ADB:Wunderer, Johann David
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[311] Schilderer, überdies ein erbitterter Gegner der römischen Kirche. Er hinterließ eine Beschreibung seiner Reise, die zu den besten Werken ihrer Art und ihres Zeitalters gehört. Sie zeichnet sich durch gute Bemerkungen über Sitten und Lebensweise der damals wenig bekannten Völker des östlichen und nördlichen Europas aus und ergänzt die berühmte Moscovia des Freiherrn Siegmund von Herberstein in glücklichster Weise.
Wunderer: Johann David W., Reisender, um 1570 zu Straßburg geboren, studirte in Rostock Rechtswissenschaft und Geschichte, durchzog im Sommer 1589 Dänemark und trat im folgenden Jahre eine große Reise nach Rußland und Skandinavien an. Er wanderte zunächst an der deutschen Ostseeküste hin, beobachtete im Samlande die Gewinnung des Bernsteins, über dessen Entstehung er allerlei Muthmaßungen anstellte, gerieth in Braunsberg in religiöse Streitigkeiten mit den Jesuiten, die ihm nach dem Leben trachteten und drang dann in die Wälder Samogitiens und Litauens ein. Bei Pleskau überschritt er die russische Grenze. Nachdem er sich mehrere Monate in dieser Stadt aufgehalten und den Charakter und die Lebensweise der Russen hinreichend kennen gelernt hatte, beschloß er in Begleitung einiger Kaufleute quer durch Rußland nach Armenien, Persien und Indien zu gehen. Als er jedoch am Don ankam, änderte er seine Reisepläne und wendete sich nicht nach Süden, sondern nordwärts. Nach einer Schlittenfahrt von mehreren Wochen gelangte er ans Eismeer. Hier hielt er sich einige Zeit in den Erdhöhlen der Samojeden auf, begab sich dann in das Land der Finnen und erreichte endlich die norwegische Hafenstadt Wardöehuus. Von hier aus scheint er eine Seefahrt nach Island unternommen zu haben, wenigstens berichtet er über einen Ausbruch des Hekla. Später kehrte er nach Norwegen zurück, durchzog auf Renthierschlitten Lappmarken und Finnland, fuhr über den Bottnischen Meerbusen nach Stockholm und nahm dann einen längeren Aufenthalt in Riga. Hier gerieth er wieder in Streitigkeiten mit seinen alten Feinden, den Jesuiten, denen der Stadtrath unrechtmäßiger Weise eine evangelische Kirche eingeräumt hatte. W. hielt sich als Protestant für verpflichtet, die lutherische Bürgerschaft in ihrem Widerstand gegen diese Gewaltthat zu unterstützen. Er wurde deshalb als Aufrührer verhaftet und zum Tode verurtheilt, doch entfloh er mit Hülfe guter Freunde noch rechtzeitig aus der Stadt. Um weiteren Verfolgungen zu entgehen, bestieg er in Dünamünde ein lübisches Schiff und kehrte nach Deutschland zurück. Er hielt sich zunächst in Straßburg, dann in Frankfurt am Main auf, wo er noch 1622 lebte. Er war ein energischer, leidenschaftlich aufbrausender Charakter, ein scharfer Beobachter und trefflicher