Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert/Zahl der Rechnungen. Sprache. Geldwerth
Die älteste ist ein Bruchstück einer Ausgaberechnung vom Jahr 1334 unter den Bürgermeistern Johann von Eyghorn und Wolter in Punt; sie ist wie die folgenden von 1338, 1344, 1346, 1349, 1353 auf viele Ellen langen, 6" bis 8" breiten, aufgerollten Pergamentstreifen in lateinischer Sprache geschrieben; die späteren von 1373, 1376, 1383, 1385, 1387, 1391, 1394 bestehen aus Papierrollen und Heftchen in Folio und bedienen sich seit 1378 der deutschen, d. h. der niederdeutschen Sprache, die vielfältig mit unserm heutigen Plattdeutsch übereinstimmt und theilweise nur durch dessen Kenntniß verständlich wird. Das Latein ist hin und wieder
[2] fast in komischer Weise mit deutschen Brocken gemischt; wo dem Rentmeister das lateinische Wort fehlt, flickt er ungenirt ein plattdeutsches ein; dabei beginnen alle Positionen mit item. So heißt es 1334:
Item de fovea lapidea in universo tam ad frangendum quam pro hauwele, beckele, beren, malleis erga Scroderocken emptis etc.
1338: item deme esedele (Einsiedler) in nemore prope Renardum ad vias reparandas.
1373: item pro uno blok ze segen et ze fegen u. s. w.
Zum leichtern Verständniß müssen hier einige kurze Bemerkungen über die damals gebräuchlichsten Geldsorten vorausgeschickt werden. Wie noch zu Anfang unseres Jahrhunderts trotz der bequemen französischen Münzen der echte Aachener von der reichsstädtischen Gewohnheit nach Marken zu rechnen nicht lassen konnte, so war auch im 14. Jahrhundert die Mark diejenige Münze, worauf alle anderen reducirt wurden. Sie hatte aber damals einen ganz andern Werth als in unseren Kinderzeiten.
Die Mark theilt sich in 12 Schillinge, der Schilling in 12 Denare, 1 Denar in 2 Obolen. Der Werth der Aachener Mark sank schon im 14. Jahrhundert beständig; denselben nach unserm Gelde zu bestimmen, müssen wir ihn mit dem Goldgulden, aureus fl. vergleichen, dessen Geltung in dem uns beschäftigenden Zeitraum als beinahe konstant angesehen werden kann. In dem von der hist. Kommission der königlichen Akademie der Wissenschaften in München 1862 herausgegebenen Werke „die Chroniken der fränkischen Städte“ I. B. S. 224 ff. berechnet in einer ausführlichen Abhandlung über die Münzverhältnisse im 14. Jahrh. Professor Hegel den Goldgulden zu 5 fl. 40 kr. oder 3 Thlr. 10 Sgr. In der Rechnung von 1334 werden 2 aurei gleich gestellt 25 S. 2 D., mithin galt die Mark 3 Thlr. 5 Sgr. 1344 war die Mark nur 4/7 eines aur. fl., also nach unserem Gelde nur mehr 1 Thlr. 271/2 Sgr. 1349 wird 1 aur. fl. zu 2 M. berechnet, mithin galt die Mark nur mehr 1 Thlr. 20 Sgr. 1376 ist 1 aur. fl. = 31/2 M., also 1 M. = 281/2 Sgr.; 1386 1 aur. fl. = 3 3/4 M.; und 1394 beträgt der Goldgulden, obgleich er auch etwas im Werthe gesunken war, schon 41/6 M., wonach die M. nur mehr 221/3 Sgr. galt. Also sank die M. in 60 Jahren auf weniger als ein Viertel ihres frühern Werthes. Wir wollen die Münzverhältnisse hier [3] nicht weiter verfolgen, da das Gesagte für unsern Zweck ausreicht, und zu einem Gegenstande übergehen, über welchen man schwerlich in alten Stadtrechnungen Aufschluß suchen möchte, nämlich zu den klimatischen Verhältnissen unserer Gegend.