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ADB:Weiß, Friedrich

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Artikel „Weiß, Friedrich“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 564–565, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wei%C3%9F,_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:45 Uhr UTC)
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Weiß: Friedrich W., Geograph, geboren am 2. September 1821 zu Bamberg, † am 1. November 1868 zu München. Nach Beendigung der Schulstudien trat W. mit achtzehn Jahren als Junker – etwa dem jetzigen Portepeefähnrich zu vergleichen – in das bairische Heer ein und wurde darin 1840 [565] Unter-, 1848 Oberlieutenant, 1853 Hauptmann. Bald darauf wurde er vom 2. Infanterieregimente, dem er bis dahin angehört hatte, zum Generalquartiermeisterstabe versetzt und avancirte in demselben rasch (1861 Major, 1866 Oberstlieutenant, 1867 Oberst). Seinen wissenschaftlichen Neigungen entsprechend, war er ein Jahr vorher zum Director des militär-topographischen Bureaus ernannt worden, während er zuvor an der Kriegsakademie Vorlesungen über Geographie und einleitende Disciplinen zu halten gehabt hatte. Im J. 1856 führte ihn ein eigens hiezu genommener Urlaub behufs fachlicher Studien nach Berlin. Den Krieg von 1866 machte W. als Generalstabschef des Reserve-Cavalleriecorps mit, und als der Minister von der Pfordten zum Abschlusse der Friedensverhandlungen sich nach der preußischen Hauptstadt begab, wurde ihm W. als militärischer Rathgeber beigegeben. Seine mannichfachen Verdienste sprachen sich äußerlich in einer Anzahl ihm verliehener Ordensdecorationen aus.

Geographische und geologische Studien hatten für W. von jeher besonderen Reiz und veranlaßten ihn zu mehrfachen litterarischen Versuchen, welche durchweg einen scharfen Denker erkennen lassen, der sich nur freilich von den durch A. v. Humboldt und Elie de Beaumont in die Wissenschaft hineingetragenen Ansichten in seinem eigenen Urtheile einigermaßen bestimmen ließ. Seine orologischen Aufsätze, welche er im „Ausland“, in der „D. Vierteljahrsschrift“, in Leonhard’s „Jahrbuch“ niederlegte, gehen darauf aus, in den Streichungsrichtungen der Erdgebirge mathematische Gesetzmäßigkeiten nachzuweisen. Wenn dies auf Schwierigkeiten stößt, so werden dieselben durch Hinweis auf eine Achsenverschiebung der Erdachse zu heben gesucht, vor welcher die „Urmeridiane“ und „Urparallelen“ mit jenen Richtungen übereingestimmt hätten. Als selbstständiger Schriftsteller trat W. in einem Werke („Die Gesetze der Satellitenbildung, Einleitung zur Geschichte der Erde“, Gotha 1860) hervor, welches die Mängel der kosmogonischen Hypothese von Kant-Laplace und deren Ersetzung durch eine vollkommenere Theorie zum Gegenstande hatte. Der Autor bewährt sich hier als geschickter Mathematiker und spricht manch zutreffenden Gedanken aus, doch konnte die angewandte Methode nicht zu dem gewünschten Ziele führen. Wenn z. B. auf Grund einer neuen Berechnung dem Uranus fünfzehn Monde zugeschrieben werden, während er deren doch nur vier wirklich zählt, so liegt ein unausgleichbarer Gegensatz zwischen Speculation und Beobachtung vor.

Poggendorff, Biogr.-litt. Handwörterbuch z. Geschichte d. exacten Wissenschaften, 2. Bd., Leipzig 1863, Sp. 1289. – Personalact des kgl. bair. Kriegsministeriums (durch welchen verschiedene irrthümliche Angaben Poggendorff’s berichtigt werden konnten).