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ADB:Thangmar

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Artikel „Thangmar“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 651–652, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thangmar&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 19:04 Uhr UTC)
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Thangmar, ein geborener Sachse, Priester und Domherr der Kirche zu Hildesheim, später auch Domdechant, zugleich Bibliothekar und Notar, ist uns nur durch die von ihm verfaßte Biographie des Bischofs Bernward (993–1022, s. A. D. B. II, 505) bekannt. Seine Hauptthätigkeit bestand in der Leitung der Domschule, und hier wurde er auch der Lehrer und Erzieher Bernward’s. Durch diesen, dessen volles Vertrauen er besaß, wurde er mehr als früher zu den Geschäften der bischöflichen Verwaltung herangezogen, besonders als durch die Herrschsucht des Erzbischofs Willigis von Mainz der Streit über die Zugehörigkeit des Klosters Gandersheim entbrannt war, vom Jahre 1000 an. Den Bischof begleitete er u. A. nach Rom und 1002 mußte er, da Bernward erkrankt war, dieselbe Reise allein ausführen, welche ihm Gelegenheit gab, dem Kaiser Otto III. noch kurz vor dessen Ende wiederum nahe zu treten; 1008 hat er auch mit seinem Bischof Heinrich II. auf seinem Feldzug gegen Balduin von Flandern begleitet. Nachdem er 1022 der Einweihung des von Bernward gestifteten Michaelisklosters beigewohnt hatte, wurde er tief betrübt durch den Tod des so hochverehrten Bischofs; selbst schon betagt – er scheint um 950 geboren zu sein – entäußerte er sich seiner Aemter und fand seine Ruhestätte im Michaelskloster, dem er 55 Bücher, eine für jene Zeit sehr ansehnliche und kostbare Sammlung, geschenkt hat. Er starb am 25. Mai, das Jahr aber ist unbekannt. Vorher jedoch hatte er noch die Lebensbeschreibung des Bischofs zum Abschluß gebracht; schon lange war sie begonnen und Bernward selbst hatte, wenn auch widerstrebend, seine Einwilligung gegeben. Zwischen 1008 und 1013 sind die ersten 10 Capitel geschrieben und mit großer Sorgfalt ausgearbeitet; dazu fügte er nach des Bischofs Tod den Schluß, schob aber in die Mitte [652] zwischen beide Theile einen ausführlichen Bericht über den Gandersheimer Streit, welcher das Ebenmaaß stört, an sich jedoch sehr werthvoll ist. Wir besitzen in dieser Biographie eine wichtige und zugleich höchst anziehende Geschichtsquelle der ottonischen Zeit, von warmem Gefühl belebt und zugleich sachlich ungewöhnlich reichhaltig. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Th. auch die Geschichte der Uebertragung der Reliquien des h. Epiphanius von Pavia nach Hildesheim (962) verfaßt hat, welche erst nach B. Otwin’s Tod (1. December 984) geschrieben ist.

Vita Bernwardi ed. Pertz, Mon. Germ. SS. IV, 754–782. Uebersetzung v. H. Hüffer, 2. Ausg. 1893 (Geschichtschr. d. deutsch. Vorzeit XI, 2). – Ch. Beelte, Progr. d. Gymn. Joseph. in Hildesheim 1881. – Wattenbach, Geschichtsqu. (6. Ausg.) I, 346–349.