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ADB:Suhr, Christoffer

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Artikel „Suhr, Christoffer“ von Wilhelm Sillem in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 139–141, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Suhr,_Christoffer&oldid=- (Version vom 1. November 2024, 00:34 Uhr UTC)
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Suhr: Christoffer S., Kunstmaler, in Hamburg geboren am 31. Mai 1771, † am 12. Mai 1842. In dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurden dem Lohgerber Christoffer S. in Hamburg drei Söhne geboren, welche sämmtlich künstlerisch beanlagt waren, gleich ihrem Urgroßonkel Peter S., der 1682 in Hamburg geboren, seine Laufbahn als Zeichner in einer Tapetenfabrik in Kassel begann und als Kunstmaler in Frankfurt, wo er später, verheirathet, lebte, sie auch wahrscheinlich beschlossen hat. Der auf den obengenannten Christoffer folgende Bruder, Cornelius, geboren am 8. Januar 1781, † am [140] 3. Juli 1857, ging von der Zuckerbäckerei, d. h. Zuckerraffinerie, die infolge der Continentalsperre nicht mehr das nahrhafte Geschäft wie ehedem bildete, zu künstlerischen Beschäftigungen über. Auch der jüngste, Peter, geboren am 17. Juni 1788, † am 20. September 1857, verließ das kaufmännische Geschäft, dem er sich gewidmet hatte, und führte nach 1812 gemeinschaftlich mit seinen Brüdern eine Spielkartenfabrik, deren Waaren als geschmackvoll bezeichnet wurden; doch da er hierbei seine Rechnung auch nicht fand, legte er eine Steindruckerei an. Er hat sich verdient gemacht durch die Aufnahme und Lithographie zahlreicher Hamburger Ansichten, die durch Naturtreue ersetzen, was ihnen an künstlerischer Ausführung etwa fehlen möchte. Christoffer S. dagegen widmete sich von Jugend auf der Malerei, zunächst bei einem Decorationsmaler, bis ihn der Vater, der regelmäßig die Braunschweiger Messe besuchte, dem Professor Weitsch, Inspector an der Salzdahlumer Galerie, zur weiteren Ausbildung übergab. Unter dessen Anleitung übte er sich während zwei Jahre im Copiren. Drei Jahre lang hielt er sich dann in Italien auf, besuchte Wien und Dresden, und erwarb sich durch sein „Urtheil des Midas“, 1796, erst 25jährig, in Berlin den Titel eines Professor extraordinarius der Akademie der Künste. Nun kehrte er nach Hamburg zurück, zu einer Zeit, wo nach glänzenden Geschäftsjahren bald aller Handel stockte und jedermann sich aufs äußerste einschränken mußte. Seine Absicht, sich vorzugsweise der Decorationsmalerei zu widmen, wurde überdies durch französische Künstler, die ihn verdrängten, vereitelt. Daher wandte er sich zur Porträtmalerei und lieferte während einer Reihe von Jahren eine große Anzahl Bildnisse in Oel, die zum Theil sehr sorgfältig und sauber ausgeführt sind, und denen eine treffende Aehnlichkeit nachgerühmt wird. Ein gewisser reichsstädtischer Localpatriotismus war ihm eigen. Gleichwie sein Bruder Peter in spätern Jahren Hamburger Ansichten aufnahm, die nach dem großen Brande von 1842 von besonderem historischen Interesse geworden sind, so führte auch Christoffer figurenreiche Bilder aus dem Hamburgischen Volksleben höchst genau und sauber in Aquatinta, auf Kupfer geätzt, aus. Von seinem Bruder Cornelius wurde er bei der Herausgabe dieser Kupferwerke unterstützt. Zum Vorwurf wählte er „Die Hamburgischen Trachten" in 36 colorirten Blättern herausgegeben und vollendet 1802, von denen einzelne Blätter schon bei ihrem Erscheinen, und noch später 1827 in einem großen französischen Kupferwerke von Gatine nachgestochen worden sind. (Mitth. des Vereins f. Hamb. Gesch. 1892, S. 213 ff. u. S. 312 f.) Hieran reihte sich in 120 Blättern der „Hamburger Ausruf“, Abbildungen der verschiedenen Straßenverkäufer, die sich durch eine Mannichfaltigkeit besonderer Trachten damals noch unterschieden. Als 1807 bis 1808 unter französischer Herrschaft die spanische Division la Romana in Hamburg einquartirt war, gab S. in 18 Blättern charakteristische Darstellungen dieser Soldaten heraus, und später vier große Blätter, „Die Kosacken im Jungfernstieg“, „Die Baschkiren in den Ruinen der abgebrannten Vorstädte“, und zwei Ansichten der von Davoust erbauten Elbbrücke. Neben manchen kleineren Figurenbildern erschien ein größeres Werk aus „Hamburgs Vergangenheit“. In späteren Jahren ließ er durch seinen Bruder Cornelius Panoramen von Hamburg und der Umgegend aufnehmen und ausstellen. Und da diese Unternehmung Beifall fand, so veranlaßte S. ihn, einen großen Theil Europas zu durchreisen und für diese Panoramen Aufnahmen zu machen, die durch ihre Aehnlichkeit, wenn auch nicht immer durch die Ausführung werthvoll waren. Daneben setzte S. die Porträtmalerei fort, obwohl die Gicht in den letzten Jahren ihn an sein Haus fesselte, das er trotzdem beim großen Brande verlassen mußte. Kurz nach demselben ist er gestorben. Die Kunsthalle in Hamburg bewahrt einige seiner Bildnisse, [141] während die genannten Blätter in Aquatinta zu den gesuchtesten Hamburgensien gehören.

Hamburger Künstlerlexikon 1854.