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ADB:Triva, Johann Nepomuk Joseph Florian Graf von

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Artikel „Triva, Johann Nepomuk Joseph Florian Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 631–633, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Triva,_Johann_Nepomuk_Joseph_Florian_Graf_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 17:24 Uhr UTC)
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Triva: Johann Nepomuk Joseph Florian Graf v. T., königlich bairischer General der Artillerie und Kriegsminister, ward am 26. September 1755 als der Sohn des Commissärs beim Oberhofmeisterstabamte von Triva zu München geboren, trat nach dem frühzeitig erfolgten Tode seiner Eltern am 1. September 1766 als Regimentscadett in das kurfürstliche Heer und ward am 1. December des nämlichen Jahres in das „innere“ oder „noble“ Cadettencorps aufgenommen, dessen Zöglinge eine höhere Stellung einnahmen als die dem „äußeren“ angehörigen. Aus dieser Anstalt kam er am 26. September 1772 als Pikeur und Fähnrich zum Ingenieurcorps und ward zunächst beim Festungsbau in Rothenberg verwandt, 1780 aber, nachdem ihm 1777 der Charakter als Unterlieutenant verliehen war und er sodann eine Compagnie gekauft hatte, in das zu Neuburg an der Donau garnisonirende Infanterieregiment Kronprinz, jetzt 2. Infanterieregiment, versetzt. Veranlassung zu diesem Schritte gab ihm seine 1779 erfolgte Verheirathung mit einer Tochter des Regierungsrathes von Velhorn zu Amberg, die Möglichkeit gewährte ihm der Besitz eines kleinen Vermögens. 1785 kam er als Secondmajor zum Infanterieregimente Pfalzgraf Max (jetzt 8. Infanterieregiment) nach München in Garnison, wo demnächst Graf Rumford ihn bei der Anlage des englischen Gartens gebrauchte, 1791 starb seine Gattin. Im November 1792 führte ihn der Krieg gegen Frankreich ins Feld und namentlich im Jahre 1793 fand er mehrmals Gelegenheit sich hervorzuthun, so daß er zu den ersten gehörte, welche 1795 das Militärehrenzeichen, den Vorläufer des Militär-Max-Joseph-Ordens, erhielten. Er dankte diese Auszeichnung vornehmlich seinem tapferen Verhalten als Bataillonscommandeur bei dem fehlgeschlagenen Versuche in der Nacht vom 16.–17. Juni 1793 die Laufgräben gegen die Festung Mainz zu eröffnen, der Umsicht, welche er einige Monate später bei der Ausführung von Feldbefestigungsanlagen im Elsaß bewies, und der Standhaftigkeit, welche er als Führer eines combinirten Regiments am 22. December jenes Jahres bei einem Rückzugsgefechte auf dem späteren Schlachtfelde von Wörth an den Tag legte. Nach seiner im Herbst 1795 erfolgten Heimkehr aus dem Felde kam er als Oberst und Commandeur zum 2. Grenadierregiment, in welchem er seine infanteristische Laufbahn begonnen hatte und welches jetzt in München stand, 1797 vermählte er sich zum zweiten Male mit der Kammerdienerin der verstorbenen Kurfürstin Elisabeth, Fräulein v. d. Stockh. Das Jahr 1798 rief ihn von neuem auf den Kriegsschauplatz am Oberrhein. Ungeachtet seines, bei einem Officier auffallenden, auf die ihm erwachsenden Kosten begründeten Sträubens und der von ihm ausgesprochenen Bitte, man möge ihn in München belassen und ihn lieber im Generalstabe oder beim Hofkriegsrathe verwenden, mußte er das Commando der zur Reichsarmee gehörigen bairischen Truppen übernehmen. Seine Theilnahme an der Vertheidigung von Philippsburg trug ihm von neuem die Anerkennung seiner Vorgesetzten ein.

Inzwischen war am 16. Februar 1799 Kurfürst Karl Theodor gestorben. Sein Tod verhinderte die Ausführung weitgehender Pläne, durch welche das Heerwesen umgestaltet werden sollte und die auch T. Beförderung gebracht haben würden. Der Nachfolger, Kurfürst Maximilian IV. Joseph, erkannte aber ebenfalls die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform und nahm sich sofort vor T. eine wichtige Rolle dabei zuzuweisen. Zunächst indessen mußte dieser die Stellung als Generalquartiermeister bei einem Hülfscorps übernehmen, welches Baiern unter dem Befehle des Generallieutenants Freiherrn v. Zweibrücken im englischen Solde zum Kriege gegen Frankreich stellte. Mit diesem wohnte er dem Feldzuge [632] des Jahres 1800 bei, ohne, da seine Geschäfte nicht die vom Inhaber der gleichnamigen Stellung gegenwärtig zu erledigenden sondern die eines Intendanten waren, zu eigentlich soldatischer Thätigkeit zu gelangen. Am 14. Juni war er außer der Reihe zum Generalmajor befördert. Eine im folgenden Jahre geschlossene Verbindung seiner Tochter erster Ehe mit dem später sehr einflußreichen Staatsrath Krauß blieb nicht ohne Einfluß auf Triva’s eigene Laufbahn. Diese gestaltete sich immer günstiger. Wenn auch die Stellung als Generalquartiermeister der Armee, welche ihm 1802 zu Theil wurde, damals nicht diejenige Bedeutung hat, welche die eines Chefs des Generalstabes jetzt beanspruchen darf, so ward sie doch unter T. zu einer sehr gewichtigen, da er das Ohr des Kurfürsten hatte und zugleich Chef des Militärcabinets war. Schon zu jener Zeit leitete er die gesammten inneren Heeresangelegenheiten. Auch begannen bereits damals die bedeutenden Zuwendungen an Geld und Geldeswerth in Gestalt von Gageerhöhungen u. s. w., durch welche der Kurfürst Triva’s Leistungen zu wiederholten Malen anerkannte und belohnte. Des letzteren Geschäfte vermehrten sich bald durch die in Gemäßheit des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 eingetretene Erweiterung der bairischen Grenzen und die damit zusammenhängende Verstärkung und Neugestaltung des Heeres. Die letztere veranlaßte, daß am 9. März 1804 ein neues Amt geschaffen wurde, dessen Inhaber – zunächst „Chef des geheimen Kriegsbüreaus“, seit 1808 „Ministerstaatssecretär im Kriegswesen“, seit 1814 „dirigirender Minister des Kriegswesens“, seit 1817 „Staatsminister der Armee“ betitelt – an der Spitze der gesammten Verwaltung stand. Das Amt ward T. übertragen, welcher am 28. September d. J. zum Generallieutenant aufrückte. Die Theilnahme der bairischen Truppen am Kriege des Jahres 1805 bewies, daß Triva’s Friedensthätigkeit eine höchst ersprießliche gewesen war, Kaiser Napoleon erkannte sie durch Verleihung des Großofficierkreuzes der Ehrenlegion und einer Ordenspension von 5000 Francs an, T. selbst aber war bestrebt, die in diesem sowie bei den nachfolgenden Kriegen gemachten Erfahrungen zu immer weiteren Verbesserungen auszunützen. Die große Zahl der durch ihn geschaffenen Einrichtungen legt Zeugniß für seine umfassende Wirksamkeit und sein Verständniß ab. Am lautesten aber sprechen für seine Leistungen die in den zehn Jahren von 1805 bis 1815 stets erneuten Truppenaufstellungen, zuerst im Dienste der Heeresfolge Napoleon’s, dann für die Ziele der Befreiungskriege und nach Beendigung der letzteren die den geänderten Verhältnissen angepaßte Neuorganisation der Armee. Wenn es dabei auch nicht ohne Mißgriffe abging, so zeugen doch die getroffenen Anordnungen sämmtlich von Triva’s Sachkenntniß, seinem richtigen Urtheile und seiner Thatkraft. Die Anerkennung blieb nicht aus. König Maximilian Joseph ernannte ihn am 11. Januar 1811 zum General der Artillerie, einer Waffe, welcher er selbst freilich nie angehört, in der aber sein Vorgänger Rumford den Rang eines Generallieutenants bekleidet hatte; am 3. Dec. 1816 nahm der König ihn für sich und für seine Nachkommen in den Grafenstand des Königreiches auf; nachdem er ihn am 1. März 1806 zum Großkreuze des an diesem Tage gestifteten Militär-Max-Josephordens ernannt hatte, verlieh er ihm am 20. October 1820 den Haus- und Ritterorden des Heiligen Hubertus, welcher meist nur fürstlichen Personen zu Theil wurde.

Am 26. Sept. 1822, an welchem Tage er vor fünfzig Jahren in den Truppendienst getreten war, erhielt er den erbetenen Abschied nebst vollem Gehalte, Rang und Titel. Er hatte schon ein Jahr früher um seine Versetzung in den Ruhestand nachsuchen wollen, zumal in Aussicht stand, daß Wrede, mit dem er nicht immer übereinstimmte, den Oberbefehl des Heeres übernehmen würde, hatte aber den Gedanken aufgegeben, weil er das Bedürfniß fühlte, bevor er [633] aus dem Amte schiede, der Ständeversammlung Rechenschaft über seine gesammte Geschäftsführung und auch über seine persönlichen Einnahmen, abzulegen. Die Stelle als Chef des Generalstabes hatte er schon im J. 1820 an General v. Raglovich abgetreten; man warf ihm vor, daß er für diesen Zweig seiner Geschäfte nicht das genügende Interesse und auch nicht hinreichendes Verständniß gezeigt habe. T. hatte überhaupt viele Gegner. Seine langsame, trockene, etwas pedantische Natur paßte weder für den hochangelegten, lebhaften Kronprinzen Ludwig noch für den frischen thatkräftigen Wrede und die Mehrzahl der Officiere glaubte, daß seine Fähigkeiten die eines tüchtigen Verwaltungsbeamten und pünktlichen, ordnungsliebenden Geschäftsmannes seien, daß sie aber für die Ansprüche, welche sein Amt machte, nicht ausreichten und daß sein Gesichtskreis ein beschränkter sei, dabei verletzte sein rauhes unfreundliches Wesen und seine Derbheit. Seine Rechtlichkeit und seine Unparteilichkeit aber wurden allgemein anerkannt. Er starb am 8. April 1827 zu München. In ihm erlosch der Mannesstamm seines Geschlechtes. Seit dem 24. September 1842 führt ein an der Donau belegener Cavalier der Festung Ingolstadt seinen Namen.

Bayerische Bibliothek. Begründet und herausgegeben von Karl v. Reinhardstoettner und Karl Trautmann, 29. und 30. Band: Johann Nepomuk Graf v. Triva, von Adolf Erhard, Oberst z. D. und Vorstand des Kriegsarchivs. München 1892.