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2. Die einen, sie weinen; die andern, sie wandern; die dritten noch
mitten im Wechsel der Zeit; auch viele am Ziele, zu den Toten ent=
boten, verdorben, gestorben |: in Lust und in Leid. :|
3. Ich alleine, der eine, schau wieder hernieder zur Saale im
Thale, doch traurig und stumm. Eine Linde im Winde, die wiegt sich
und biegt sich, rauscht schaurig und traurig; ich weiß wohl warum!
Lebrecht Dreves. 1842.
240. Philisterbetrachtung. (IV. 120.)
Lebhaft.
Karl Zuschneid. 1895.
1. Auf, Schen=kin, fül=le mir den Po=kal mit
je=nem herr=li=chen Wei=ne, von dem ich zech=te so
man=ches Mal, von dem ich zech=te so manches Mal zu
Rü=des=heim am Rheine, zu Rü=des=heim am Rheine.
2. Wie blinkt mir des Römers lachendes Grün, wie sprühet es
drinnen vom Golde! |: So sprühte mein Geist in der Jugend kühn, :|
|: so grünte die Welt mir, die holde. :|
3. Da blitzte das Aug und es wallte das Haar in goldenen Locken
hernieder, hell prangte mein Flausch, und die Seele, sie war ein köst=
licher Bronnen der Lieder.
4. Da hat keine Sorge im Busen gehaust, nur Frühling und
sonnige Klarheit, da flammt es herab aus der nervigen Faust auf den
Frevler an Freiheit und Wahrheit.
5. Nichts war meinem Streben zu hoch und zu weit, ich wollt es
erringen in Stunden, noch höher dann streben — wo blieb mir die
Zeit! Wie viel sind der Jahre entschwunden!
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6. Verrostet die Schläger, verschlissen der Flaus, Reif glitzert in
Bart und in Haaren, doch das Auge blitzt in die Welt hinaus wie
einst in Studentenjahren.
7. Noch schlägt das Herz für Wahrheit und Recht, für Freiheit
und Ehre und Tugend, noch wird gescherzt, mit Genusse gezecht, wie
kaum in frohester Jugend.
8. Noch tönt mir dei Saite, mir eherner Kraft anschlagend des
Vaterlands Weisen, noch liegt ihr Gesang in Cytheriens Haft, gilt’s,
wahre Schönheit zu preisen.
9. Komm, goldner Geselle, des leuchtenden Ruhm die Zeit noch
erhöhend bewähret, wir gleichen, uns hat im Philisterium sich Jugend
erneut und verkläret.
1. Becherklang und Burschenlied, laßt sie wieder tönen! Wie uns
durch die Seele zieht jugendlich Gewöhnen! Ewig sind die Lieder jung,
ewig schäumt der Becher, esig blüht Erinnerung jungverbundner Zecher.
2. Wiederum zusammen führt uns die frohe Stunde: zahlreich,
wie es sich gebührt, kamen aus der Runde auf den Ruf von nah und
fern rüstige Genossen, die sich aneinander gern ehedem geschlossen;
3. Die geteilt den Feuerdrang, der in Blut gegoren, jedem un=
bequemen Zwang Widerstand geschworen, stürmend nach der Freiheit
Reich auf geschwinden Schiffen, und im Übermute gleich nach dem
Gegner griffen.
4. Doch die schlimme Stunde kam jedem angeschlagen, da er end=
lich Abschied nahm von den leichten Tagen: da an einem trauten
Haus noch die Blicke hingen, dahin oder dorthinaus seine Wege gingen.
5. Wie das eherne Geschick einen um den andern südwärts hieß
mit Hoffnungsblick oder nordwärts wandern: jeder folgt allein fortan
seinen eignen Sternen und es schien sich Bahn von Bahn weiter zu
entfernen.
6. Aber heute trafen doch sie aufs neu zusammen, und, o seht!
es glimmen noch Funken einstger Flammen. Von Erinnrung an=
geglüht, lodern sie geläurert und zur Welt, die einst geblüht, ist die
Brust erweitert.
7. Ewig sind die Lieder jung, die uns jung erhoben. Lasset ihren
hohen Schwung heute sich erproben! Wie uns durch die Seele zieht
jugendlich Gewöhnen: Becherklang und Burschenlied, laßt sie wieder
tönen!