ADB:Wurster, Johann
Thomas Septemcastrensis (s. A. D. B. XXXVIII, 86 fg.). Auch den andern (undatirten) Mantuaner Druck, auf dem sein Name vorkommt, hat er in Gemeinschaft mit einem Deutschen hergestellt, mit dem sonst unbekannten Johannes Baumeister. Das nächste Erzeugniß seiner Presse, das ein vollständiges Datum, Ort und Jahr des Druckes trägt, ist nicht mehr aus Mantua, sondern aus Modena und zwar vom 9. October 1475 datirt. Dort ist ohne Zweifel auch schon der am 25. Juni 1475 abgeschlossene Libro della consolatione delle medicine des Johannes Mesue erschienen. Wo aber der von W. im J. 1474 im Druck herausgegebene Liber pandectarum medicinae entstanden ist, ob in Mantua oder Modena, darüber streiten die Gelehrten; einige meinen auch, in Bologna. Für letztere Annahme könnte man ins Feld führen, daß in den Basler Acten, freilich erst beim Jahre 1488, von Ausständen die Rede ist, die W. in Modena und Bologna hatte. Doch ist es sehr fraglich, ob unser Drucker jemals in letzterer Stadt sich niedergelassen hat; in der dortigen Universitätsmatrikel kommt sein Name jedenfalls nicht vor. Im ganzen kennt man aus Wurster’s italienischer Zeit bis jetzt zehn Drucke (zu den neun von Hain verzeichneten kommt noch der Druck von Virgil’s Bucolica, datirt von Modena, 23. Januar 1475, d. h. wol nach unserer Rechnung von 1476). Es sind vorwiegend medicinische, juristische und philosophische Werke. Doch hat W. sicher noch mehr verlegt, wie denn schon Hain ihm noch zwei ohne Druckernamen erschienene Drucke zuschreibt. Was Modena betrifft, so hat dieser Meister zugleich das Verdienst, der Prototypograph der Stadt zu sein, während er in Mantua, so frühe er sich dort einfand, ohne Zweifel Vorgänger gehabt hat. Wurster’s letzter datirter Druck von Modena stammt vom 10. Januar 1476 (d. h. nach unserer Rechnung 1477); dann verschwindet er für kurze Zeit, um im J. 1479 in Basel aufzutauchen. Obwol man aus dieser Stadt keinen Druck mit seinen Namen kennt, scheint er doch auch hier Gutenberg’s Kunst ausgeübt zu haben. Er wird wenigstens in den Acten öfters als Buchdrucker bezeichnet. Ob er [346] aber für sich allein thätig gewesen, ist zweifelhaft; dagegen scheint es, daß er der Geschäftsgenosse von Joh. Meister und späterhin von Jacob (Wolff) von Pforzheim (s. A. D. B. XIII, 555) gewesen ist. Jedenfalls hat er sich aber zugleich mit dem Bücherhandel, daneben vielleicht auch mit Bücherbinden befaßt. Mit dem Ende des Jahres 1490 verschwindet W. auch aus den Basler Acten und damit verliert sich jede Spur von ihm. Vermuthlich ist er bald darauf gestorben, denn schon 1488 hatte er eine verwittwete Schwiegertochter mit einem Kind, er war also damals wol bei Jahren. Ebendarum ist es auch fraglich, ob er mit jenem Johannes de Campidonia identisch ist, den wir nach dem 18. October 1460 in die Basler Universitätsmatrikel (als Student) eingetragen finden. Jedenfalls wird man das „magister“, das er auf manchen seiner Drucke seinem Namen vorzusetzen pflegt, nicht auf den akademischen Grad beziehen dürfen; sonst würde ihm in den Acten von Basel, wo er so manchmal vorkommt, doch das eine oder andere Mal der Magistertitel gegeben sein.
Wurster: Johannes W. von Kempten, ein wandernder Buchdrucker des 15. Jahrhunderts. (Wenn er sich in allen seinen Drucken Vurster, einmal auch Burster nennt, so ist dies nur eine Anbequemung an den lateinischen bezw. italienischen Zusammenhang; in deutscher Sprache heißt er immer Wurster). Der erste datirte Druck, der seinen Namen trägt, stammt aus Mantua und ist von 1472 datirt. Er zeigt uns den schwäbischen Buchdrucker in Gesellschaft mit einem siebenbürgischen Sachsen,- Vgl. Hain’s Repertorium bibliographicum (mit Burger’s Register). – Volta, Saggio sulla tipografia Mantovana del secolo XV, 1786, p. 15 sqq.. – Stehlin, Regesten z. Gesch. d. Buchdrucks im Archiv f. d. Gesch. d. deutschen Buchhandels XI, 1888, S. 5 ff.; XII, 1889, S. 6 ff. (Die geschichtlichen Werke über Mantua und Modena geben, soweit sie uns erreichbar gewesen, nichts über Wurster.)