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Als über weit gespannte Bogen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Als über weit gespannte Bogen
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 42–43
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
fertig
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[42]

Siegesfeiern.
31.
6. Deutsches Turnfest in Dresden 1885.


     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Als über weit gespannte Bogen von Elbestrand zu Elbestrand die raschen, rüst’gen Turner zogen aus jedem Gau im Vaterland, als sie mit manchem schmucken Kinde den alten, schönen Gruß getauscht, da hat im leichten Sommerwinde auch unser Banner sich gebauscht.

     2. Und hinter ihm in dichten Reihen zog jauchzend unsre Turnerschaft, bereit, dem Männerkampf zu weihen die junge, die geschulte Kraft, entschlossen, nach dem Preis zu ringen, der schöner schmückt, als Demantglanz, und von dem Feste heimzubringen den schlichten grünen Eichenkranz.

     3. Das war ein angestrengtes Mühen in jenen Tagen schwül und heiß! Die Wange mußte tief erglühen und auf der Stirne perlte Schweiß. Der Ehre Blume ward begossen vollauf mit diesem edlen Thau, denn wackre Kämpen sind entsprossen seit Frankfurts Tagen jedem Gau.

     4. Wir durften heimlich wohl erbangen, als wir uns umgesehn im Kreis, doch unsre treuen Streiter rangen mit zähem Mute um den Preis; [43] und zu den vielen Unterliegern hat sie der Ausgang nicht gesellt, nein, zu den sechsunddreißig Siegern hat unser Häuflein zwei gestellt!

     5. Du Lindenstadt, die uns geboren, und du, dem Herzen lieb und wert, Verein, den freudig wir erkoren – wie war’t ihr Beide neu geehrt! Vor Deutschland haben wir bewiesen, noch blühe sie in Saft und Kraft, die man als Muster oft gepriesen, Alt-Leipzigs schlichte Turnerschaft.

     6. Die Freude pulst und webt in Allen und diese Freude trotzt dem Hohn; die Kränze, die uns zugefallen, sind treuer, ernster Arbeit Lohn, sind wohlgenutzten Jugendlebens und unerbittlich strenger Zucht und eines nie gestillten Strebens allmälig nur gereifte Frucht.

     7. Doch eins bedenkt: die höchste Ehre ist ein Verlust und kein Gewinn, dafern sie schwäche und versehre den nüchternen, den schlichten Sinn; denn unser Kleinod soll es bleiben, daß unter uns in Ernst und Spiel ein eitles dünkelhaftes Treiben noch jederzeit dem Spott verfiel.

     8. Nach diesem Ruhme laßt uns geizen, - nach unserm Siege, wie zuvor! Denn selbstgefällig kann sich spreizen und prahlend blähen nur ein Thor. Gelobt’s! Wir trachten nach dem Rufe, daß Keiner sich die Rüge schenkt, wenn er auf der erklomm’nen Stufe nicht an die nächste, höh’re denkt!

     9. Was jenen Braven auch gelungen, sie haben nicht an sich gedacht, und jenen Kranz, den sie errungen, voll Freuden dem Verein gebracht. So treuer Sinn, zu jeder Stunde sei er das ihm beschiedne Teil! Und darauf denn aus Herzensgrunde ein dreifach donnerndes „ Gut Heil!“