ADB:Zastrow, Christian von
Herzoge Ferdinand von Braunschweig, seinem Oberbefehlshaber, gegenüber sich beklagte, daß er die Stadt mit Milizen und Invaliden behaupten solle. Als die Franzosen am 22. Juli vor derselben erschienen, zog er sich mit der Besatzung in die Citadelle zurück, welche mit 40 Geschützen drei Tage lang beschossen wurde. Am 25. capitulirte er, nachdem ein Pulverthurm in die Luft geflogen war und die Gebäude zu brennen angefangen hatten; er wurde Kriegsgefangener und nach Wesel gebracht, aber schon Ende August gegen den ebenfalls gefangenen Commandanten von Minden, Generallieutenant v. Morangies, ausgewechselt. Im nächsten Jahre gehörte er zuerst zu der unter General v. Spörcken in Westfalen thätigen Kleinen Armee; trug, als diese mit dem Hauptheere unter dem Herzoge vereinigt war, durch rechtzeitiges Eintreffen und Eingreifen der ihm unterstellten Colonnen am 31. Juli zum glücklichen Ausgange des Treffens von Warburg bei; stand dann unter [716] dem Erbprinzen von Braunschweig und 1761, meist auf dem westlichen Theile des Kriegsschauplatzes, wieder unter Spörcken; 1762 befehligte er das zweite Treffen der Großen Armee unter Herzog Ferdinand. An dem am 23. Juli bei Lutterberg stattfindenden glücklichen Gefechte, in welchem er eine der Angriffscolonnen führte, nahm er mit einer „unvergleichlichen Auszeichnung“ theil, so daß der Herzog ihm ein Geschenk von 1000 Pistolen (je 5 Thaler Gold) machte. Von der Einschließung von Cassel, wo er darauf zunächst verwandt wurde, zur Vertretung des erkrankten Generals v. Hardenberg an die Ohm berufen, trug er durch standhaftes Ausharren wesentlich dazu bei, daß am 21. September die Angriffe des Feindes im Gefechte bei der Brückenmühle erfolgreich abgewiesen wurden. Es war der letzte Kampf, an dem er theilnahm. Er starb am 13. Februar 1773 als Gouverneur zu Göttingen.
Zastrow: Christian Nikolaus Friedrich von Z., kurfürstlich braunschweig-lüneburgischer Generallieutenant, als der Sohn eines kurhannoverschen Oberst v. Z. 1705 geboren, stand zuerst in französischen Diensten, kam aber aus diesen schon 1721 als Lieutenant im hannoverschen Infanterieregimente v. Z. in seine Heimath zurück, machte als Capitän, später als Stabsofficier den österreichischen Erbfolgekrieg mit, in welchem er am 2. Juli 1747 in der Schlacht bei Laeffeld verwundet wurde, und war bei Beginn des Siebenjährigen Krieges Oberst und Regimentscommandeur, 1758 wurde er Generalmajor, 1759 Generallieutenant. In letzterem Jahre war er Commandant von Münster, dessen Bewohner höchst aufgebracht darüber waren, daß Z. Anstalten traf, die Stadt, wie ihm ausdrücklich aufgetragen war, nach Möglichkeit gegen die anrückenden Franzosen zu vertheidigen. Er unterdrückte die Bewegung mit Thatkraft und Entschiedenheit und wies die an ihn gerichtete Aufforderung zur Uebergabe mit Festigkeit zurück, obgleich er dem- O. von Zastrow, Die Zastrowen, Berlin 1872, S. 118. – L. von Sichart, Geschichte der königlich Hannoverschen Armee, 3. Theil, Hannover 1870.