ADB:Theofried
h. Willibrord (1031) und ward nach dem Tode des Abts Regimbert († am 11. December 1081) dessen Nachfolger. Indessen konnte er erst nach persönlicher Bewerbung in Rom bei Gregor VII. (1083) in den ruhigen Besitz seiner Abtei gelangen, der er dann bis zu seinem Tode (1110) vorstand. Daß er in hohem Ansehen stand, zeigen die nahen Beziehungen zu Erzbischof Bruno von Trier, dem er als Gewissensrath diente und welchem er seine „Flores“ widmete: Bruno hat ihm dann selbst die letzten Ehren erwiesen. Nicht minder erhellt dies Ansehen Thiofrid’s aus der Vermittlerrolle, welche er auf Anrufung beider Parteien unter den Bewohnern [717] von Middelburg auf der Insel Walcheren übernahm und glücklich zu Ende führte – ein Ereigniß, über welches er selbst in der Vita s. Willibrordi berichtet. Als Schriftsteller zeigt sich Th. wohl bewandert in der heiligen Schrift, auch mit dem damaligen Stand der mathematischen und philosophischen Wissenschaften bekannt und, wie Mabillon zugesteht, im Besitz einer nicht gewöhnlichen Gelehrsamkeit. Sein Stil ist schwülstig und schleppend; ob er, wie behauptet wird, des Hebräischen und Griechischen mächtig gewesen ist, muß dahin gestellt bleiben. Seine Schriften sind: 1) Die „Flores epitaphii Sanctorum“, in 4 Bänden, aus Anlaß eines Beschlusses des Abts Regimbert geschrieben, welcher 1059 ein am 18. November zu feierndes Fest aller Heiligen einsetzte, von denen die Abtei Reliquien besaß. Der Verherrlichung dieser Heiligen sind die „Flores“ gewidmet, welche der Jesuit Joh. Roberti 1619 zu Luxemburg (kl. 4°) nebst biographischen Notizen über den Autor herausgab. 2) Die „Vita s. Willibrordi“, welche Th. mit Benutzung einer ältern, von einem Schottenmönch rustico stilo verfaßten, schrieb und die darum nicht ohne Werth ist (vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen 5. A. I, 125). Die Vita ist in einer prosaischen und in einer metrischen Fassung erhalten; ihr Druck wurde von Roberti ebenfalls vorbereitet, aber nicht bewerkstelligt. Jetzt liegt sie in einer Ausgabe der M. G. SS. XXIII, 30–80 wenigstens auszüglich vor und zwar aus dem schönen, dem Erzbischof Bruno gewidmeten Codex, der jetzt in Gotha bewahrt wird. Die metrische Bearbeitung haben dann R. Decker, Trier 1880–1881 (im Progr. des Gymnasiums von Trier) und K. Roßberg, Leipzig 1883, herausgegeben. 3) „Vita s. Lutwini archiepiscopi Trevir.“. Dies Leben des Stifters von Mettlach wurde von Henschen dem Abte Nithard II. von Mettlach zugeschrieben, während die späteren Bollandisten (Act. SS., 29. September, Vit. s. Lutw.) sie Th. zueigneten, worin ihnen Roberti, Mabillon (Ann. O. s. B. V. 136), Brower, Calmet, die Hist. litt. de la France IX, 509 Recht geben; vgl. auch Lager, Gesch. der Abtei Mettlach, Trier 1875. Die Vita-Handschr. in der Stadtbibliothek zu Trier erhalten, ist noch ungedruckt. 4) „Vita s. Irminae“, ebenfalls in Prosa und in Versen geschrieben, von Mabillon <tt(>Acta s. O. B. saec. III, p. 1, p. 532) und der Hist. litt. de la France u. a. O. erwähnt. Bruchstücke aus ihr sind aus einer im Besitz des Herausgebers befindlichen Handschr. s. Z. durch Müller in der Treviris, Archiv für Vaterlandskunde 1841, II, 256–263 und aus einer Pariser Handschr. eb. II, 280–285 abgedruckt worden. 5) „Sermo in natalem s. Willibrordi“ und „Sermo in natalem s. Wilgisli, patris s. Willibrordi“, von Roberti u. a. O. erwähnt und wol ungedruckt. 6) „Sermo de Sanctorum reliquiis“ und „Sermo de veneratione Divorum“, beide im Anhang zu den Werken des Berengosus von S. Maximin, Colon. 1555 bei Soter, veröffentlicht.
Theofried (Thiofrid), Mönch, später Abt von Echternach, lebte in dieser Abtei schon zur Zeit der Ueberbringung der Gebeine des- Vgl. außer der angeführten Litteratur noch J. Marx, Gesch. d. Erzstifts Trier, Trier 1860. II. Abth. I. Bd. S. 353–357.