ADB:Werner, Adam Friedrich
Robert Robertins studirte vermuthlich gleich diesem in Königsberg und suchte während des dreißigjährigen Krieges zunächst in Danzig und dann in Kopenhagen als Notar ein Unterkommen. 1644 besang er einen Seesieg Christian’s IV. über die Niederländer; bald darauf (spätestens 1646) erhielt er den Titel eines Hofdichters. Er heirathete 1659 die Wittwe des Hofchirurgen Schneider, Katharina geb. Glaser, und starb im April 1672 zu Kopenhagen. – Von seinen Werken sind zu nennenr 1) „Deutsche Poemata“ (Kopenhagen 1647, mit einem von seinem Freunde Karel van Mander gezeichneten und von Albert Haelwegh gestochenen Titelblatte); 2) „Carminum libellus I“ (1657); „libellus II“ (1670); 3) „Vergnügung und Unvergnügung“ (Ballet. 1650); „Der lobwürdige Cadmus“, Oper, componirt von Kaspar Förster (1663); auch ins Italienische übersetzt von Girolamo Pignani; 5) Verse zu einer um 1657 erschienenen Ausgabe der von Haelwegh gestochenen Icones regum Daniae (Kopenhagen, Jörgen Holst); 6) Lobverse vor Terkelsen’s Sjunge-Chor (1653) und an andern Stellen.
Werner: Adam Friedrich W., der deutsche Hofpoet König Friedrich’s III. von Dänemark, ward zu Anfang des 17. Jahrhunderts zu Saalfeld in Ostpreußen geboren. Der LandsmannWerner’s Lyrik charakterisirt sein Soröer Freund Konrad Hesse unbewußt treffend, wenn er ihn einen Auszug Opitzens, Tscherning’s und Dach’s nennt; namentlich mit dem Königsberger Dichter hat er oft den leichten Fluß und den herzlichen Ton gemeinsam. In seinen Oden und Trauergedichten findet er gleich Dach ergreifende Töne für die Vergänglichkeit alles Irdischen („Wir bauen große Häuser“), für die Wonne der Seligen, für das Gefühl des Gottvertrauens („O, selig seyd ihr Frommen“. „Wer Gott in reinem Hertzen trägt“), wenn auch bisweilen eine Geschmacklosigkeit stört: „Auß Parieß bist du gekommen in das schöne Paradieß“. Seine Naturbilder, so das Horaz nachgeahmte „Vides, ut alto Pregela murmure“ oder die Schilderung des einziehenden Winters, beruhen weniger auf eigener Beobachtung als auf dichterischer Tradition. Bisweilen freilich stoßen wir selbst in den Hirtenliedern von Sylvia und Korydon auf unconventionelle Züge, so auch in dem Gedichte auf seinen isländischen Hund Rubin. Dabei ist W. bedacht, in den Schranken bürgerlicher Wohlanständigkeit zu bleiben. Den Liebesliedern an Melida fügt er regelmäßig die Bemerkung hinzu, daß er sie in eines Freundes Namen gedichtet habe; und dem Opitzischen Bekenntniß „Ich liebe meine Schäferinn“ läßt er die ehrbare Glosse folgen: „Die Weißheit ich verstehe“. Den Freunden in Königsberg, Danzig und Kopenhagen gelten die Anbind- und Lösebriefe und die zahlreichen Gelegenheitspoeme. Die Hochzeitsgratulation variirt W. in hergebrachter Weise, bald an die Jahreszeit, den Namen oder Stand der Gefeierten anknüpfend, bald mit einer biblischen Scene aus der Patriarchenzeit oder aus der Hochzeit von Cana einleitend. Die gleichfalls hergebrachten Zweideutigkeiten der Hochzeitsräthsel fallen ziemlich grob aus, wie W. im Scherze überhaupt leicht unbeholfen wird. Die dactylische Ode an Dorinde, in der er Dach’s Anke van Tharaus auf die Melodie „Allewahl allemahl geyt et so to“ nachahmt, enthält z. B. die Zeilen: „Du hast den Rock nur, die Hosen hab Ich; wann ich wil herrschen, so ehrest du mich“, während er anderwärts das Lob der frommen, tüchtigen Hausfrau in ansprechender Weise singt. Daß die Gelegenheitsgedichte auch für die Kenntniß der Kopenhagener Gesellschaft, der Hofleute, Gelehrten und Bürger, von Werth sind, soll hier nur angedeutet werden.
- [42] Paludan, Fremmed Indflydelse paa den danske Nationalliteratur i det 17. og 18. Aarhundrede 1887, S. 173, 198, 317. – Bobé, Euphorion 3, 469–475 (1896). – In Goedeke’s Grundriß fehlt Werner.