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ADB:Wolter, Maurus

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Artikel „Wolter, Maurus“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 170–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolter,_Maurus&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:37 Uhr UTC)
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Wolter: Maurus W., Erzabt, Begründer und erster Präses der Beuroner Congregation O.S.B., wurde am 4. Juni 1825 in Bonn als Sohn eines Rentiers geboren und erhielt in der Taufe den Namen Rudolf. Die Familie zählte zwölf Kinder, von denen sieben in den geistlichen Stand eintraten. Rudolf W. war ein schwächliches Kind, zeigte aber von frühester Jugend auf lebhafte Neigung zum Lernen. Nachdem er vom Jahre 1836 an acht Jahre lang das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, bezog er im Herbste 1844 die heimische Universität, um an ihr Theologie und Philologie zu studiren. Namentlich zog ihn die letztere Wissenschaft an, die damals in Bonn durch Männer wie Ritschl, Ritter und Welcker ausgezeichnet vertreten war. Die politischen Unruhen der Zeit trieben ihn in das Lager der Conservativen. Er [171] wurde einer der ersten Führer und Mitbegründer der Studentenverbindung „Union“ und reiste als Vertreter der conservativen Bonner Studentenschaft zum Studentencongreß nach Eisenach, wo er sich begnügte, gegen die tumultuarischen Vorgänge auf dieser Versammlung Protest einzulegen und, ohne sich an den Verhandlungen betheiligt zu haben, heimkehrte. Nachdem er sich im Herbste 1849 die philosophische Doctorwürde erworben hatte, verbrachte er ein Jahr im katholischen Priesterseminar zu Köln. Am 3. September 1850 wurde er vom Cardinal Johannes v. Geißel zum Priester geweiht, bald darauf als Rector des Progymnasiums[WS 1] nach Jülich gesandt und im J. 1854 als Rector an das Domgymnasium zu Aachen berufen, wo seine Brüder Ernst und Karl gleichfalls als Lehrer thätig waren. Doch war seines Bleibens in Aachen nicht lange. Er sehnte sich nach dem klösterlichen Leben und trat schon im folgenden Jahre in Rom in den Benedictinerorden ein. Als er sein Noviziat in Perugia vollendet hatte, legte er am 15. October 1857 in der Basilika St. Paul zu Rom den Profeß ab und empfing den Klosternamen Don Mauro. Im J. 1859 lernte er bei dem Cardinal Hohenlohe in Tivoli die Fürstinwittwe Katharina von Hohenzollern kennen. Mit ihrer Unterstützung begründete er in dem verlassenen Kloster Beuron im Donauthal eine Benedictinerniederlassung und trat dann mit dem Abt Guéranger in Solesmes in nahe Beziehungen, um der alten Benedictinerregel eine neue, den Zeitverhältnissen entsprechende Auslegung zu geben. Nach vorläufiger Bestätigung durch den Diöcesanbischof Hermann von Vicari wurden die neuen Constitutionen am 5. Mai 1873 in Rom zuerst auf zehn Jahre und nach neuer Ueberarbeitung im J. 1883 endgültig approbirt. Maurus übernahm als Prior und Abt die Leitung des Klosters und hatte die Freude, zu sehen, daß die Zahl der Professen allmählich wuchs. Im J. 1872 wurde der Grund zu der Abtei Maredsous in Belgien gelegt, die im J. 1875 einen Theil der Beuroner Mönche aufnahm, als diese infolge des Culturkampfes aus Deutschland ausgewiesen wurden. Der größere Theil der Brüder fand jedoch mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich seine Zuflucht in dem Servitenkloster Volders, unweit Innsbruck. Als seine Untergebenen von dort im März 1880 nach dem Kloster Emaus in Prag übersiedelten, mußte Abt Maurus, schwer erkrankt, in Tirol zurückbleiben. Erst Ende des Jahres 1880 war er so weit wiederhergestellt, daß er selbst nach Emaus ziehen konnte, wo man eben anfing, die Abteikirche zu erneuern und sie mit passendem Bilderschmuck zu versehen. Als sich der Raum in Emaus nicht mehr ausreichend erwies, wurde im Juli 1883 in Seckau in Steiermark eine neue Zweigniederlassung ins Leben gerufen. Da die Zahl der Klöster nunmehr auf drei angewachsen war, war die Schöpfung Wolter’s auch kirchenrechtlich zu einer eigenen Congregation angewachsen, und W. trat als Erzabt an ihre Spitze, wodurch ihm eine neue Last von Arbeiten und Verpflichtungen aufgebürdet wurde, indem es galt, die Rechts- und Lebensverhältnisse der Congregation zu ordnen und die Beziehungen der einzelnen Abteien unter einander und zu ihrem gemeinsamen Oberhaupt zu regeln. W. sah in der Durchführung dieser Organisation seine Lebensaufgabe und begründete sie auf die Einrichtung einer Aebteversammlung oder eines Generalcapitels, das im Herbste 1885 zum ersten Male zusammentrat. Aus Rücksicht auf seine geschwächte Gesundheit verlegte W. seinen Sitz im Frühling 1885 nach Seckau, sah sich aber genöthigt, als die gewünschte Wirkung dieses Klimawechsels nicht eintrat, einen Aufenthalt in den belgischen Seebädern zu nehmen und den Winter von 1886 auf 1887 in Südfrankreich zu verleben. Bald nach seiner Rückkehr hatte er die Genugthuung, daß das Mutterkloster Beuron nach Beendigung des Culturkampfes am 20. August 1887 wieder bezogen werden durfte. Auch gelang es ihm, in Prag die Begründung des Frauenklosters [172] St. Gabriel durchzusetzen. Als aber im Sommer 1890 die Aebte der Beuroner Congregation zum dritten Generalcapitel in Beuron zusammentraten, erkrankte W. schwer an einem Unterleibsleiden und verschied nach nur dreitägigem Schmerzenslager am 8. Juli 1890. Noch kurz vor seinem Ende hatte er sein litterarisches Hauptwerk, das „Psallite sapienter“, an dem er mehr als zwanzig Jahre gearbeitet hatte, abgeschlossen und noch selbst das Manuscript des fünften und letzten Bandes in die Druckerei gesendet. Seine übrigen Schriften sind verzeichnet in den „Scriptores ordinis S. Benedicti qui 1750–1880 fuerunt in imperio Austriaco-Hungarico.“ Vindobonae 1881. S. 523, 524.

Vgl. Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-Orden. XI. Jahrg., 2. Bd., S. 659–664. Brünn 1890. – H. Hurter, Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae, III, 1280, 1281, Oeniponti 1895.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Progymnasiiums