ADB:Wenrich
Rudolf Gegner Gregor’s VII. in Trier eine Versammlung hielten, übertrugen sie ihm die Abfassung einer Schrift, welche uns noch erhalten ist und zu den besten Zeugnissen dieser merkwürdigen Litteratur von Controversschriften gehört. Im Namen des Bischofs Dietrich von Verdun schreibend, wendet er sich scheinbar vertrauensvoll an den Papst; er klagt über die Angriffe der Gegner, welchen er nicht zu antworten wisse, und bittet um Aufklärung und Beistand. Mit aller Ausführlichkeit wird der Tadel der rücksichtslosen Bannflüche, der Lösung der Eide, der Entfachung des Bürgerkrieges dargelegt, gestützt auf eine große Fülle von Schriftstellen, von Aussprüchen der Kirchenväter, und Berufungen auf das ganz entgegengesetzte Verfahren Gregor’s I. und anderer Päpste. Auch die Widersprüche im Verhalten Gregor’s VII. gegen Heinrichs IV. und seine Getreuen und andrerseits gegen seine eigenen Anhänger werden gebührend hervorgehoben. Auch den Gegnern entging die nur leicht verdeckte Absicht der Schrift durchaus nicht. W. wird damals wol schon ein alter Mann gewesen sein; er wurde zum Bischof von Vercelli ernannt, scheint aber dieses Amt nicht mehr angetreten zu haben.
Wenrich oder Winrich, Domherr zu Verdun, wurde von dort als Scholasticus nach Trier berufen, wo er den wohlberechtigten Ruf eines geschickten Schriftstellers von großer Gelehrsamkeit gewonnen haben muß. Denn als 1080 nach dem Tode des Gegenkönigs- Ausg. von K. Francke Mon. Germ. Libelli de lite I, 280–299 (628). Vgl. C. Mirbt, Die Publizistik im Zeitalter Gregor’s VII. (1894), S. 23–25.