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[644]720. Abendlied, wenn man aus dem Wirtshaus geht. (III. 76.)
Lustig.
Fr. Schneider.
1. Jetzt schwin=gen wir den Hut; der Wein, der Wein war
gut. Der Kai=ser trinkt Burgun=der=wein, sein schön=ster Jun=ker
schenkt ihm ein, und schmeckt ihm doch nicht bes=ser, nicht bes=ser.
2. Der Wirt, der ist bezahlt, und keine Kreide malt den Namen
an die Kammerthür und hintendran die Schuldgebühr; der Gast darf
wieder kommen, ja kommen.
3. Und wer sein Gläslein trinkt, ein lustig Liedlein singt in Frieden
und in Sittsamkeit und geht nach Haus zur rechten Zeit, der Gast
darf wiederkehren mit Ehren.
4. Des Wirts sein Töchterlein ist züchtig, schlank und fein, die
Mutter hält’s in treuer Hut, und hat sie keins, das ist nicht gut, muß
eins in Staßburg kaufen, ja kaufen.
5. Jetzt Brüder, gute Nacht, der Mond am Himmel wacht, und
wacht er nicht, so schläft er noch, wir finden Weg und Hausthür doch
und schlafen aus im Frieden, ja Frieden.
J. P. Hebel. 1806.
721. Der Enderle von Ketsch.
Ganz rasch.
Chr. Schmezer. 1854.
1. Jetzt weicht, jetzt flieht! jetzt weicht, jetzt flieht mit Zittern und
Zäh=ne=ge=fletsch; jetzt weicht, jetzt flieht! wir sin=gen das Lied vom [645] En=der=le von Ketsch. 2. Ott Heinrich, der Pfalzgraf bei
Rhei=ne, der sprach ei=nes Morgens: Rem blem! Ich pfeif auf die
sau=e=ren Wei=ne, ich geh nach Je=ru=sa=lem, ich
pfeif auf die sau=eren Wei=ne, ich geh nach Je=ru=sa=lem.
3. Viel schöner und lilienweißer schaun dort die Jungfrauen drein:
O Kanzler, o Mückenhauser fünftausend Dukaten pack ein.
4. Und als sie lagen bei Joppen, da faltet der Kanzler die Händ:
Jetzt langt’s noch zu einem Schoppen, dann sind die Dukaten zu End'!
5. Ott Heinrich, der Pfalzgraf, sprach munter: Rem blem! Was
ficht uns das an? Wir fahren nach Cyprus herunter und pumpen die
Königin an.
6. Schon tanzte die alte Galeere vor Cyprus in funkelnder Nacht,
da hub sich ein Sturm auf dem Meere und rollender Donner erkracht.
7. Umzuckt vom gespenstigem Glaste ein schwarzes Schiff braust
vorbei, hemdsärmlich ein Geist steht am Maste und furchtbar gellet
sein Schrei:
8. Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht! mit Zittern und
Zähnegefletsch; jetzt weicht, jetzt flieht! im Sturm herzieht der Enderle
von Ketsch.
9. Der Donner klang leise und leiser und glatt wie Öl lag die
See, dem tapferen Mückenhäuser, dem Kanzler, war’s wind und weh.
10. Der Pfalzgraf stund an dem Steuer und schaut in die Wogen
hinaus: Rem blem! ’s ist nimmer geheuer, o Cyprus, wir müssen
nach Haus!