2. All zerstreut in deutschen Landen waren wir zur Ferienzeit,
jener stak in Bücherbanden, dieser trat die Straßen breit. Laufkur,
Luftkur, Bäder, Wasser, Sommerspritzen fern und nah |: stärkten wohl,
doch stärket besser Aura academica! :|
3. Aura ist kein Moschusdüftchen, wie’s der Schwung im Sack=
tuch trägt; ist kein säuselnd Zephyrlüftchen, das sich kosend um dich
legt. Aura ist ein Wirbelwehen, frohsten Treibens anima, drin sich
Geist und Jugend drehen, Aura academica!
4. Luft und Licht, des Lebens Sonnen, wirft sie keck durchs Draht=
gestell auf den schwarzen Weisheitsbronnen, jüngt am Brett, den
Wissensquell. Strömt der Boden Zaubersäfte, stehen Geister helfend
da? Eine nur leiht Wunderkräfte: Aura academica.
5. Der Philister läßt sich tragen in der Musenstadt Bereich, und
ein Zauber sonder Sagen strahlt von Mädchen liebebleich. Küßtest
du der Jungfrau Wangen, daß ein Wandel hier geschah, daß sie liebe=
glühend prangen, Aura academica?
6. Freunde, trinkt in vollen Zügen musenstädtschen Gerstensaft,
denn ein gottgesandtes Fügen giebt uns heute Wunderkraft: Jugend=
frohsinn, Wissensstreben, schönste Minne tritt und nah, alles nur durch
dich gegeben, Aura academica!
1. Frisch auf, frisch auf, du Waffenschmied, nun schärf mir meine
Klinge, auf daß sie scharf und schneidig blitzt, wenn ich sie morgen
schwinge; sprich manchen Zauberspruch dabei, auf daß sie Glück mir
bringe, und ich im heißen Männerkampf den Gegner bald bezwinge.
2. Hei Waffenlust, hei Schlägerklang, sie sind des Burschen Freude,
ich fahr ums frühe Morgenrot zum Kampf durch Wald und Heide.
Es blitzt mein Aug, es zuckt mein Arm, wie glüht der Mut durch
beide, und Funken sprühst auch du nun bald, du blank geschliffne
Schneide.
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3. Und ruft in heller Waffenlust das Vaterland zum Heere; her=
aus, heraus, mein blankes Schwert, laut schallt’s vom Fels zum Meere;
dann schwing ich dich als tapfrer Held, des freies Mannes Wehre,
und fall ich in der wilden Schlacht, fall ich mit Ruhm und Ehre.
1. Frisch blickt auch ich als junger Bursch ins Leben, keck hatt ich
mir gesteckt das höchste Ziel, kein Mädchenherz konnt lang mir wider=
streben, und doch war’s eine nur, die mir gefiel. |: Da war ich jung, :|
so recht von Herzen froh, ein übermütger Studio.
2. Ein Turner, kraftgestählt, noch klar die Augen, noch ungetrübt
vom Bücherstaub und hell, studierte, was mit grade schien zu taugen,
den Freunden war ich ein gut Zechgesell. Noch war ich jung, so recht
von Herzen froh, ein übermütger Studio.
3. Jüngst trieb es mächtig mich, nach Haus zu wandern, die
Sehnsucht eilt voraus dem flüchtgen Fuß: ich sah mein Lieb am Arme
eines andern, sie wandte scheu sich ab bei meinem Gruß. Das schnitt
ins Herz, trüb wurde mir’s und schwer, war nicht der frohe Studio mehr.
4. Sah, daß so viel Semester schon von dannen, und doch war
mir’s im Kopf noch wirr und kraus, jetzt gilt’s den Sinn in scharfe
Zucht zu spannen, da schlägt er manchmal um so toller aus. Der alte
Bund, der Freunde Rund sich stark gelichtet hat, der Studio heißt:
Herr Kandidat.
5. Hab ich mal ausgereckt die steifen Glieder, hör wieder Schläger
dröhnen, hellen Sang, schau ich dem Freund ins Aug, klingt alles
wieder, was einst so froh dem jungen Bursch erklang. Werd wieder
jung, stets will ich bleiben so, im Herzen nur ein Studio.
H. Wunderlich. 1881.
269. Fröhlich und frei.
1. Fröhlich und frei bin ich, juch=hei! steh un=ter
Got=tes Zelt, hab mich im heim=ge=stellt, schal=te sonst