ADB:Vorrede (Band 1)
Die historische Commission bei der kgl. Akademie der Wissenschaften in München hat sich bereits seit dem Beginn ihrer Arbeiten mit dem Gedanken getragen, durch ein biographisches Nachschlagewerk für Deutschland eine längst gefühlte Lücke in der deutschen historischen Litteratur auszufüllen. Angesichts anderer Arbeiten aber mußte dieser Plan einstweilen zurückgestellt werden, bis die Commission sich in ihrer Jahressitzung von 1868 in der Lage sah, ihn, dem Antrage ihres Vorsitzenden, des Geh. Reg.-Raths L. v. Ranke und des Reichsraths Dr. v. Döllinger folgend, wieder aufzunehmen. Es ward zunächst der mitunterzeichnete Frhr. v. Liliencron mit der Leitung betraut und auf Grund der von ihm gemachten Vorschläge wurden sodann in der Jahressitzung von 1869 die Grundzüge des Unternehmens berathen und festgestellt. Zur Uebernahme des Verlags und Druckes entschloß sich in Würdigung der nationalen Bedeutung des Werkes die Verlagsbuchhandlung Duncker und Humblot in Leipzig.
Das unter dem Namen einer „Allgemeinen deutschen Biographie“ herauszugebende Werk war nach den Beschlüssen der historischen Commission zugleich für den wissenschaftlichen Gebrauch des Gelehrten und für die Gesammtheit der Gebildeten zu berechnen. Dem ersten Zweck muß dadurch genügt werden, daß die Biographien so weit wie irgend möglich auf die Kreise auch solcher Personen ausgedehnt werden, welche ein ausschließlich oder doch überwiegend nur wissenschaftliches Interesse haben und daß dem Nachschlagenden das wissenschaftliche Material vorgeführt oder durch Nachweisungen zugänglich gemacht wird. Um des zweiten allgemeineren Zweckes willen aber muß vor Allem denjenigen Biographien, welche auf eine weiter ausgebreitete Theilnahme rechnen können, die Aufgabe gestellt werden, ihren Inhalt in gemeinfaßlicher Darstellung und in wohllesbarer Form zu geben. Der Staatsmann ist nicht dem Historiker allein, der Theologe, der Philosoph, der Jurist, der Künstler u s. w. nicht nur für seine Fachgenossen darzustellen, sondern sie Alle sollen dem Verständniß des Gebildeten überhaupt entgegengebracht werden. Aufgenommen werden sollen aber in die Biographie alle bedeutenderen Persönlichkeiten, in deren Thaten und Werken sich die Entwickelung Deutschlands in Geschichte, Wissenschaft, Kunst, [VI] Handel und Gewerbe, kurz in jedem Zweige des politischen und des Culturlebens darstellt.
Indem wir dabei mit den ältesten Zeiten beginnen, gehen wir doch insofern nur bis an die Gegenwart, daß alle noch Lebenden ausgeschlossen blieben. Wir haben uns keineswegs verhehlt, daß dem Werke damit ein anziehender und Vielen erwünschter Stoff vorenthalten würde. Aber innerhalb der Lebenden die Grenze der Aufnahme auf gerechte Weise zu bestimmen, erscheint als kaum möglich; von einem noch nicht fertigen Lebenswerk läßt sich keine abschließende Darstellung geben; auch ist das Urtheil über den Mann, welcher noch mitten im Getreibe der Parteien unter den Lebenden steht und wirkt, auf zu vielfache Weise gebunden und bedingt, um sich frei und mit ruhiger Objectivität zu geben.
Was den Begriff des „Deutschen“ betrifft, so ward beschlossen, hierbei weder ausschließlich die politischen Grenzen Deutschlands zu irgend einer Zeit, noch auch die nationale Bedeutung des Deutschen allein ins Auge zu fassen. Wir wollen auch die außerhalb der politischen Grenzen Deutschlands liegenden Lande von ursprünglich oder theilweise deutscher Nationalität berücksichtigen, aber doch nur, soweit sie mit dem Gesammtleben Deutschlands in einem engeren geistigen Zusammenhang geblieben sind. Es ergab sich dabei ein für die verschiedenen Lande verschiedenes Maaß der Berücksichtigung. Die Niederlande z. B. haben sich seit ihrer politischen Trennung vom Reich, im Norden schon vermöge der eigenen Sprache und im Süden auch vermöge der Anlehnung an französisches Culturleben, schärfer, als etwa die deutsche Schweiz, von Deutschland abgesondert. Darum schien uns für die Niederlande im Allgemeinen und ohne dabei wünschenswerthe Ausnahmen im Einzelnen auszuschließen, die Innehaltung einer zeitlichen Abgrenzung angezeigt. Der Zeitpunkt, von dem an die Niederlande innerhalb einer deutschen Biographie in zunehmendem Maaße als ein fremder Bestandtheil erscheinen mußten, konnte offenbar nur in dem westphälischen Frieden gefunden werden, welcher ihre Trennung vom Reich besiegelte. Ganz anders z. B. in der Schweiz. Wie ließe sich, um ein ganz entscheidendes Verhältniß hervorzuheben, die Litteratur und die Kunstgeschichte der deutschen Schweiz von derjenigen Deutschlands trennen, ohne Dinge aus einander zu reißen, welche auf das untrennbarste zusammen gehören? Hier durften wir uns daher nicht besinnen, die politische Trennung von Deutschland als für unser Werk nicht entscheidend zu betrachten.
Wieder anders stellt sich die Sache in den nicht deutschen Landen des österreichischen Kaiserstaates, wieder anders im Elsaß, den russischen Ostseeprovinzen u. s. w. Auf eine Erörterung der Rücksichten, welchen wir in allen diesen Grenzbestimmungen gefolgt sind, hier einzugehen, erscheint nicht nöthig. Am wenigsten sind wir gesonnen, unseren Nachbaren dasjenige, was sie uns gegenüber als ihr Eigenthum betrachten möchten, zu entziehen. Wir folgen in der Entscheidung der einzelnen Fälle vor Allem dem praktischen Gesichtspunkte: weder durch ängstliche Bewahrung jedes Namens, den wir als deutsch beanspruchen könnten, dennoch fremden Stoff hereinzuziehen, noch auch durch ängstliche Zurückweisung eines jeden nicht gerade deutschen Namens den stofflichen [VII] Zusammenhang zu zerreißen. Deutsche, welche, in die Fremde ausgewandert, dieser den wesentlichen Theil ihrer Lebensthätigkeit widmeten, schließen wir im Allgemeinen aus. Fremde dagegen, welche umgekehrt den Haupttheil ihres Lebens und Schaffens deutschen Staaten, Schulen, Kunstinstituten u. s. w. opferten, nehmen wir auf. Wie dürfte im Dienst der älteren deutschen Kirche der Böhme Adalbert fehlen? wie unter den Helden Oesterreichs der savoyische Eugen? unter den Freunden Friedrichs des Großen der Franzose Algarotti? oder in der Reihe der Wiener Kapellmeister der Italiener Salieri? Nicht Calvin gehört, weil er vorübergehend in Straßburg verweilte, in eine deutsche Biographie, noch Alba, weil er spanische Heere nach Deutschland führte oder als spanischer Statthalter in die Niederlande geschickt ward; wol aber Granvella, der des Kaisers Kanzler in deutschen Landen war.
Nicht unwichtig war es für den Entwurf der ganzen Arbeit, sich klar zu machen, welche äußerlichen Grenzen man ihr zu stecken, d. h. auf welche Bändezahl man sie zu berechnen habe. Hätte es sich ausschließlich um ein gelehrtes Werk gehandelt, bestimmt allein für die großen Bibliotheken, dann wäre dies nur eine Frage nach den buchhändlerischen Mitteln gewesen, denn abgesehen von den Kosten der Vorbereitung konnte das ganze Unternehmen nur dem Buchhandel zugewiesen werden. Es hätte sich mithin nur gefragt, welchen äußeren Umfang ein Verleger dem Unternehmen geben zu dürfen glaubte. Da wir aber eine allgemeinere Verbreitung des Buches im Auge hatten, da wir wünschten, es so weit wie möglich auch in die kleineren Bibliotheken der Städte, der Schulen, der Gelehrten, der Bücherfreunde eindringen zu sehen, damit es möglichst Vielen eine leicht zugängliche Belehrung und Unterhaltung bringe, so mußten wir uns auf das geringste Maaß, welches mit der Beschaffenheit des gewaltigen Stoffes verträglich schien, beschränken. Es ward als solches der Umfang von 20 Bänden zu je 50 Bogen festgestellt. Wollte man den Begriff der „Allgemeinen deutschen Biographie“ dahin fassen, daß er die Gesammtheit alles Besonderen, des Oertlichen wie Fachmäßigen bilde, dann freilich würde daraus ein Werk von weit größerem Umfang erwachsen, für jene gewünschte weitere Verbreitung ganz und gar untauglich, aber doch auch in sich selbst unförmlich. Denn für Zwecke, wie ein solches Werk sie verfolgt, wäre aus manchen Gründen nicht die Form der Biographie, sondern diejenige des Repertoriums die geeignete. Für uns liegt vielmehr in dem „Allgemeinen“ eine Beschränkung, gegenüber dem nur Oertlichen auf dasjenige, was von allgemein deutscher Bedeutung ist; gegenüber dem streng Fachwissenschaftlichen auf dasjenige, was als wesentlich in seinem eigenen Fach eben dadurch auch eine allgemeinere Bedeutung für die Culturgeschichte überhaupt gewinnt; gegenüber dem ausschließlich Litterärgeschichtlichen auf dasjenige, was wahrhaft, wenn auch nur zu seinem kleinsten Theile, fördernd oder hemmend in die allgemeine Entwickelung eingreift; gegenüber dem überhaupt irgendwie Interessanten auf dasjenige, was als für die Zeit oder die Richtung, der es angehört, besonders bezeichnend und belehrend ist u. s. w. Wir wollen nach allen Seiten hin nur das Wesentliche, das dem Leben der Gesammtheit Angehörige hervorheben. Wir fragen nicht, welche Namen überhaupt auf [VIII] dem großen Schauplatz der Geschichte erscheinen, sondern wir suchen aus dem Verlauf der Dinge zu erkennen, in welchem Namen sich ihre Entwickelung darstellt, um, indem wir über diese Namen berichten, eine in biographische Bilder gefaßte Geschichte der Dinge selbst zu geben. Daß uns auf verschiedenen Gebieten ähnliche besondere Unternehmungen zur Seite stehen, wie für die letzten Zeiten der österreichischen Geschichte das achtungswerthe biographische Werk Wurzbach’s oder für Belgien die dortige Biographie nationale, für Baden die neu begonnene Badische Biographie oder für die bildende Kunst das neue Meyer’sche Künstlerlexikon u. dergl. mehr, – weit entfernt, darin eine Beeinträchtigung unseres Vorhabens zu erkennen, sehen wir es vielmehr als eine nicht nur wünschenswerthe, sondern natürliche und unentbehrliche Ergänzung unseres Unternehmens an. Jedes einzelne solcher Werke vermag auf seinem so viel beschränkteren Gebiet jene stoffliche Vollständigkeit anzustreben, welche für die Gesammtheit als Forderung überhaupt nicht aufgestellt werden kann. Das allgemeine Werk dagegen kann es unternehmen, der ganzen Nation ein Gesammtbild ihres staatlichen und geistigen Lebens vorzuführen, wie es ganz und gar außer dem Bereich eines örtlichen oder fachmäßigen biographischen Werkes liegt.
Daß allerdings die Grenze zwischen dem Wesentlichen und dem nicht mehr Wesentlichen eine sehr schwankende und schwer bestimmbare ist, braucht nicht erst ausdrücklich ausgesprochen zu werden. In der That ist es nicht möglich, sie nach einem äußerlichen und untrüglichen Maaßstab, sie ohne Ungleichheiten und ohne einige Willkür zu ziehen. Gewiß ließe sich an manchen Namen, den wir zugelassen haben, die Frage knüpfen, warum, wenn er, dann nicht auch jener oder jene anderen mit aufgenommen seien. Man wolle in dieser Hinsicht nicht zu strenge mit uns rechten. Hätte ein Einziger die Wage, welche über die Frage der Aufnahme oder Verwerfung entscheidet, zu halten, wo wäre der Einzelne zu finden, welcher alle Gebiete des Lebens so gleichmäßig überschaute, daß er mit untrüglichem Blicke jedem Manne sein Gewicht bestimmen könnte? urtheilen aber, wie es thatsächlich der Fall ist, in dieser Sache viele, ja Hunderte von Mitarbeitern zugleich mit uns, wie wäre es möglich, volle Einheit der Gesichtspunkte unter ihnen herzustellen? Ein Schade würde aber doch eigentlich der Sache daraus auch nur da erwachsen, wo etwas Wichtiges übergangen wäre, nicht aber, wo die Grenze in einigen wenig wichtigen Namen überschritten ist. Wir haben wenigstens stets mehr dahin gestrebt, jenem schädlichen Mangel zu entgehen, als diesen unschädlichen Ueberfluß zu meiden. Nur das Leere fern zu halten ist unser Bestreben.
Eine ähnliche Betrachtung hätten wir auch über einen anderen Gegenstand anzustellen, nämlich in Betreff des Maaßes, welches den einzelnen Artikeln eingeräumt werden durfte. Ein bestimmtes und engbegrenztes Maaß aufzustellen, das ward auch hier durch das Verhältniß zwischen dem an sich unermeßlich großen Stoff und dem uns vergönnten Raum gebieterisch gefordert. Nun ist es zwar leicht gesagt, daß jeder Mann hierbei nach dem Maaß seiner Bedeutung für das Ganze gemessen werden müsse; nur ist es in der Anwendung überaus schwer, in allen Fällen das Verhältniß zu bestimmen und wir meinen auch, daß [IX] manche dem unsrigen ähnliche Werke den Abstand zwischen einzelnen bevorzugten Persönlichkeiten und der großen Masse für den Nutzen, den man ins Auge zu fassen hat, zu weit bemessen haben. Gewährt man einzelnen, wenn auch noch so hervorragenden Persönlichkeiten einen Umfang, welcher an das Gebiet der Monographie streift, so entzieht man dadurch dem übrigen Stoff ungebührlich viel Raum und die Vergünstigung kommt noch dazu gerade solchen Personen zu Gute, für die es demjenigen, welcher sich eingehender mit ihnen beschäftigen will, am wenigsten an biographischer Litteratur fehlt. Auch wird jene allgemeine Maaßbestimmung doch von mancherlei Rücksichten durchbrochen, deren Nichtbeachtung den Nutzen des Werkes beeinträchtigen würde. Für manchen unbedeutenden Namen, den aufzusuchen nur ein Gelehrter Anlaß haben wird, genügen sehr wenige Zeilen, wenn man darin auf den in anderen Werken zu findenden reicheren Stoff verweisen kann. Bei Anderen dagegen, ob sie gleich hinter jenen vielleicht an Bedeutung zurückstehen, läßt sich gleichwol das, was an ihnen charakteristisch oder bemerkenswerth ist, überhaupt mit so wenig Worten nicht sagen. Bei solchen, welche erst kürzlich verstorben sind, fehlt es oft an biographischem oder bibliographischem Material, auf welches man zur Ergänzung einer kurzen Notiz verweisen könnte oder auch wird uns über einen Namen älterer Zeit ein erst eben aus neuer Forschung gewonnenes Ergebniß zugeführt. Wir wollen indessen nicht leugnen, daß die ersten Abschnitte unseres Werkes manche Ungleichheiten enthalten, welche wir selbst wol erkannten, ohne daß wir sie zu vermeiden oder zu beseitigen gewußt hätten. Wir dürfen hoffen, daß sich im Lauf der Arbeit eine größere Ausgleichung unter ihren einzelnen Bestandtheilen werde erreichen lassen.
Im Allgemeinen haben wir für den Umfang der Biographien vier Classen aufgestellt, so daß einer ersten Classe größter Männer unserer Nation der Raum eines Druckbogens gestattet ist, während eine zweite sich auf einen halben Bogen, eine dritte auf zwei Seiten zu beschränken hat und die vierte, von dem Maaß weniger Zeilen beginnend, sich innerhalb einer Druckseite halten muß.
So wenig die Allgemeine deutsche Biographie, wie oben ausgeführt ward, ein Repertorium über alle Namen sein soll, welche sich der Vergessenheit überhaupt entreißen lassen, eben so wenig will sie auch bei Schriftstellern eine bibliographische Vollständigkeit anstreben oder bei Künstlern eine Aufzählung ihrer gesammten Werke geben. Dem Nachschlagenden zur Erlangung dieses Stoffes die Wege zu zeigen, ihm die Hülfsmittel dafür nachzuweisen, ist ihre Aufgabe, nicht aber diesen Stoff in seiner ganzen Breite zu geben. Das ist Sache nicht eines biographischen Hülfsbuches, sondern der Bibliographie, der Litterär- und Kunstgeschichte. Auch hierbei kamen allerdings zunächst ganz unabweisbare Rücksichten auf den Raum, der uns zu Gebote stand, in Betracht. Wer etwa das Meyer’sche Künstlerlexikon betrachtet oder in Meusel’s Gel. Teutschland einige Artikel über Theologen, Juristen, Mediciner, welche an die hundert Dissertationen schrieben oder über recht unbedeutende Schriftsteller, deren Schriften mit ihren Titeln mehrere Seiten füllen, ansieht, der kann sich eine Vorstellung davon machen, welchen Platz eine Vollständigkeit dieser Art in Anspruch genommen, [X] und wir müssen hinzufügen, welchen Platz sie vergeudet haben würde, – vergeudet, man mag nun dabei an unbedeutende oder umgekehrt gerade an die bedeutendsten Schriftsteller und Künstler denken. Denn wenn wir den unbedeutenden in denjenigen seiner Werke, welche ihn überhaupt nennenswerth machen, kurz charakterisiren und dem Forscher dabei andeuten, wo er die vollständigen Angaben, sofern er ihrer bedarf, finden kann, so dürfen wir glauben, seinen Zwecken genug gethan, und ihm auch, wenn wir ihn auf zugängliche litterärische Hülfsmittel verweisen, keine Mühe aufzuerlegen, welche ihm zu ersparen Pflicht gewesen wäre. Wenn wir aber gar etwa bei einem Goethe von den für ihn vergönnten 16 Druckseiten den großen Raum, welchen eine mit bibliographischer Genauigkeit gemachte vollständige Aufzählung aller seiner Werke erfordert, auf diese verwenden wollten, was bliebe für den wichtigeren Stoff der Biographie und Charakteristik nach? und jene bibliographischen Mittheilungen, für die ja die reichsten anderweitigen Hülfsmittel jedem, der sie begehrt, bereit liegen, wer würde sie uns denn, da er Wesentlicheres dafür vermissen müßte, im Ernste danken! Gerade in dieser Frage sind wir öfter als in anderen, auf Widerspruch gestoßen. Aber jede neue Erwägung hat uns, abgesehen von der Einsicht, daß ein entgegengesetztes Verfahren uns sofort über die Grenze des in unseren 20 Bänden Möglichen hinausgeführt haben würde, nur aufs neue davon überzeugt, daß die Widersprechenden von dem Nachtheil, welcher daraus entstehe, wenn die Biographie es abweise, zugleich auch eine Bibliographie zu sein, sich eine irrige Vorstellung machten.
Hierin also, wie nach jeder anderen Seite hin müssen den auch im günstigsten Falle doch immer nur kurzen Biographien als stoffliche Ergänzung Nachweisungen über die Quellen und die Litteratur zur Seite stehen. Wir haben uns jedoch auch für dergleichen Angaben einer jeden Kürze beflissen, welche mit dem Bedürfniß verträglich schien und auch hierbei ist es nicht unsere Absicht den gesammten gelehrten Apparat für eine Biographie selbst zu geben, sondern nur dem Nachschlagenden den dazu führenden Weg zu weisen. Es ist dabei zu unterscheiden zwischen Quellen, auf denen eine Biographie ruht und der aus diesen Quellen hervorgeflossenen biographischen Litteratur. Am sparsamsten mußten wir in der Anführung der Quellen sein; nur wo ein bedeutendes zeitgenössisches Werk vorhanden ist, aus welchem der Stoff der Biographie geschöpft ward, wollen wir dasselbe anführen, nicht aber allgemeinere Werke, wie Chroniken, Urkundensammlungen u. dergl. Ebenso haben wir auch, was die biographische Litteratur betrifft, allgemein geschichtliche und litterärgeschichtliche Werke nur dann ausdrücklich genannt, wenn ein besonderer Umstand es uns zweckmäßig erscheinen ließ. Um ein Beispiel aus vielen zu wählen: es ist kaum eine geschichtliche Persönlichkeit aus der in Giesebrecht’s Geschichte der deutschen Kaiserzeit behandelten Periode zu nennen, für die es nicht nahe gelegen hätte, eben dieses Werk als litterärisches Hülfsmittel anzuführen. Wir hätten aber doch mit einem solchen stets wiederholten Citat nur gesagt, was jeder halbweges wissenschaftlich gebildete Benutzer unseres Werkes sich selbst sagen kann. Wir haben daher die ausdrückliche Anführung solcher Werke auf die Fälle beschränkt, in denen ihre [XI] Darstellung an die Grenze der biogr. Monographie streift oder wo wir den Nachschlagenden darauf hinweisen wollten, daß er dort am vollständigsten die Angabe der ferneren Litteratur finden werde. Häufiger schon haben wir landes- und ortsgeschichtliche Werke angeführt, weil sich keine so verbreitete Bekanntschaft mit ihnen voraussetzen läßt. Biographische Monographien dagegen wünschen wir stets angeführt zu sehen, nur daß auch hier eine Beschränkung in den Fällen, wo die biogr. Litteratur sich häuft, unschädlich und darum, wie eine jede die Brauchbarkeit nicht schädigende Einschränkung für unser Werk geboten erscheint. Können wir nämlich dem Leser statt einer vielleicht zahlreichen biogr. Litteratur ein einzelnes, alle anderen an Bedeutung überragendes Werk anführen, in welchem zugleich wieder die sonstige Litteratur aufgeführt und benutzt ist, dann glauben wir in den meisten Fällen unserer Aufgabe genügt zu haben, indem wir nur dieses wichtigste Werk anführen.
Wie innerhalb der geschichtlichen, so haben wir auch innerhalb der litterärgeschichtlichen Litteratur die allgemeinen Werke weit spärlicher angeführt, als die einschlagende fachwissenschaftliche Litteratur oder die Handbücher der örtlichen Gelehrtengeschichte. Zu welchem Schriftsteller wäre nicht Jöcher mit seinen Fortsetzern, zu welchem von 1750 bis 1829 nicht Meusel anzuführen, wenn man sie jedesmal nennen wollte, wo sich der betreffende Schriftsteller bei ihnen findet? Wenn wir es gleichwol nicht verschmäht haben, auf diese meist zugänglichen Hülfsmittel in zahlreichen Fällen wenigstens in Parenthese hinzuweisen, so geschah es mehr, um den Leser darauf aufmerksam zu machen, daß er dort Werke des besprochenen Schriftstellers aufgeführt finde, welche unser Artikel über ihn nicht erwähnt.
Eine zusammenfassende Erörterung über die allgemeine biographische Litteratur zu geben, beabsichtigen wir hier nicht, sie bleibt angemessener der Vorrede des letzten Bandes aufgehoben. Hier genüge eine Verweisung auf Oettinger’s Bibliographie biographique universelle, Bruxelles 1854, welche in ihrem letzten Abschnitt (p. 1945–2192) ein ziemlich vollständiges „Répertoire des bio-bibliographies générales nationales et spéciales“ enthält. Im Text unseres Werkes sind die angezogenen Hülfsbücher, wenngleich in möglichst abgekürzten Formeln, so doch in solcher Weise citirt, daß der Nachsuchende sie ohne Mühe finden kann *).
[XII] Einer etwas eingehenderen Erörterung bedarf die alphabetische Anordnung des Werkes. Wir haben, dem Vorgang des Meyer’schen Künstlerlexikons folgend, das Stichwort des Artikels, d. h. den Namen, unter welchem die betr. [XIII] Person alphabetisch eingereiht wurde, dem Artikel stets in größerem Druck vorangestellt.
1. | Wenn dieses Stichwort ein Familienname ist, dann folgen ihm nach einem Kolon die Vornamen, diesen der Anfangsbuchstabe des voranstehenden Familiennamens und diesen etwaige Beinamen, z. B.
Bei mehreren Personen desselben Familiennamens folgen sich die Artikel nach der alphabetischen Ordnung des (ersten) Vornamens: Abegg: Bruno Erh. A. Abegg: Joh. Friedr. A. Abegg: Julius Friedr. Heinrich A. Sind auch diese Vornamen gleich, dann folgen sie sich in chronologischer Folge nach den Todesjahren: Agricola: Johann A. … † 1566. Agricola: Johann Georg A. … † 1617. Agricola: Johann Friedrich A. … † 1774. Wir haben der Uebersichtlichkeit wegen, namentlich bei den längeren Biographien das Todesjahr immer gleich neben das Geburtsjahr in die Eingangsformel gestellt. |
2. | Als Stichwort haben wir die Zunamen nicht nur dann gebraucht, wo sie unzweifelhafte Familien- und Geschlechtsnamen, sondern im Allgemeinen auch da, wo sie (im Mittelalter) vielleicht oder gewiß noch einen persönlichen Charakter tragen. Wir haben so gut Arnt von Aich, obwol dieser von Vater auf Sohn forterbende Name an sich nur Aquensis (aus Achen) bedeutet, unter Aich und Albrecht von Halberstadt unter Halberstadt, als Hartmann von Aue unter Aue und Gottfried von Straßburg oder Konrad von Würzburg, unbekümmert um die Bedeutung ihrer Zunamen, unter Straßburg und Würzburg gestellt. Nur wenn eine bestimmte ältere oder neuere Gewöhnung entgegenstand, oder der Zuname neben dem Vornamen nur schwankend auftritt, sind wir davon abgegangen. Adam Teuto z. B. haben wir voce Adam stehen lassen, weil er bald als Teuto, bald als Coloniensis erscheint. Ebenso tritt bei Adam d’Ambergau dieser Zuname zu unbestimmt auf, als daß man annehmen könnte, er habe ihn zu aller Zeit geführt. Den Adam von Bremen aber unter Adam einzureihen, ist, weil er gewöhnlich Adamus Bremensis genannt wird, eine so allgemeine Gewohnheit in allen Namensverzeichnissen, die diesen Namen enthalten, daß wir, wenn wir ihn unter Bremen gestellt hätten, voraussichtlich jedem Nachschlagenden die Mühe doppelten Aufsuchens gemacht haben würden.
[XIV] Bei lexikalischen Anordnungen ist es überhaupt nicht gerathen, eine äußerliche Correctheit zur alleinigen Richtschnur zu machen, sondern man soll sich immer die zweite Frage daneben halten: was unter dem Gesichtspunkt praktischer Zweckmäßigkeit als das Gerathene erscheint. Im vorliegenden Fall läßt sich natürlich ohnehin durch Verweisungen jede Schwierigkeit heben. |
3. | Statt des Zunamens oder, in diesem Falle, des Landesnamens, nehmen wir den Vornamen bei weltlichen und geistlichen Fürsten (Erzbischöfen, Bischöfen und Aebten, sofern sie Landesherren sind); Friedrich der Große also wird nicht voce Preußen, sondern voce Friedrich zu suchen sein, Graf Adolf von Nassau, Erzbischof von Mainz, weder unter Nassau noch Mainz, sondern unter Adolf. Unter den Fürsten gleichen Vornamens stehen an der Spitze die deutschen Kaiser und Könige; ihnen folgen dann die anderen nach der alphabetischen Ordnung ihrer Territorien, wobei die weltlichen und geistlichen Territorien nicht gesondert sind. Also z. B.: Adolf (v. Nassau) deutscher König; Adolf v. Berg; Adolf v. Cleve; Adolf v. Geldern; Adolf, Prinz v. Großbritanien (Herzog v. Cambridge); Adolf v. Holstein; Adolf, Erzb. v. Köln; Adolf, Erzb. v. Mainz; Adolf v. Mecklenburg u. s. w. Fürsten des gleichen Territoriums folgen sich entweder nach der Zahl oder, wenn diese fehlt, in chronologischer Ordnung.
Die Erzbischöfe und Bischöfe der neuesten Zeit erscheinen dagegen, da sie nicht mehr Landesherren sind, unter ihrem Zunamen: Bischof Wilhelm Arnoldi von Trier ist unter Arnoldi zu suchen, Erzbischof Clemens August von Köln unter Droste-Vischering. Auch für einzelne ältere Kirchenfürsten haben wir im Interesse der Nachschlagenden eine Ausnahme von unserer Regel deswegen angezeigt gehalten, weil es durchaus üblich gewesen und geblieben ist, sie mit ihrem Zunamen zu nennen. So würde wol nicht leicht jemand darauf fallen, den Johann Faber als Johann Bischof von Wien zu suchen; wir lassen ihn daher unter Faber stehen. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nimmt überhaupt das Beibehalten der Familiennamen der Bischöfe im außerkirchlichen Sprachgebrauch zu. Wir denken im einzelnen Fall der für ihn überwiegenden Gewohnheit zu folgen; das dadurch entstehende Schwanken muß wiederum durch Nachweisungen ausgeglichen werden. |
4. | Wo ein Name in älteren und jüngeren Formen vorkommt, haben wir als gemeinsames Stichwort die heute übliche Form vorangestellt, unbekümmert darum, ob die Verfasser im Artikel selbst etwa eine ältere Form beibehielten. Wir haben also z. B. die Adalberts und Adelberts nicht in zwei Reihen gesondert, sondern beide unter dem Stichwort Adelbert vereinigt. Wo aber ein und derselbe Name in geschiedene Formen auseinandergefallen ist, welche sich nach Zeiten und Oertlichkeiten bald so, bald so festsetzten, da scheiden auch wir diese Formen in gesonderte Reihen, so z. B. die Namen Adelbert – Albert – Albrecht. Denn dies sind in der That verschiedene Namen geworden, während jene Adal – und Adel –, –bert, –pert, –percht und ähnl. nur als Spielarten derselben Form gelten könnten. |
5. | [XV] In allem Uebrigen folgen wir in größtmöglicher Genauigkeit der Buchstabenordnung. Wir werfen also nahe verwandte Schreibungen wie d – dt – t oder c – ck – ckh – k – kk, nicht durcheinander sondern ordnen: Brand – Brandel – Brandenburg – Brandis – Brandl – Brandt – Brandtner – Brant; oder: Becker – Beckerath – Beckher – Beckmann – Becks – Becmann – Bedeus – Beeckmann – Beeg – Beethoven – Begas – Behm – Beireis – Bek – Bekenhub – Bekker u. s. w. Wir dehnen diesen genauen Anschluß auch auf die Schreibung der Umlaute aus, indem wir demgemäß ae, oe, ue von ä, ö, ü trennen. In den Registern älterer Zeit betrachtete man ohne Rücksicht auf die Schreibung alle diese Laute als Diphthonge (ae, oe, ue) und ordnete danach z. B. Baduarius – Bähr (= Ba-ehr), Baena – Bär – Baffin u. s. w., so daß sich Bad, Bae, Baf folgte. In neuerer Zeit, nachdem die Grammatik nachgewiesen, daß unsere heutige Sprache in diesen Lauten keine Diphthonge sondern überall nur Umlaute hat, pflegt das entgegengesetzte Verfahren (z. B. im Grimm’schen Wörterbuch, im Brockhaus’schen Conversationslexikon) eingehalten zu werden. Das Conversationslexikon z. B. ordnet (mit Weglassung der Mittelglieder) Baden – Bahlingen – Bähr – Baptisten – Bar – Bär – Baer – Barabra u. s. w.; das Wörterbuch: Bock – böckeln – bocken – Boge – Bögel – Bogen – Böheim – Bohle – Bohren – böhren – Bohrer – bolen – bölen – boll u. s. w., kurz, es folgt jedesmal unmittelbar hinter dem unumgelauteten Vocal der betreffende Umlaut. Für ein Namensverzeichniß aber haben beide Arten des Verfahrens ihr Bedenkliches, denn in den Namen werden die verschiedenen Formen der Schreibung desselben Lautes eben zu dem Zweck beliebt und beibehalten, um ein und denselben Namen zur bessern Individualisirung in verschiedene Formen zu spalten. Den dadurch erreichten Vortheil verwischt man also, wenn man die einmal getrennten Formen wieder als gleichgeltend behandelt. Wir ordnen daher so, daß alle mit ae, oe, ue u. s. f. geschriebenen Namen auch dem entsprechend zwischen ad – af, od – of u. s. w. stehen, während die ä, ö u. s. w. unmittelbar auf das ihnen entsprechende a, o u. s. w. folgen. Also z. B. (mit Weglassung der Mittelglieder): Bader – Baer – Bagge – Bahr – Bähr – Bahrdt – Bamberg – Bämler – Bar – Bär – Barbara u. s. w. |
6. | Die den Namen vorangehenden meistentheils zur Bezeichnung des Adels dienenden Präpositionen von, van, de, d’ behandeln wir nicht als zum Stichworte gehörend, sondern stellen Namen, wie von Arnim, von Aken, d’Alten unter A. Andere Vorsatzsilben dagegen, als am, de, zur, ter u. Aehnl. betrachten wir, auch wenn sie getrennt geschrieben werden, als zum Stichwort gehörend, so daß „am Ende“ unter A., „de Wette“ unter D, „zur Lauben“ unter Z zu suchen sind, sogut wie etwa Amende, Dewette, Zurlauben. Nur wo das niederländische de noch deutlich als Artikel und das darauf folgende Wort als Prädicat empfunden wird, wie z. B. in Jan de Bakker (der Bäcker) haben wir, vielleicht mit Unrecht, hiervon bisher einige Ausnahmen gemacht. Auch hier müssen Verweisungen Schaden verhüten. |
7. | [XVI] Die Zahl der wünschenswerthen Nachweisungen ist eine so große, daß, wenn wir sie alle in den Text selbst gestellt hätten, nicht nur ein erheblicher Platz dafür erforderlich gewesen, sondern auch typographisch unschöne Unterbrechungen des Textes herbeigeführt worden wären. Dazu kommt, daß das ganze Alphabet der in die Biographie aufzunehmenden Namen noch nicht in allen Theilen mit gleicher Vollständigkeit durcharbeitet ist, daß es vielmehr endgültig und vollständig erst von Abschnitt zu Abschnitt, jenachdem es zur Ausarbeitung gelangt, festgestellt werden kann. Mithin liegen uns eine Reihe von Verweisungen, welche sich aus den späteren Buchstaben für die früheren ergeben werden, jetzt noch nicht vor und es würde darum das Buch in dieser Hinsicht sehr ungleich ausfallen, wenn wir die Verweisungen schon jetzt in den Text einstellen wollten, ja wir würden Gefahr laufen, mitunter auf Namen zu verweisen, welche wir vielleicht später, bei genauerer Erwägung aus der Liste wieder streichen möchten. Es bleiben darum die Verweisungen einem dem letzten Bande beizugebenden Generalverzeichniß aller in der Biographie (auch innerhalb der Artikel über Andere) besprochenen Persönlichkeiten vorbehalten, wo sie dann leicht auf Grund des fertigen Werkes in größter Vollständigkeit gegeben werden können. Nur einzelne Verweisungen haben wir gleich (wie auf S. 21 zu Abraham a s. Clara) gegeben, damit niemand in dem Fehlen des Artikels eine unverzeihliche Lücke argwöhne. Vielleicht hätten wir auch gleich voce Altenstein darauf aufmerksam machen sollen, daß wir uns (sehr gegen unsern Wunsch) durch die Umstände genöthigt sahen, diesen Artikel auf das Stichwort „Stein z. Altenstein“ zu verschieben, in Einklang allerdings mit der correcten und vollständigen Form seines Namens. |
Die erste Aufstellung des allgemeinen Namensverzeichnisses, welches in stetiger Berücksichtigung des uns gewährten Raumes von 20 Bänden entworfen werden mußte, sodann die allgemeine Anordnung der Ausführung des Unternehmens durch eine sehr große und zu unserer lebhaften Freude stets wachsende Zahl von Mitarbeitern hat, verbunden mit der Fertigstellung des ersten Abschnittes für den Druck, die Thätigkeit der Redaction während der seit 1869 verlaufenen Jahre vollauf in Anspruch genommen. Ja es mußte der Wunsch und Versuch, den Druck schon im Jahre 1873 beginnen zu lassen, angesichts der noch nicht genügend geebneten Hindernisse wieder aufgegeben werden. Allerdings fand die Redaction sowol für die Aufstellung des Namensverzeichnisses als für die Vertheilung der Arbeit von Seiten vieler der Herren Mitarbeiter eine so reichhaltige und uneigennützige Unterstützung, daß sie es nicht hoch und dankend genug rühmen kann. So ward sie, um nur Umfangreichstes hervorzuheben, auf dem Gebiet der katholischen Kirchengeschichte von Herrn Prof. Werner in Wien vielfältig berathen; in der protestantischen Kirchengeschichte von Prof. Wagenmann in Göttingen; in der niederländischen Kirchengeschichte von Dr. Vos in Heervliet; für die gesammte Rechtswissenschaft von Geh. Justiz-Rath v. Stintzing in Bonn; für die Arzneiwissenschaft von Prof. Aug. Hirsch in Berlin; für die
[XVII] Philologie von den Herren Halm, Bursian, Leskien, Scherer u. A.; für die Pädagogen von Director Kern in Berlin; für die Historik von den Herren Wattenbach und Lorenz; für die gesammte Schweiz von Prof. G. v. Wyß in Zürich; für die bildende Kunst vom Conservator Dr. Schmidt in München; für andere Zweige der Wissenschaften so wie für die politischen Geschichte der einzelnen Territorien von zahlreichen anderen Mitarbeitern, welche der Leser im Werke selbst dann meistens als die Hauptmitarbeiter für den betreffenden Theil der politischen oder Culturgeschichte wiederfindet. Auch an solchen fehlt es nicht, welche wie Dr. Th. Pyl in Greifswald oder der inzwischen schon verstorbene Archivar Klempin in Stettin, ohne selbst als Mitarbeiter eintreten zu können, dennoch dem Werk ihre fördernde Hülfe nicht vorenthielten. Allen diesen Herren, genannten wie ungenannten, sprechen wir hiermit öffentlich unsern wärmsten und aufrichtigsten Dank aus.
Unter den Vorbereitungen zum Druck stellte sich heraus, daß der Umfang der Redactionsgeschäfte für die Kräfte eines Einzelnen zu groß sei und daß innerhalb des Gesammtstoffes die Biographien aus dem Gebiete der politischen Geschichte die geregelte und ständige Mitwirkung eines Fachmannes wünschenswerth machen. Auf den Antrag des bis dahin alleinigen Redacteurs beschloß daher die historische Commission in ihrer Jahressitzung von 1873, ihm in der Person des mitunterzeichneten Prof. Wegele einen Mitredacteur zu geben. Derselbe hat also seitdem die redactionelle Leitung auf dem Gebiet der politischen Geschichte übernommen und trägt dafür, soweit nicht schon ältere Abmachungen vorlagen, die Verantwortung.
Daß übrigens für den Inhalt der einzelnen Biographien den unterzeichneten Verfassern derselben selbst in erster Linie die Verantwortung zufällt, versteht sich von selbst.
Der Umfang, welchen der Buchstabe A. in dem vorliegenden Bande einnimmt, entspricht genau dem Maaße, welches nach der über die Vertheilung des ganzen Alphabetes auf 20 Bände angestellten Berechnung dem ersten Buchstaben gebührt. Wir dürfen hoffen, diesem ersten Bande die ferneren in regelmäßigem halbjährigem Erscheinen nachfolgen zu lassen.
Möchte das Werk selbst uns noch recht viel berufene Mitarbeiter anwerben. Je mehr wir in die Lage kommen, die einzelnen Artikel solchen Mitarbeitern zuzuweisen, welchen der betreffende Stoff aus eigener frischer Arbeit zu Gebote steht, um so mehr dürfen wir hoffen, daß das Ganze die wissenschaftliche Reife und Fülle erreichen werde, welche zu erstreben unser höchstes und mit aufopfernder Hingebung verfolgtes Ziel ist.
- München und Würzburg, im Januar 1875.
[XI] *) Nur einige Werke wollen wir hier wegen der kurzen Formel, in der wir sie um ihres häufigen Vorkommens willen citiren, zur Bequemlichkeit der Leser ausdrücklich anführen:
- v. d. Aa, Woordenboek = Biographisch Woordenboek der Neederlanden etc. door van der Aa (fortgesetzt von Harderwyk und Schotel) 1852 f. (bis jetzt 15 Bände, A–S).
- Adelung = Fortsetzung und Ergänzungen zu Joecher’s Allgem. Gelehrten-Lexikon, worin die Schriftsteller aller Stände nach ihren vornehmsten Lebensumständen und Schriften beschrieben werden, von Joh. Christoph Adelung. 2 Bände, 4°. Leipz. 1784–87 (enth. A–J), fortgesetzt von Heinr. Wilh. Rotermund. 4 B. 4°. Delmenh. u. Bremen 1810 bis 1822 (enth. K–Rinow).
- Becker, Tonwerke = Die Tonwerke des XVI. u. XVII. Jahrh. etc. v. C. F. Becker, 2. Ausg. Leipz. 1855.
- Biogr. méd. = Biographie médicale, par Jourdan et Desgenettes. VII vol. 8°. Paris 1820–25.
- [XII] Biogr. nat. belge = Biographie nationale, publiée par l’académie royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique. Brux. 1866 ff. 8°. (bis jetzt 4 Bände, A–C).
- Fetis = Biographie universelle des Musiciens etc. p. F. J. Fétis. 2me. édit Paris 1860–66; 8 vols. 8°.
- Forkel, Litt. = Allg. Litteratur d. Musik etc. von Jos. Nic. Forkel. Leipz. 1792.
- Gerber, N. L. = Neues hist. biogr. Lexikon der Tonkünstler etc. von E. L. Gerber. 4 Bände. 8°. Leipz. 1812–14.
- Goedeke, Grdr. = Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von K. Goedeke. Band 1–2 (mit fortlaufender Seitenzählung), 2. Ausg. Leipz. 1862. Bd. 3 (noch unvollendet), Dresden 1863 ff.
- Herzog, Encycl. = Real-Encyclopädie für protest. Theologie und Kirche etc. Herausgegeben von Dr. Herzog. 18 Bde., 3 Suppl.-Bde. u. Registerbd. 1854–68.
- Jöcher = Allg. Gelehrtenlexikon etc. von Christ. Gottl. Jöcher. 4 Bände. 4°. Leipz. 1750–51.
- Jördens = Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, enth. kurze Biographien etc. 6 Bände. 8°. Leipz. 1806–12.
- Jugler = Beiträge zur juristischen Biographie, oder genaue litter. u. krit. Nachrichten von verstorbenen Rechtsgelehrten u. Staatsmännern. 6 Bände. 8°. Leipz. 1773–80.
- Meusel, G. T. = Das gelehrte Teutschland ob. Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Angefangen von G. Chr. Hamberger etc., fortgesetzt von Joh. G. Meusel. Bd. 1–8 (erstes Alphabet), Lemgo 1796–1800. Bd. 9–10 (zweites Alphabet), 1801–3. Bd. 11 (drittes Alphabet), 1805. Bd. 12 (Vorreden der 1.–5. Ausgabe und Register, 1806. Bd. 13–16 (viertes Alphabet; auch u. d. Titel: Das gel. Teutschland im 19. Jahrh. Bd. 1–4). 1808–1812. Bd. 17–21 (fünftes Alphabet, a. u. d. Titel: D. gel. Teutschl. i. 19. Jahrh. Bd. 5–9; Bd. 6–9 herausgeg. von Joh. Sam. Ersch, und zwar Bd. 6 noch aus Meusel’s Nachlaß, Bd. 7–9 bearb. von Joh. Wilh. Sig. Lindner) 1820–27. Bd. 22–23 (sechstes Alphabet, aber nur bis Ly reichend, a. u. d. zweiten Titel bearb. u. herausgegeben von J. W. S. Lindner) 1829–34. – Diese ganze Ausgabe ist als die „fünfte, durchaus vermehrte und verbesserte Ausgabe“ des ursprünglichen (Hambergerschen) Werkes bezeichnet.
- Meusel, Lex. = Lexikon der vom Jahr 1750–1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller, ausgearbeitet von J. G. Meusel. 15 Bände 8°, Leipzig 1802–16 (enthält den Stoff des voranstehenden Werkes, so weit es ihn gibt, in neuer Durcharbeitung und Ordnung.)
- Meyer, Künstlerlex. = Allgem. Künstlerlexikon, unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- und Auslandes herausgeg. von Dr. Jul. Meyer. Leipz. 1870 ff. (bis jetzt 18 Lfrgn. bis Bachelier).
- N. Nekrol. = Neuer Nekrolog der Deutschen, herausgeg. von Friedr. Aug. Schmidt. 30 Bände 8° (deren Nekrologe von 1823–1852 reichen), Ilmenau u. Weimar 1824–54, nebst drei Registerbänden (zu Band 1–10) 1836, (11–20) 1845, (21–30) 1856.
- Poggendorff = Biogr.-litter. Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften etc. von J. C. Poggendorff; 2 Bände 8°. 1863.
- Pritzel, Thes. = Thesaurus literaturae botanicae etc. cur. G. A. Pritzel. 4°. 1851.
- Rotermund = Fortsetzung und Ergänzungen zu Jöcher’s Gelehrten-Lexikon etc. (s. o. voce Adelung).
- [XIII] Schmid, Encycl. = Encyclopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens etc. herausgeg. etc. von K. A. Schmid; Gotha 1859 ff. (bis jetzt 10 Bände).
- Wurzbach, Biogr. Lex. = Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich etc. (für die Zeit von 1750–1850) von Dr. Constantin v. Wurzbach (bis jetzt erschienen 27 Bände, A–R), Wien 1856 ff.
- Uns. Zeit = Unsere Zeit, Jahrbuch zum Conversationslexikon. Jahr. 1857–75. Leipz. 1857 ff.
- Zeitgenossen = Zeitgenossen, Biographien und Charakteristiken. Bd. 1–6; Leipz. 1816–21. Neue Reihe. Bd. 1–6 (7–12 der ganzen Folge). 1821–27. Dritte Reihe Bd. 1–6 (13–18 d. g. Folge) 1829–41. (Jeder Reihe von 6 Bänden ist ein eigenes alphab. Register beigegeben)