothwendig in die alte Pracht gehören. Auch der Maler unseres Bildes hat das mit Glück gethan, und bei Betrachtung seiner Schöpfung wird sich mancher gemahnt fühlen an die unvergeßlichen Eindrücke, welche die wunderbare „Beherrscherin der Meere“ in ihm hinterließ.

[KB 4]

Nach dem Gemälde von J. Wagrez.   Photogr. im Verlag von Ad. Braun & Co. in Dornach u Paris.

ALTVENETIANISCHE TAUFE.


Die Gartenlaube 1891. 0 Kunstbeilage 4.