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ADB:Vetter von Doggenfeld, Anton

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Artikel „Vetter, Anton, Edler von Doggenfeld“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 660–662, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vetter_von_Doggenfeld,_Anton&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 15:36 Uhr UTC)
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Vetter: Anton V., Edler von Doggenfeld, Feldmarschalllieutenant der ungarischen Honved, wurde am 3. Juli 1803 als der Sohn eines k. k. Oberstlieutenants zu Venedig geboren, am 11. April 1815 als Zögling in die Militärakademie zu Wiener Neustadt aufgenommen, am 18. September 1823 als Fähnrich (unterster Officiersgrad) zum Infanterieregimente Prohaska Nr. 38 ausgemustert und 1832 unter Beförderung zum Lieutenant im 27. Infanterieregimente als Professor bei der Cadettencompagnie zu Graz angestellt, wo er neun Jahre lang in Mathematik, Feldmeßkunst, Feldbefestigung, Waffenlehre und Exercirreglement unterrichtete. Während dieser Zeit rückte er 1835 außer der Reihe zum Oberlieutenant beim Infanterieregimente Prinz von Hessen-Homburg Nr. 19 und 1839 in der nämlichen Weise zum Capitänlieutenant beim Infanterieregimente Baron Mariassy Nr. 37 auf, in letzterem ward er 1841 Hauptmann, 1846 wiederum außer der Reihe Major und 1848 Oberstlieutenant. Von seiner wissenschaftlichen Bildung und seiner Befähigung für das Unterrichten hatte er in Graz Zeugniß abgelegt, daß er auch im Truppendienste Tüchtiges zu leisten im Stande war, bewies er durch die Ausbildung eines Lehrbataillons, welches im J. 1843 aus Anlaß des Erscheinens eines neuen Exercirreglements für die Infanterie auf Befehl des cominandirenden Generals in Niederösterreich, Erzherzog Albrecht, in Wien zusammengestellt war. Als Major erhielt er das Commando des in Großwardein stationirten Bataillons seines Regiments, dessen Stab in Lemberg stand; nach seiner Beförderung zum Oberstlieutenant hätte er das Commando des dort befindlichen 1. Bataillons übernehmen sollen, da aber inzwischen der Rassenkampf im südlichen Ungarn ausgebrochen und sein Bataillon nach dem Kriegsschauplatze beordert war, so behielt er auf Geheiß des Palatins [661] Erzherzog Stephan sein Commando und blieb in Ungarn. Diese Bestimmung wurde für ihn verhängnißvoll. Er rückte nach dem Banate in der Hoffnung dort in gleicher Weise Lorbeeren pflücken zu können wie es seinen Kameraden unter Radetzky in Italien vergönnt war und stand bald jenen Kameraden mit den Waffen in der Hand gegenüber.

Denn inzwischen hatte am 1. Juni 1848 das ungarische Ministerium die Vereidigung der im Lande befindlichen österreichischen Truppen auf die ungarische Verfassung angeordnet und V. hatte diesen Schwur geleistet. An der Richtigkeit seines Verhaltens kamen ihm bald nachher Zweifel, als er unter den von ihm zu bekämpfenden Truppen Grenzer und dabei die k. k. Feldzeichen erblickte, aber das Geschehene ließ sich nicht ändern und V. beschloß bei der Sache, die zu der seinigen geworden war, auszuharren. Rasches Fortkommen und Anerkennung seiner Leistungen konnten dem tüchtigen Soldaten nicht fehlen. Den Anspruch darauf erwarb er bald durch umsichtige Führung und persönliche Tapferkeit. Mit dem Säbel in der Faust erstürmte er an der Spitze seines Bataillons die Orte Jankovaz und Tommassovacz und am 2. September bemächtigte er sich als Commandant der Infanterie des Raizenlagers von Perlász. Am 21. September wurde er zum Obersten und zum Commandanten des Banatercorps, am 14. November zum Generalmajor und zum Chef des Generalstabes ernannt, dessen Organisation nun seine erste Sorge war. Mitte December ging er nach Arad um die Anstalten zur Einnahme der Festung zu fördern und, da kurz darauf der Kriegsminister Mészáros gegen den aus Galizien vorbrechenden Feldmarschalllieutenant Graf Schlick zu Felde zog, übernahm V. einstweilen dessen Geschäfte. Als dann der Gang der Ereignisse am 31. December zur Verlegung des Regierungssitzes von Budapest nach Debreczin nöthigte, blieb er, mit der Ausübung der obersten Militär- und Civilgewalt betraut, dort zurück, verstand es, selbst als Fürst Windisch-Grätz mit den kaiserlichen Truppen schon vor Ofen stand, durch Takt und Thatkraft, Ruhe und Ordnung zu erhalten und sorgte dann, vom damaligen Generalstabsmajor Klapka trefflich unterstützt, dafür, daß die Truppen hinter der Theiß vereinigt und das Staatseigenthum nach Möglichkeit der Besitznahme durch den Feind entzogen wurde. Am 4. Januar 1849 verließ er Budapest, ging nach Debreczin und widmete sich, nachdem Mészáros die Leitung des Kriegsministeriums wieder übernommen hatte, mit Eifer seiner Aufgabe als Chef des Generalstabes. Am 10. März vertauschte er diese Stellung mit der höheren als Obercommandant der gesammten ungarischen Streitkräfte, mit Ausnahme der unter Bem in Siebenbürgen stehenden Truppen; nachdem Dembinski’s Angriffspläne gescheitert waren, stellte das Parlament ihn an dessen Platz, gleichzeitig wurde er zum Feldmarschalllieutenant ernannt. Er entwarf nun einen Feldzugsplan, mußte die Ausführung aber Görgey überlassen, da schwere Erkrankung an einem Gallenfieber ihn längere Zeit an das Bett fesselte und ihn dem Tode nahe brachte. Nach seiner Genesung konnte er nicht daran denken, den Görgey überlassenen und von diesem in hervorragender Weise wahrgenommenen Posten für sich in Anspruch zu nehmen. Statt dessen bestellte ihn die Regierung im Juni unter den schmeichelhaftesten Ausdrücken zum Commandanten der Südarmee als Ersatz für Perczel, der unglücklich gegen Jellačič gefochten hatte. Mit Vetter’s Uebernahme des Oberbefehls trat ein Umschwung in den Verhältnissen ein. Er beschloß, Peterwardein zu entsetzen und gegen Titel vorzugehen, schlug Jellačič am 14. Juli bei Hegyes und befreite Peterwardein, seine Angriffe auf die Titler Platte aber wurden am 23. und 24. bei Perlász, Mosorin und Vilava zurückgewiesen. Dann nöthigte ihn der unglückliche Verlauf der Ereignisse auf den übrigen Kriegsschauplätzen seine Truppen nach Szegedin zurückzuführen. Der Widerstand der Ungarn ging [662] zu Ende. Als Görgey die Führer nach Arad berief um die Entschlüsse zu fassen, welche zu der am 13. August erfolgenden Waffenstreckung von Vilagos führten, befand sich V. in Kadna. Er wußte, was sein Loos sein würde, falls er in die Hände der Oesterreicher fiele, kam daher der Aufforderung Görgey’s nicht nach, sondern sorgte für die Sicherheit seiner Person. Bis zum Mai 1850 hielt er sich im Lande verborgen, dann entkam er nach Hamburg, ging von dort nach Paris, und darauf nach London, in dessen Nähe er an einer militärischen Privatlehranstalt Unterricht ertheilte. Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1859 führten ihn nach Italien, später lebte er in der Schweiz, die im J. 1867 erlassene Amnestie gestattete ihm die Rückkehr nach Ungarn, wo er alsbald in einer vom Landesvertheidigungsministerium zum Zwecke der Vorarbeiten für die Neuaufstellung der Honved berufenen Commission seinen Platz fand; der Wunsch seiner Freunde, ihn zur Leitung der neuerrichteten Ludovika-Akademie berufen zu sehen, fand keine Verwirklichung, doch trat er 1869 in den Genuß einer Pension als k. k. Oberstlieutenant. Er starb am 27. Juli 1882 zu Budapest. Aus seinem Nachlasse wurden in den Neuen militärischen Blättern, 28. bis 32. Band (Berlin 1886–1888) umfangreiche „Betrachtungen über den Feldzug von 1859 in Italien“ veröffentlicht.

Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung „Der Kamerad“ Nr. 61 vom 2. August 1882. – C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 50. Band, Wien 1884.