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Allerheiligen’s Stiftung

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Textdaten
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Autor: Eduard Brauer
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Titel: Allerheiligen’s Stiftung
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 44–45
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Indexseite
[44]
Allerheiligen’s Stiftung.[1]

So sprach Frau Uta, die Herzogin:
„Ich will ein Kloster stiften,
Ihr Räthe, sagt, wo stell’ ichs hin?“
Da gabs viel Reden und Schriften

5
Voll „sintemal“ und „alldiweil,“

„Inmaßen“ und „derowegen.“
Fast Jeder suchte das Gegentheil
Vom Andern darzulegen. –
„So wird mein Wille nie zur That,

10
Der Nebel immer dichter;

Geht, holt mir einen klügern Rath,
Der sey des Zweifels Schlichter!“ –
Ein Esel wars. Den schickt sie hinaus,
Bepackt mit reichen Schätzen:

15
„Nun, lieber Getreuer, such mir aus

Den besten von allen Plätzen!“
Rath Langohr schleicht im trägen Gang,
Dem weiland amtsgemäßen,
Als wär’ er all sein Lehen lang

20
Herzoglicher Rath gewesen.

Bald wirds ihm heiß auf seiner Bahn,
Die Thäler glühn und dampfen,
Ein grimmig Dürsten fällt ihn an,
Drob hebt er an zu stampfen;

[45]
25
Doch kaum hat seines Hufes Schlag

Den lockern Grund getroffen,
Da sprudelt ein klarer Quell zu Tag,
Da hat er sich satt gesoffen.
Und weiter schleppt er seinen Sack,

30
Bis an des Felsens Schiefe

Er jählings seinen schweren Pack
Wegschleudert in die Tiefe.
„Freund Langohr, klug ist dein Entscheid!
hier unten will ich bauen;

35
In wilder Bergeseinsamkeit

Soll man das Kloster schauen.“ –
Und so nach Eselsrath ward dort
Sogleich auf der Frau Uta Wort
Der Klosterbau begonnen

40
Und rasch vollführt; nah diesem Ort

Fließt noch der Eselsbronnen.

Zuletzt noch eine gute Lehr’
Für Alle, so dies lesen:
Des Esels Rath frommt öfters mehr

45
Denn hochgelahrtes Wesen.
Eduard Brauer.

  1. [45] Die fromme Frau Uta, Tochter eines Grafen von Calw, und die Gemahlin eines Herzogs aus dem Geschlecht der Welfen, bewohnte die Schauenburg, deren Trümmer von einem holten Felsenblocke auf einem Berge nahe beim Städtchen Oberkirch heruntersehen. Die Schauenburg hat ihren Namen nicht umsonst; denn von hier aus genießt man einer wundervollen Fernsicht ins Rheinthal und die Gebirge. Daß sie diesen Namen deßhalb erhalten, weil die Straßburger sie einst vergeblich belagerten und beim Abzuge sich selbst zum Hohne gesagt hätten: „Wir schauen an die Burg!“ ist wohl nur aus der Luft gegriffen.