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ADB:Trescho, Sebastian Friedrich

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Artikel „Trescho, Sebastian Friedrich“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 574–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trescho,_Sebastian_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Trescho: Sebastian Friedrich T., evangelischer Prediger, † 1804. In Herder’s Leben spielt eine zwar nicht erfreuliche, aber viel erwähnte Rolle der Diakonus von Mohrungen, Sebastian Friedrich T.; derselbe hat sich auch als erbaulicher und unterhaltender Schriftsteller, der zwischen Pietismus und Aufklärung in subjectiven Stimmungen sich bewegte, weit über die Kreise von Ost- und Westpreußen hinaus einen Namen erworben. T. wurde als Sohn eines Justizrathes am 9. December 1733 zu Liebstadt in Preußen geboren. Seine Vorbildung erhielt er ebendaselbst; zu Königsberg aber absolvirte er seine Studien. Als ein kränklicher und zu Hypochondrie geneigter Mensch verließ er die Universität in der Erwartung, in seiner Heimath bei seinen Eltern, zu denen er sich begab, zu sterben. Als aber bald darauf 1760 zu Mohrungen sein Schwager, der dort Diakonus war, mit Tode abging, übernahm T. auf Zureden der Gemeinde dessen Amt und verblieb so in Mohrungen im Kirchendienst bis an seinen Tod (1804, 29. October). T. war immer unverheirathet; eine bejahrte Schwester stand seinem Haushalte vor; neben seinen Amtsgeschäften lebte er der privaten Schriftstellerei; fast Jahr für Jahr setzte er als pietistisch-aufgeklärter Schöngeist ein Buch nach dem andern in die Welt und pflegte Beziehungen mit den Vertretern der deutschen Litteratur, so z. B. mit Lavater. Für einen solchen hypochondrischen Gelehrten und routinirten Vielschreiber war ein Aufwärter und Copist eine werthvolle Stütze; zu diesem Dienste nahm er aus seiner Gemeinde einen jungen Menschen zu sich, den Sohn seines Cantors, einen hochbegabten, talentvollen Jüngling, aber ohne dessen Anlagen zu erkennen oder zu fördern; es war der junge Herder, dem es dabei so schlecht ging, daß er als siebzehnjähriger Jüngling froh war, in Begleitung eines mit seinem Regiment durchziehenden russischen Regimentsarztes aus seiner „Sklaverei“ nach Königsberg zu entkommen, wo sich ihm ein anderer Lebensweg öffnete. T. hatte durchaus abgerathen, daß der junge Herder studire, hauptsächlich weil er, der „eigenliebige“ Mann, sich „keinen besseren Abschreiber wünschen konnte als den kenntnißreichen Jüngling mit der zierlichen Handschrift“. (Vgl. R. Haym in s. Artikel „Herder“, oben A. D. B. XII, 56). Dennoch hat dieses drückende Verhältniß Herder’s zu T. auch seine gute Seite gehabt, indem der lernbegierige „Lehrjunge des routinirten Schriftstellers“ diesem nicht bloß die Handgriffe des litterarischen Handwerks absah, sondern auch durch die freie Benutzung der Bibliothek desselben mit manchem Autor bekannt wurde, der auf sein ganzes späteres Leben Einfluß gewann. Werke von Klopstock, Kleist und Lessing hat er schon bei T. kennen und lieben gelernt (vgl. R. Haym a. a. O.). – Die meiste Beachtung fand unter seinen zahlreichen Schriften die „Sterbebibel oder die Kunst, selig und fröhlich zu sterben“ (Königsberg 1762 3 Theile;. 2. Aufl. 1767) und die „Geschichte meines Herzens, aus den Vorfällen des vergangenen zum Vortheil des künftigen Jahres gezogen.“ (Ebendas. 1763.) Weniger Glück hatte er mit dem Seitenstück zur Sterbebibel, mit der Lebensbibel, die er auf Wunsch des Fräulein von Klettenberg zu Frankfurt a. M. (Goethes „schöner Seele“ vgl. s. Werke Ausg. letzter Hand Bd. 25, 196; 26, 103 f.) unter dem Titel „Die [575] Kunst glücklich zu leben, als eine Wochenschrift zur Erbauung abgefaßt“ (Königsberg 1765 8°) veröffentlichte.

Die Schriften Trescho’s, außer den genannten, finden sich bei Döring (siehe unten) aufgezählt. – Sein Bildniß trifft man im 1. Bande seiner Sterbebibel (1762) und in der Schrift „Einige Charakterzüge u. s. w.“ (s. unten).

Vgl. Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands u. s. w. 4. Bd. (1835), S. 513–519. (Ferner dort citirt:) „Einige Charakterzüge aus dem Leben des verstorbenen Diakonus zu Mohrungen S. F. Trescho“ (Königsberg 1807). – R. Haym’s Art. über „Herder“ in Bd. 12 und dessen zweibändiges Werk „Herder nach s. Leben“ u. s. w. (Berlin 1877 ff.)