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Abenddämmerung

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« Krönung Buch der Lieder (1827) Sonnenuntergang »
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Textdaten
Autor: Heinrich Heine
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Titel: Abenddämmerung
Untertitel:
aus: Buch der Lieder, Die Nordsee, Erster Cyklus, S. 311–312
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum: 1825–1826
Erscheinungsdatum: 1827
Verlag: Hoffmann und Campe
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans der Ausgabe 1827 auf den Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Bearbeitungsstand
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[311]

II.

Abenddämmerung.

     Am blassen Meeresstrande
Saß ich gedankenbekümmert und einsam.
Die Sonne neigte sich tiefer, und warf
Glührothe Streifen auf das Wasser,

5
Und die weißen, weiten Wellen,

Von der Fluth gedrängt,
Schäumten und rauschten näher und näher –
Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen,

10
Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen –

Mir war als hört’ ich verscholl’ne Sagen,
Uralte, liebliche Mährchen,
Die ich einst, als Knabe,
Von Nachbarskindern vernahm,

15
Wenn wir am Sommerabend,

Auf den Treppensteinen der Hausthür,
Zum stillen Erzählen niederkauerten,
Mit kleinen, horchenden Herzen
[312] Und neugierklugen Augen; –

20
Während die großen Mädchen,

Neben duftenden Blumentöpfen,
Gegenüber am Fenster saßen,
Rosengesichter,
Lächelnd und mondbeglänzt.