ADB:Weiß, Christoph
[564] gute Erziehung geben zu lassen; als aber der frühe Tod des Grafen die Erfüllung dieses Versprechens vereitelte, mußte sich Christoph mit dem Unterricht in einer Nürnberger Volksschule begnügen. In seinem 14. Jahre kam er erst zu einem Barbier und darnach, weil er eine unüberwindliche Abneigung gegen diesen Beruf zeigte, zu einem Drechslermeister in die Lehre, machte eine vierjährige Lehrzeit durch, die reich an Bedrängnissen und Entbehrungen war, und ging dann auf die Wanderschaft. Reich an Lebenserfahrung und in seinem Handwerk tüchtig ausgebildet, kehrte er nach Nürnberg zurück, machte sich hier seßhaft und genoß als Kunstdrechsler in Elfenbein und Perlmutter bis an seinen Tod allgemeiner Achtung. Inzwischen hatte sich W. auch durch verschiedene Proben von seiner Begabung für lyrische Dichtkunst in den litterarischen Kreisen Nürnbergs bekannt gemacht; besonders nahm sich seiner der Buchhändler Julius Merz an, der Gründer und Vorstand des Litterarischen Vereins in Nürnberg, indem er W. diesem Verein zuführte, seine Dichtungen verlegte und seinem Talente überhaupt die Bahn öffnete, sich geltend zu machen. So erschienen denn seit 1845 von W. verschiedene Arbeiten, wie „Gedichte“ (1845); „Blüthen und Dornen. Ein lyrisch-episches Zeitbild aus dem 16. Jahrh.“ (1853); „Der lustige Essenschmied. Ein Wander- und Stromerleben in poetischen Bildern“ (1858); „Dir. Ein Liedercyklus“ (im Verein mit Julius Merz, 1857); „Aus dem Volksleben“ (Autobiographie 1863); „Aus dem Leben und der Natur. Gedichte in hochdeutscher Sprache und Nürnberger Mundart“ (1864); außerdem in Nürnberg, Stuttgart und Glogau eine große Zahl von Kinderschriften. W. starb in Nürnberg am 2. October 1883.
Weiß: Andreas Christoph Philipp W., Dichter und Jugendschriftsteller, wurde am 21. October 1813 zu Ermreuth, einem fünf Stunden nordöstlich von Nürnberg gelegenen Dorfe geboren, nachdem wenige Tage vorher sein Vater, ein Barbier, in der Schlacht bei Leipzig den Heldentod gestorben war. Die Kinderjahre verlebte er bei seiner Mutter und Großmutter im heimathlichen Orte. Ein Graf v. Pückler-Limpurg auf Burgfarrnbach bei Fürth, dem die Tante des Knaben zur linken Hand angetraut war, versprach, dem vaterlosen Knaben eine- Handschriftliche Mittheilungen. – Joh. Priem, Konrad Grübel und seine Nachfolger in der nürnbergischen mundartlichen Dichtung, 1878, S. 182 ff.