ADB:Witzendorff, Karl von
Prinzen Friedrich Karl von Preußen ernannt wurde. Mit diesem nahm er am Feldzuge von 1864 gegen Dänemark theil. Im Sommer 1864 wurde er Oberstlieutenant und Director der Militärreitschule zu Schwedt a. d. Oder, während des böhmischen Feldzuges vom J. 1866 war er Chef des Generalstabes des vom Prinzen Albrecht (Vater) befehligten Cavalleriecorps der 1. Armee. Die Verwendung des letzteren war nicht wie sie hätte sein können, die Reitermasse zog hinter der Armee her und gelangte am Entscheidungstage von Königgrätz in ungenügender Weise zur Thätigkeit. Die gemachten Erfahrungen aber boten W. Veranlassung, soviel an ihm lag, der Wiederkehr ähnlicher Verwendung der Waffe und gleicher Unterlassungssünden vorzubeugen; das Vertrauensverhältniß, in welchem er zum Prinzen Friedrich Karl stand, begünstigte sein Streben und dieses trug schon 1870/71 reiche Früchte, wenn es auch, als der Krieg ausbrach, noch nicht zum Schlusse gediehen war. Während des Krieges war W. Oberst und Chef des Generalstabes des VIII. Armeecorps unter General von Göben; er war dazu am 1. December 1869 ernannt, nachdem er seit dem 7. September 1866 das in Lüneburg stehende Westfälische Husarenregiment Nr. 11 commandirt hatte. In jener Stellung nahm er an der Schlacht bei Spicheren, an den Kämpfen bei Metz und an der Einschließung der Feste, sowie an den kriegerischen Ereignissen im Norden Frankreichs theil. Witzendorff’s Leistungen zollen die Briefe seines commandirenden Generals hohe Anerkennung; im übrigen machte sich ein Mangel an Uebereinstimmung zwischen den beiden Landsleuten, dienstlich wie außerdienstlich, mannichfach fühlbar. Der Haupttheil der Schuld wird W. zugeschrieben. Schon 1849 hatte dieser den Rothen Adlerorden erhalten, aus dem Kriege von 1866 brachte er den Orden pour le mérite, aus dem von 1870/71 beide Classen des Eisernen Kreuzes zurück.
Witzendorff: Karl Friedrich Wilhelm von W., königlich preußischer General der Cavallerie, am 28. April 1824 zu Scharnebeck bei Lüneburg als Sohn des dort als hannoverscher Beamter angestellten Drost v. W. geboren, auf dem Pädagogium zu Putbus erzogen, trat am 1. Juni 1841 bei dem zu Trier garnisonirenden 8. Ulanenregimente in den preußischen Heeresdienst und zeichnete sich schon früh durch militärische Begabung sowie durch tüchtige cavalleristische Leistungen aus. Am 27. October 1842 zum Secondlieutenant befördert wurde er am 1. October 1846 zur allgemeinen Kriegsschule nach Berlin commandirt. Die Märztage von 1848 unterbrachen dieses Commando; die Nachwehen der Bewegung jenes Jahres aber gaben W. Gelegenheit, Proben von Charaktereigenschaften abzulegen, welche ihn zeitlebens ausgezeichnet haben, von Entschlossenheit und von kaltblütigem Verachten jeglicher Gefahr. Mit einem Remontecommando auf dem Marsche aus der Provinz Brandenburg nach Trier begriffen, ritt er am 18. Mai 1849 auf die Nachricht von der Erstürmung und Plünderung des Landwehrzeughauses zu Prüm, unbekümmert durch das Feuern der Aufständischen, mit drei Ulanen in die Stadt ein und stellte lediglich durch seine Entschiedenheit und eine ihm eigene vornehme Ruhe des Auftretens die Ordnung her. Dagegen verhinderte jenes Commando ihn, mit dem Regimente den Feldzug in Baden mitzumachen. Nachdem er 1851 den unterbrochenen Kriegsschulbesuch beendet hatte, auch am 10. April 1855 Premierlieutenant geworden war, ward er am 1. Juni d. J. zum Generalstabe commandirt, welchem er angehört hat, bis er 1859 zum persönlichen Adjutanten des[663] Nach Friedensschlusse trat er zum zweiten Male an die Spitze der jetzt als Militärreitinstitut zu Hannover befindlichen reiterlichen Hochschule der Armee. Er vermittelte hier zwischen einer alten und einer neuen Richtung, von denen jene den Hauptwerth auf die Schulung in der Reitbahn legte, diese nur das Reiten im Gelände gelten ließ. Zwischen beiden stehend, einer jeden gewährend, was ihr zukam und ihr das Gute entnehmend, legte er in dieser Stellung den Grund zu der neuzeitigen Campagnereiterei und hatte damit den richtigen Weg eingeschlagen. Der Waffe, aus welcher er hervorgegangen war, zu dienen, fand er ferner sowol als Theilnehmer an den Berathungen Gelegenheit, welche zum Zwecke des Erlasses der für ihre Ausbildung und Verwendung erforderlichen Dienstvorschriften stattfanden, wie als Reiterführer. 1874 leitete er bei Müncheberg die ersten der abgehaltenen großen Cavallerieübungen, von 1876–1880 stand er an der Spitze der Cavalleriedivision des XV. Armeecorps zu Metz. Seit dem 18. August 1871 Generalmajor, seit dem 21. November 1876 Generallieutenant, erhielt er alsdann das Commando der 14. Division zu Düsseldorf, vertauschte diese Stellung am 15. April 1882 mit der des commandirenden Generals des VII. Armeecorps zu Münster in Westfalen, ward am 20. September 1884 zum General der Cavallerie befördert und schied am 7. August 1888, durch ein schweres körperliches Leiden, welchem er am 23. März 1891 in einer Klinik zu Göttingen erlag, genöthigt, aus dem activen Dienste. – W. war eine glänzende Erscheinung, von reicher militärischer Begabung und vielem Wissen, klar und bestimmt, ein weicher Kern in harter Schale.
- Militär-Wochenblatt Nr. 35, Berlin 1891. – v. Förster, Geschichte des königlich preußischen Ulanen-Regiments Graf zu Dohna (Ostpreußisches) Nr. 8, II, 113, Berlin 1890.