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ADB:Thrasamund

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Artikel „Thrasamund“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 134–135, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thrasamund&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:31 Uhr UTC)
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Thrasamund, asdingischer Vandalenkönig, 496–523, Sohn des Genzo, eines Sohnes des Begründers des afrikanischen Vandalenreiches Geiserich (Genserich). Dieser hatte, als der erste aller Germanenkönige, darin auch von Theoderich und Karl dem Großen nicht erreicht, die Verderblichkeit des Fehlens bestimmter Thronfolgeordnungen in dem germanischen Königthum erkannt und durch Einführung des von den einheimischen Berbern entlehnten Grundsatzes des Seniorats abgeholfen, wonach ohne Rücksicht auf Linie und Grad stets der älteste Mann des Königshauses auf den Thron berufen ward, was auch die Herrschaft von Waffenunreifen möglichst ausschloß. Demgemäß war Th. seinem älteren Bruder Gunthamund (484–496) gefolgt: nach Genserich der bedeutendste Vandalenkönig, hob er, durch Schönheit, Geist und Bildung ausgezeichnet, das schon gesunkene Reich nochmals zu Glanz und Macht, zumal durch die weise, die einzig richtige Staatskunst engsten Anschlusses an die Ostgothen in Italien, die natürlichen Verbündeten des so waglich in Afrika aufgebauten Vandalenreiches, zu dessen Verderben der Nachfolger Thrasamund’s sich mit den Ostgothen verfeinden sollte. Th. suchte die Verbindung mit dem glänzenden Amalerreich und Theoderich vermählte ihm, seinem Verschwägerungssysteme gemäß, seine Schwester Amalafrida (beide waren verwittwet). Als Brautschatz schenkte der König seiner Schwester das für die Vandalen so wichtige Vorgebirge Siciliens, Lilybäum, und gab ihr ein Ehrengeleit von 6000 Kriegern mit; er wehrte einen Angriff der Westgothen auf die Vandalen ab: Th. pflegte eifrig die Freundschaft mit den Amalern z. B. durch Bischof Ennodius von Pavia, er sandte Theoderich’s Eidam, Eutharich, zu den von diesem als Consul abgehaltenen Spielen werthvolle seltene Wüstenthiere Afrikas. Als er den Zorn Theoderich’s gereizt hatte durch Aufnahme Gesalich’s, jenes Bastards Alarich’s II., der (a. 507) dem Enkel Theoderich’s, Amalarich, die Westgothenkrone entreißen wollte, bemüht er sich, den Amaler, er ihm sehr vorwurfsvoll geschrieben hatte, mit höchstem Eifer zu versöhnen durch Entschuldigungen und Geschenke: letztere weist Theoderich zurück, erstere nimmt er an: „es genügt, wenn sich ein König entschuldigt“. Th. eiferte, wie sein großer Schwager, für die Antike: offenbar der gebildetste und für Kunst und Wissen begabteste aller Asdingen, stellte er die Stadt Aliana [135] wieder her, schmückte sie mit neuen Gebäuden, zumal mit Warmbädern, die in einem Jahre fertig gestellt werden mußten: auch sonst erhielt und erneute er zerfallende Werke antiker Kunst: seine Leutseligkeit wird gepriesen. Auch mit Kaiser Anastasius hielt er gutes Einvernehmen: die gemeinsame Neigung zum Arianismus begünstigte das. Aber freilich dieser Eifer für den Arianismus verleitete den König, die thörichte Verfolgung der Katholiken, die Hunerich begonnen, fortzusetzen, wenn auch in viel feineren, milderen Formen. Aehnlich wie Julian der Abtrünnige die Christen überhaupt, suchte Th. nicht durch Strafen die Katholiken zu seinem Glauben zu zwingen oder doch nur ausnahmsweise: so verbannte er wieder, wie Hunerich, den sehr bedeutenden Bischof Eugenius von Carthago, verbot die Neubesetzung durch den Tod erledigter Bisthümer, und schickte, als die Bischöfe von Byzacena dies Verbot verletzten, deren 120 in Verbannung nach Sardinien: regelmäßig aber belohnte er nur die Uebertretenden reichlich mit Aemtern und Schätzen, erließ sogar Verbrechern, traten sie über, die Strafen, während er die Glaubenstreuen übersah oder zurücksetzte. Er studirte eifrig die Streitfragen beider Kirchen, durch seinen Geist und seine Bildung in der Eristik, Dialektik und Rhetorik der Zeit die Katholiken zu widerlegen und zu beschämen, wie er denn ihrem größten Bibelkenner, Sanct Fulgentius von Ruspe, wiederholt Fragen vorlegte, wobei er aber zu lebhaftem Vergnügen seiner katholischen Unterthanen sammt seinem arianischen Bischof von Fulgentius in schriftlicher Form beschämt wurde. So ernst war es ihm mit Bekämpfung des Katholicismus – der allerdings für diese arianischen Germanenstaaten eine stete Todesgefahr bedeutete –, daß er sich sterbend von seinem Nachfolger, Vetter Hilderich, schwören ließ, den Verfolgten nie während seiner Regierung ihre Kirchen und Privilegien wieder zu geben. Der fromme Hilderich half sich durch eine der beliebten heiligen Betrugsarten: nicht während seiner Regierung, gleich nach Thrasamund’s Tod, noch vor seiner Thronbesteigung rief er die katholischen Priester zurück, übergab ihnen wieder all ihre Kirchen und ließ einen neuen Bischof von Carthago wählen. Während Thrasamund’s immer glänzende Stellung nach Außen und im Innern nur durch einen Sieg der Mauren getrübt worden war, führte Hilderich alsbald den Untergang des Reiches herbei, durch sein Streben, das weise Thronfolgegesetz Geiserich’s zu Gunsten seines Sohnes zu brechen, durch die sklavische Unterordnung unter Byzanz und durch die unsinnige Verfeindung mit den Ostgothen: auf bloßen Verdacht hin ließ er Thrasamund’s Wittwe, Theoderich’s Schwester, im Kerker erdrosseln und ihre 6000 Gothen hinmorden: demgemäß wurden die Ostgothen auf Sicilien die besten Helfer Belisar’s.

Quellen und Litteratur: s. Könige der Germanen I. 1861; s. auch die Artikel Geiserich, Hilderich, Theoderich der Große; s. den Stammbaum der Asdingen in Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker I, 180. Berlin 1881.